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  • Bruder

Wie das WTG-Dogma "Blutschuld" Angst erzeugt!


Ja, wenn die Liebe uns ganz erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst. Wer sich also fürchtet und vor der Strafe zittert, der kennt wirkliche Liebe noch nicht.1. Joh. 4:18

In all den Jahren, in denen ich mich aktiv bei den Zeugen Jehovas einbrachte, wurde ich von Angst geleitet. Ich bin überzeugt, bei einem Großteil der Zeugen Jehovas ist dies ebenso, auch wenn die meisten es nicht wahrhaben wollen.

Vor diesem Hintergrund machte ein gebräuchlichen Begriff bei Jehovas Zeugen die Runde, der es mir persönlich all die Jahre unmöglich machte, ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Schöpfer aufzubauen “Blutschuld“.


Der Begriff "Blutschuld" erscheint zwar im Alten Testament (z. B. Ex 22,2; 1Sam 25,26; Spr. 28,17) ist aber eine von der WTG zu einem Dogma umgedeutet Worthülse und wird von der WTG zum Aufbauen einer Drohkulisse verwendet, um Angst- und Schuldgefühlen zu erzeugen.

Gemäß der „WTG-Bibel-Exegese“ lädt jeder "Zeuge Jehovas" "Blutschuld" auf sich", wenn er im sogenannten "Predigtdienst" nicht sein Bestes gibt, und nicht jede Gelegenheit nutzt, um seine Mitmenschen vor "Gottes kommendem Strafgericht" zu "warnen".

Sollte also ein Mensch aus deinem dir zugeteilten Gebiet" in Harmagedon umkommt obwohl er von dir hätte gewarnt werden können, so musst du damit rechnen mit deinem eigenen Leben bezahlen.


Dies führt dazu das ein Zeuge Jehovas immer in der Angst lebt in Harmagedon dennoch umzukommen, obwohl er wie er sagt, an Jesus Christus glaubt. Er lebt und leidet unter dieser Angst, genauso „Vernichtet“ zu werden wie diejenigen, die er hätte warnen sollen. Dies wurde in der Vergangenheit immer wieder betont, obwohl zugegeben, in jüngster Zeit nicht mehr so offensiv. Mit Hes. 3:18-33,6-9 und Apg. 20,26. versucht man diese Furcht biblisch zu belegen.

(Auf dieses Thema wird im Glossar unter B - Blutschuld näher eingegangen).https://www.bruderinfo-aktuell.de/glossar


Mit der Zeit, wen auch nach vielen Jahren, habe ich mich mit dieser merkwürdigen und nicht zum Bild eines - gerechten und liebevollen Gottes - passenden „WTG- Bibel-Exegese“ näher befasst. Wie kann es sein das Menschen, die das Opfer Jesu glaubensvoll annehmen, für das Leben der anderen Menschen verantwortlich gemacht werden? Hat der Schöpfer und unser Erlöser uns wirklich die Verantwortung für die Rettung unserer Mitmenschen aufgebürdet? Für einen gläubigen Menschen wäre dies eine untragbare Verantwortung. Wie kann ich mich mit dieser Last über meine eigene Rettung noch freuen?

Wie kann ich von Liebe erfüllt ein angstfreies Leben als Christ führen? Ein Text der mich im Zusammenhang mit dieser Frage zum Nachdenken veranlasste war 1. Joh. 4:18


Ja, wenn die Liebe uns ganz erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst. Wer sich also fürchtet und vor der Strafe zittert, der kennt wirkliche Liebe noch nicht.“ 1. Joh. 4:18

Dieser Text öffnete mir die Augen und zeigte, dass ich den Kern der guten Botschaft nicht wirklich erkannt und verstanden habe. Und ich bin zutiefst überzeugt, ein Zeuge Jehovas wird durch diese Lehre der WTG systematisch daran gehindert den Wert des Opfers Jesu überhaupt zu erkennen.

Furcht ist eigentlich eine gesunde Reaktion auf eine unbestimmte Situation, aus der sich eine konkrete Bedrohung ergeben kann. Während die Furcht den Verstand beflügeln, um sich aus dieser Situation zu befreien, wirkt die Angst lähmend auf den Verstand. Gerade diese Tatsache wurde schon immer als hervorragendes Mittel gesehen, um Menschen mit Angst gefügig zu machen und sie dorthin zu bewegen, wo man sie haben wollte. Diffuse Ängste vor existenzbedrohenden Einflüssen sind in unserer turbulenten Zeit für zahllose Menschen zum steten Begleiter geworden, und sie fürchten sich, weil sie nicht wissen, was ihnen die Zukunft bringt.


Jehovas Zeugen werden auf der Grundlage eines Bibelverses auf Furcht geprägt, in der Annahme, dass auch Paulus auf Grund der Angst vor Blutschuld seine Tätigkeit ausführte. Gemäß Apg. 20:26 beteuerte er vom Blut der Menschen freit zu sein, wenn er sagt: „Ich bin nicht schuld daran, wenn einer von euch verloren geht“.


Dieser Text bildet die ultimative Grundlage für das Blutschuld-Dogma der WTG.

Ich denke, diesen Vers sollten wir etwas genauer betrachten um zu verstehen was Paulus hier wirklich ausdrücken wollte.

Um den Kontext richtig einordnen zu können lesen wir vom Vers 24 an, Zitat:

24 Aber mein Leben ist mir nicht wichtig. Vielmehr will ich bis zum Schluss den Auftrag ausführen, den mir Jesus, der Herr, gegeben hat: die rettende Botschaft von Gottes Gnade zu verkünden.
25 Hört, was ich euch nun sagen möchte: Ich weiß, dass keiner von euch, denen ich von Gottes Reich gepredigt und bei denen ich gelebt habe, mich wiedersehen wird. 26 Deshalb erkläre ich euch heute: Ich bin nicht schuld daran, wenn einer von euch verloren geht.
27 Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern euch den ganzen Plan Gottes zur Rettung der Welt verkündet. 28 Von jetzt an müsst ihr auf euch selbst achten und auf die ganze Gemeinde, für die euch der Heilige Geist als Hirten eingesetzt hat. Ihr sollt die Gemeinde Gottes hüten, die er sich durch das Blut seines Sohnes[2] erworben hat. 29 Denn ich weiß: Wenn ich nicht mehr da bin, werden sich falsche Lehrer in die Gemeinde einschleichen und wie reißende Wölfe über euch herfallen.
30 Sogar innerhalb der Gemeinde wird es Männer geben, die nur deshalb die Wahrheit verfälschen, weil sie Menschen, die zu Jesus gehören, für sich selbst gewinnen wollen. 31 Seid also wachsam! Denkt daran, dass ich drei Jahre lang unermüdlich jedem von euch Tag und Nacht den rechten Weg gewiesen habe, manchmal sogar unter Tränen.

Halten wir fest, Paulus sagt im Vers 24 - sein Leben sei ihm nicht wichtig, vielmehr wollte er den Auftrag ausführen, den er persönlich von Jesus erhielt, die rettende Botschaft von Gottes Gnade zu verkünden. Daraus ist zu entnehmen das Paulus die Botschaft nicht aus Angst vor dem Verlust seines eigenen Lebens predigte. Er hatte keine Angst davor sich Blutschuld aufzuladen. Von daher wollte Paulus mit seiner Feststellung: „Ich bin nicht schuld daran, wenn einer von euch verloren geht“ gewiss kein grundsätzliches Blutschuld-Dogma aufstellen.


Weiter können wir aus seinen Worten entnehmen das er hier nicht vom allgemeinen Verkündigungswerk sprach, sondern von einer kleinen ihm anvertrauten Gruppe, denn wir lesen weiter: „Ich weiß, dass keiner von euch, denen ich von Gottes Reich gepredigt und bei denen ich gelebt habe, mich weiter in seiner Mitte haben wird …… Von jetzt an müsst ihr auf euch selbst achten und auf die ganze Gemeinde, für die euch der Heilige Geist als Hirten eingesetzt hat.“


Paulus sorgte sich also nicht um die sogenannten „Weltmenschen“ also Menschen, die Christus nicht kennen, so wie die WTG seine Worte anwebdet, sondern um Menschen, die sich schon in der Gemeinde Christi befanden. Und hier trugen und tragen die Hirten eine besondere Verantwortung, und wenn sie dieser nicht gerecht werden, dann könnte man von Blut an ihren Händen sprechen.


Paulus wusste dass nach seinem Ableben reißende Wölfe die Herde nicht verschonen würden, und sogar Männer aus der Mitte der Gemeinde aufstehen werden, die Verkehrtes reden, um die Jünger an sich zu ziehen.Deshalb dieser eidringliche Rat zur Wachsamkeit, wenn er sagt:

„seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen“.

Bis zu zu seinem Tot lag ihm das Wohl der Gemeinde am Herzen und so wollte er den Auftrag ausführen, den er von Jesus persönlich erhalten hatte, die Gründung christlicher Gemeinden. Wir sehen also, dieser Text ist kein Beweis dafür, dass Paulus von einer Blutschuld spricht, die jeder Christ auf sich laden würde, wenn er nicht genug Predigtdienst im Sinne der WTG leistet.


Diese angsterregende Bibelexegese hat dazu geführt das viele Zeugen angstvoll auf ihre Berichtskarte schauen. Doch meine Erfahrung war auch, das Einige das Thema „Blutschuld“ nicht wirklich ernst nahmen. Sie beruhigten ihr Gewissen mit der Aussage: „Ich gebe ja mein Bestes“ mache einmal im Jahr Hilfspionier, z.B. in der Dienstwoche mit 15 Stunden Zeiteinsatz im Monat, und bin ein vorbildlicher Verkündiger. Das Thema „Blutschuld“ bereitet mir keine Angst. Wirklich?


Angst ist ein profanes Mittel in der Hand menschlicher Führernaturen der Religion und Politik. Wie kann man sich von dieser Angst befreien? Der Widerpart ist die in Aussicht gestellte Freude auf Belohnung in der Zukunft, die in ausgewogener Kombination gerne als bewährter Lenkungsmechanismus genutzt wird, um die Menschen in einer Doktrin gefangen zu halten. Wenn du gehorchst, wirst du eine herrliche Zukunft haben, wenn nicht wirst du dein Leben verlieren, oder in Verbindung mit der Politik, deine Freiheit.


Um nicht in die Depression abzugleiten, flüchten viele Zeugen Jehovas aus der Angst erzeugenden Vorstellung in Harmagedon für immer vernichtet zu werden, und klammern sich an die Hoffnung, der Sklave werde sie mit seiner von Jehova eingesetzten Organisation in das ewige Leben führen.

Besonders perfide wird diese Art der Manipulation aber immer dann, wenn sie sich hinter dem vermeintlichen Willen Gottes versteckt und wenn Gottes Vorsatz durch ihre eigenen Handlungen unkenntlich gemacht wird.


Wie alle Kirchen, benutzt auch die WTG ihren Einfluss immer dreister, ungeachtet dessen, was ein zunehmend größerer Teil des Einzelnen Verkündigers davon hält. Offen und unverblümt lässt man sich zu Aussagen hinreißen, die man schon lange als grobe Fehleinschätzung erkannt hat und längst hätte zurücknehmen müssen.


In Wirklichkeit mutiert die Mehrheit der Zeugen Jehovas zu einer trägen Masse, die sich vom Sklaven bereitwillig abspeisen und hinters Licht führen lässt. In der Folge wurde selbständiges Denken zugunsten einer unangebrachten Hörigkeit unter das Diktat weniger betagter Männer aufgegeben, welche sich hinter der Parabel vom treuen und verständigen Sklaven verstecken. Und was macht diese, aus lammfrommem Dienern bestehende Gefolgschaft? Sie hat ihr eigenverantwortliches Denken längst an diese menschliche Führungsriege delegiert und hat Angst davor ihren Mut zusammenzunehmen und einige WTG-Lehren eingehender zu hinterfragen.


Solange uns diese Zusammenhänge nicht bewusst sind, werden wir immer bemüht sein, es anderen Menschen recht zu machen, und werden weiterhin ein Spielball religiöser Organisationen bleiben. Noch einmal, wir müssen lernen das zu leben, was uns Freude, Glück und Erfüllung bereitet. Das bedeutet nicht, ein unmoralisches und egoistisches Leben anzustreben, sondern es geht darum, die eigenen Ängste zu überwinden, die uns daran hindern eigenverantwortlich zu leben.


Diese Art der Inventur ist der erste Schritt sich von Ängsten zu befreien. Denken wir an die Worte aus 1. Johannes 3:19-21 Hfa

„Daran zeigt sich, dass die Wahrheit unser Leben bestimmt. So können wir mit einem guten Gewissen vor Gott treten. Doch selbst wenn unser Gewissen uns schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott größer ist als unser Gewissen. Er kennt uns ganz genau. Kann uns also unser Gewissen nicht mehr verurteilen, meine Lieben, dann dürfen wir voller Freude und Zuversicht zu Gott kommen.“

– und das ohne Angst.










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