Die „Rösselsprung-Technik“ – gezielte theokratische Kontrolle und bedingungsloser Gehorsam
- Bruder

- 17. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juli

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Von jeher sind Jehovas Zeugen auf bedingungslosen Gehorsam gegenüber der Wachtturmgesellschaft gedrillt worden. Von zentralisierter theokratischer Kontrolle bis hin zu apokalyptischem Überlebensdruck – alles das ist für sie real. Wie weit die „leitende Körperschaft“, der „treue und verständige Sklave“, bezüglich ihrer Forderung absoluten Gehorsams geht und welche Opfer von Jehovas Zeugen als Nächstes gefordert werden könnten, davon soll in diesem Video die Rede sein.
Zunächst ist festzuhalten: Die auf Angst gegründete Loyalität von Jehovas Zeugen gegenüber der Wachtturmgesellschaft hat eine beklemmende Ähnlichkeit mit dem, was man in anderen totalitären Sekten wie z. B. jener eines Jim Jones vorfindet. Der selbsternannte „Volkstempel“-Gründer trieb 1978 im Dschungel von Guyana über 900 Menschen in den Tod. Siehe Sternbericht
Diese Geschichte zeigt, wie ein talentierter Prediger zum Massenmörder wird und ist zugleich eine Warnung.
Mit ihrer Forderung von „bedingungslosem Gehorsam“ können Sektenführer ihre Mitglieder veranlassen, auch unvorstellbare Befehle umzusetzen, hin bis zu Mord oder Selbstmord.
Ähnlich wie Jim Jones behauptet auch das Leitungsgremium der Zeugen Jehovas, Gottes Kanal zu sein und im Namen Gottes zu sprechen. Ein Zeuge Jehovas wird diesen Vergleich mit Empörung zurückweisen, da er diesen als unangemessen betrachtet. Er fühlt sich durch solche Vergleiche missverstanden und glaubt, seine Überzeugungen und Praktiken würden nicht korrekt wiedergegeben werden.
Tatsächlich befürwortet die WTG keinen kollektiven Selbstmord. Vielmehr fordert sie mit Nachdruck von jedem einzelnen Zeugen Jehovas eine vollständige Selbstaufgabe ein. Diese Erwartung wird von Jehovas Zeugen als Teil ihres Glaubenslebens angesehen und sie sehen die „rückhaltlose Hingabe an Jehova Gott“ als einen zentralen Aspekt ihrer Spiritualität.
Mit der Behauptung der obersten WTG-Führung, der von Jesus eingesetzte „treue Sklave“ zu sein, so wie mit ihren pausenlosen Vorhersagen bezüglich eines „nahe bevorstehenden“ Weltuntergangs fordert die WTG von ihren Gläubigen absolute Loyalität mit der Behauptung, damit das Überleben ihrer Anhänger in einer drohenden Katastrophe zu sichern. Die Angst vor dem Weltuntergang wird als Mittel eingesetzt, um die Anhängerschaft zu mobilisieren und zu kontrollieren, indem ihnen die Konsequenzen von Ungehorsam drastisch vor Augen geführt werden.
Demnach ist für Jehovas Zeugen der Gehorsam gegenüber „dem Sklaven“ von lebenswichtiger Bedeutung. „Der Gehorsam, den wir heute entwickeln, wird uns helfen, lebensrettende Anweisungen zu befolgen, um Armageddon zu überleben“ - so lautet die Devise der „leitenden Körperschaft“.
Hermanus Van Selm, „Helfer des Schreibkomitees der leitenden Körperschaft“, fasst in seiner Tagestextbesprechung diesen Gedanken in diesem Sinn zusammen. Siehe hier JWORG Video ab Min 9
Auch in der „Wachtturm-Studienausgabe“ vom Oktober 2023 wird in dem Artikel „Bist du bereit zu gehorchen?“ mit Bezug auf Jakobus 3:17 das Thema „Gehorsam“ aufgegriffen und behauptet:
„Wie Jakobus schrieb, zeugt es von Weisheit, „zum Gehorchen bereit“ zu sein. Wir sollten uns deshalb bereitwillig denen unterordnen, denen Jehova ein gewisses Maß an Autorität verliehen hat“
Wohl wird dieser erwartete „absolute Gehorsam“ mit den Worten relativiert „außer man verlangt von uns, biblische Maßstäbe zu ignorieren“. Doch im nächsten Satz behauptet die WTG, im Namen Gottes zu sprechen. Wer könnte also an der Richtigkeit ihrer Aussagen zweifeln?
„Auf Jehova zu hören fällt uns in der Regel leichter, als auf Menschen zu hören. Kein Wunder, denn was Jehova von uns verlangt, ist immer richtig (Ps. 19:7). Von Menschen kann man das nicht behaupten“.
Wie wahr. Doch wie oft haben Menschen behauptet, „im Namen Gottes zu sprechen“, was zu großen Konflikten zwischen göttlicher und menschlicher Autorität geführt hat.
Die Gefahr, dass Menschen durch diese Art von Einfluss in ihrer Spiritualität und ihrem moralischen Handeln fehlgeleitet werden ist groß. Ein kritischer Umgang mit solchen Behauptungen ist daher notwendig, um sicherzustellen, dass die eigene Beziehung zu Gott nicht durch menschliche Interpretationen beeinträchtigt wird.
Vor diesem Hintergrund muss die folgende Aussage sehr kritisch betrachtet werden:
„Dennoch überträgt unser himmlischer Vater Menschen Autorität – ob Eltern, dem Staat oder Ältesten (Spr. 6:20; 1. Thes. 5:12; 1. Pet. 2:13, 14). Wenn wir uns Autoritätspersonen unterordnen, hören wir in Wirklichkeit auf Jehova. Wir werden sehen, wie uns das selbst dann gelingt, wenn wir uns mit einer Anweisung schwertun“.
Demgemäß sollte man sich bemühen, Jehova und denen, die er in eine Autoritätsposition gesetzt hat, zu gehorchen. Ob jedoch der inspirierte Schreiber Jakobus hier von einem bedingungslosen Gehorsam gegenüber Menschen sprach, ist zu bezweifeln. Diese Art der Argumentation ist ein treffendes Beispiel dafür, wie die so genannte „Rösselsprungtechnik“ funktioniert.
Die oben erwähnte, von Jim Jones gegründete „Volkstempel“-Sekte bietet ein Musterbeispiel dieser gefährlichen Form der Rhetorik und autoritären Kontrolle. Ihre Anhänger wurden dazu gebracht, blinden Glauben zu entwickeln und Anweisungen zu befolgen, ohne sie zu hinterfragen.
Jones' Fähigkeit zu manipulieren verdeutlicht die potenziellen Gefahren solcher Gruppen. Dies wirft wichtige Fragen betreffs der Natur von Glaubensgemeinschaften und der psychologischen Mechanismen auf, die Menschen dazu verleiten können, auf den Gebrauch ihrer kritischen Denkfähigkeit zu verzichten.
Doch zurück zu der von Hermanus Van Selm benutzten Rösselsprungtechnik. Seine Argumentationen und Darlegungen sind ein treffendes Beispiel dafür, wie sie funktioniert.
Die Rösselsprungtechnik beinhaltet gezielte Wechsel zwischen verschiedenen Themen und Bibelstellen, um die Zuhörer sowohl emotional als auch intellektuell anzusprechen. Dabei wird oft mit anschaulichen Beispielen und persönlichen Geschichten gearbeitet, um eine tiefere Verbindung herzustellen.
Sie zielt darauf ab, die Zuhörer dazu zu bewegen, die Lehren und Sichtweise der „leitenden Körperschaft“ zu übernehmen. Die Art und Weise, wie Hermanus Van Selm eine Verknüpfung zwischen „Armageddon“ und „Gehorsam“ konstruiert ist ein Musterbeispiel dafür. Siehe hier JWORG Video
Ein typisches Merkmal der Rösselsprungtechnik ist die systematische Herangehensweise an die Erklärung eines bestimmten Begriffs. Ein bestimmter Begriff wird im Sinne einer wissenschaftlichen Analyse theoretisch auseinandergenommen, um dem Gesagten den Anschein zu verleihen, logisch fundiert zu sein. In unserem Fall ist es die Wendung „zum Gehorchen bereit sein“ aus Jakobus 3:17. Man beachte, wie Hermanus Van Selm hier besonders betont, dass dieser Ausdruck „zum Gehorchen bereit sein“ nur ein einziges Mal, nämlich an dieser Stelle in der „Neuen-Welt-Übersetzung“ erscheint. Jedoch sollte man hier auch darauf hinweisen, dass die „Neue-Welt-Übersetzung“ die einzige Übersetzung ist, die Jakobus 3:17 in diesem Sinne wiedergibt. Alle anderen Übersetzungen vermitteln einen anderen Gedanken.
Für Jakobus ist „die Weisheit von oben“ vor allem rein und friedlich. Es geht ihm um die Bereitschaft nachzugeben und Streitgespräche zu vermeiden. Deshalb lesen wir in der „Hoffnung für alle“, eine Übersetzung die sich bemüht, den wirklichen Sinn zu treffen, wie folgt:
“Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist vor allem aufrichtig; sie sucht den Frieden, sie ist freundlich, bereit nachzugeben und lässt sich etwas sagen.“
Doch die WTG macht aus der Bereitschaft, um des Friedens willen nachzugeben einen Befehl zu blindem Gehorsam, wie man ihn von einem Soldaten erwartet; Gehorchen ohne zu hinterfragen – eine Aussage, die der Kontext nicht hergibt.
In seiner Zusammenfassung bringt dann Hermanus Van Selm sein Anliegen noch einmal auf den Punkt. Siehe hier JWORG Video ab Min 9
Kurz vor Armageddon würden sich die Nationen zusammenschließen und Jehovas Zeugen angreifen. Das, was wir aktuell erleben, soll eine „Schulung“ sein, Anweisungen „des Sklaven“ gehorsam zu befolgen. Und je näher Armageddon rückt – wir werden beschützt werden, solange wir gegenüber „dem Sklaven“ zum Gehorchen bereit sind.
Dieses Video veranschaulicht, dass solch absurde Auslegungen nur in Verbindung mit der sogenannten Rösselsprungtechnik vermittelt werden können.
Diese Rösselsprungtechnik ist eine gefährliche Methode, die von Sekten verwendet wird, um Kontrolle über ihre Mitglieder zu erlangen. Durch manipulative Techniken werden individuelle Gedanken und Gefühle unterdrückt, wodurch eine Abhängigkeit von der Gruppe entsteht. Emotionale und psychologische Druckmittel werden gezielt eingesetzt, um die Mitglieder zu Konformität zu zwingen. Diese Praktiken können dazu führen, dass Betroffene ihre eigenen Werte und und ihre Identität verlieren. Die Isolation von Freunden und Familie wird verstärkt und führt zu einem tiefen Vertrauensverlust bezüglich der Außenwelt. Es ist wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein.

Ich hatte so etwas Probleme, den Youtube-Filmbeitrag in englischer Sprache zu verstehen. Aber mir ist gelungen, die deutsche Sprachübersetzung zu aktivieren. Und so habe ich den ganzen Filmbeitrag gesehen. Egal, ob das nun auf dem Kongress so gebracht wird oder nicht, es sind Aussagen der Lk in den angesprochenen Angelegenheiten.
Und das kann ich in der Tat nicht akzeptieren.
Im Grunde geht es um Ausschalten des eigenen Gewissens in Gewissensangelegenheiten. Dazu gehört, wie wir unser Leben gestalten, und wieweit wir uns für das Werk Gottes einsetzen können oder wollen. Dann die perfide Sache, ganz normales sexuelles Verhalten zu "kriminalisieren" und mit "Satan" gleichzusetzen. Der Teufel aus der Kiste wird weiterhin fleißig gebraucht, um damit den Zeugen Jehovas ein schlechtes Gewissen…
Du selber berichtest darüber, wie sehr du einen Weggang oder einen Ausschluss fürchtest, weil es für dich eine schmerzvolle Erfahrung wäre, dem eine Isolation folgen würde. Das möchtest du nicht tragen. Was also soll deine Gegenstimme uns sagen? All diejenigen, die den Mut hatten, die Organisation zu verlassen oder ausgeschlossen wurden, seien nicht glaubwürdig, obwohl du die gleichen Argumente anführen würdest? Die Argumente, die dich sogar hindern, zu gehen?
Dein Gewissen müsste dir doch bis zum Herz schlagen, bei einer solchen Verdrehung der Wahrheit. Wie kann man damit leben?
Es ist seit vielen Jahren übliche Praxis, ehemaligen Zeugen Jehovas die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Dies entbehrt jedoch jeglicher Grundlage, denn die Vielzahl der Erfahrungsberichte und Fallbeispiele und Studien zeichnet ein deutliches Bild, bei dem erkennbar wird, dass das restriktive Verhalten und das psychosoziale Klima in der Organisation, zu Konflikten, Stress und schmerzhaften Erlebnissen führt.
Allein die Strategie den Ehemaligen niedere Gefühle zu unterstellen, die Rachegelüsten gleichkommen, zeigt, wie sehr Kritik vertuscht und unglaubwürdig gemacht werden soll.
Es soll von Missständen ablenken und Verantwortung verdrängen, obwohl klare Indizien für eine hohe Belastung der Gläubigen bei den Zeugen Jehovas vorliegen. Das sind nicht nur Meinungen, das ist dokumentiertes Leid, welches Menschen widerfahren ist. Und dies in einer Dimension, welche in die Hunderttausende geht.
In Verbindung mit dem Thema wurde auch die geistige Gesundheit der Zeugen Jehovas angesprochen und u.a. auch die Zürcher Studie angeführt. Ich bin der Sache mal nachgegangen. Als Erstes fiel mir auf, daß die Studie auf Aussagen ehemaliger Zeugen Jehovas beruhte. "Kann man jedem weggelaufen Knecht vertrauen?" Viellleicht - vielleicht auch nicht. Diese Frage entstand bei mir. Wenn man eine Studie mit den Teilnehmern in diesem Blog und Forum duchführen würde welches Ergebnis wäre da wohl zu erwarten?
Und deswegen ist es m.E. wichtig, auch Gegenstimmen zu erlauben, so wie meine!
Diese Studie führt zum Schluss auch die Grenzen dieser Studie an! Sie darf daher nicht verallgemeinert werden. Individuelle Gründe, unabhängig von der verlassenen Gemeinschaft, spielen da auch hinein.
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13674676.2023.2255144#d1e1183
Ihr Lieben,
die weltweiten WTG-"Regionalkongress"-ZJ-Massenindoktrinationsveranstaltungen haben begonnen, und so sind bereits die ersten geleakten "Kongress"-Videos verfügbar und werden eifrig analysiert, kommentiert und kritisch annotiert, und was sich die Org in selbigen in puncto perfidester Manipulation leistet und wie sehr sie bei ihren ZJ-Drohnen die Daumenschrauben anzieht, kommentiert Wally in seiner Betrachtung 'Die Abtrünnigen [-] Das ist wirklich schlimm! Jehovas Zeugen erreichen neuen Tiefpunkt'. So wird z. B. der Tatbestand des Kommunizierens mit anderen Menschen über Soziale Medien als "Mangel an Demut" (weil man sich selbst dadurch "zu wichtig nimmt") und als "Jehova auf die Probe stellen" gebrandmarkt.
Das wirklich alles toppende Merkmal jedoch ist das Nebeneinandersetzen neuzeitlicher Videoszenen mit den an Jesus gerichteten Versuchungen Satans (Video-Snippets aus dem JW.Org-"Jesus"-Videomachwerk), um…