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Weitere barmherzige Veränderungen




 

Wer hätte das noch vor einigen Monaten noch gedacht? Obwohl, man hätte es erwarten können. Es deutete sich schon seit einiger Zeit an, dass der treue Sklave Veränderungen plant, nicht nur in Bezug auf Lehre und Auslegung einiger Bibelstellen, die bisher als unumstößlich galten, sondern auch im organisatorischen Bereich, als auch im Erscheinungsbild des Einzelnen Zeugen.

 

Die erste Bombe platzte, als die leitende Körperschaft vor einigen Wochen großzügiger Weise dem einzelnen Zeugen gestatte selbst zu entscheiden, ob er sich mit einem Vollbart schmückt oder nicht.

Aber damals ahnten schon einige, das auch unsinnige Kleidervorschrift - z. B. für Frauen das tragen einer Hose in der Versammlung, gekippt werden könnte.


Und siehe da, genau so kam es. Mark Sanderson bekam von der leitenden Körperschaft den Auftrag, im Rahmen des aktuellen Lagebericht  Nr. 2 für 2024 einen Brief vorzulesen, in dem weiter ockerungen bekanntgegeben wurden.

 

Viele werden das sicherlich schon mitbekommen haben, dennoch, hören wir uns diese Veränderungen im Einzelnen noch einmal an.

 

Ja, wer ihn nicht erkannt haben sollte, dass war Mark Sanderson, kaum wieder zu erkennen mit seinem Vollbart, der ihm gut steht. Dennoch, es ist schon erstaunlich, wie schnell er seine Ansicht bezüglich eines Vollbartes änderte und Jehovas Zugeständnis umsetzt.  Doch eigentlich hat er sich in seiner Funktion als Glied der leitenden Körperschaft selbst die Genehmigung erteilt, praktisch, aber nicht gerade ein Zeichen von Ehrlichkeit.

 

Als Mitglied der leitenden Körperschaft war er mit verantwortlich dafür, dass Brüder, die sich für einen Vollbart entschieden, als unreife Personen angesehen wurden.

 

Und nun ist er einer der Ersten, der dem „neue Licht“ folgt. Wie kann man seine Meinung so schnell ändern? Aber ein gutgeschulter Zeuge sieht das nicht so negativ, im Gegenteil. Ein Zeugen Jehovas ist nun mal so erzogen wurden, schnell zu Gehorchen und schnell alle Neuerungen umzusetzen. So kann er zeigen, wie gehorsam er ist.

 

Wie dem auch sei, wer jetzt auf einmal mit Vollbart erscheint, obwohl er in der Vergangenheit dagegen argumentierte, offenbart sich als das, was er schon immer war, als ein Heuchler, der sein Leben nach den Anweisungen einer Organisation ausrichtete, in der Überzeugung, Gott zu gehorchen.

 

Gehen wir noch einmal auf die einzelnen Änderungen ein. Also, Brüder sind nicht mehr verpflichtet im Predigtdienst, in den Versammlungen oder auf Kongressen eine Krawatte oder eine Jacke zu tragen, was für eine Barmherzige Neuerung.

 

Ich muss gestehen das ich, wie viele Ehemalige auch, schon immer, besonders wenn die Wetterverhältnisse dafür sprachen, mir die Freiheit nahm, auch ohne Krawatte oder Jacke einen Kongress oder eine Versammlung zu besuchen, und im Predigtdienst auf Jacke und Krawatte verzichtete. Warum sollte ich auf die Barmherzigkeit des Sklaven oder Jehovas warten, wenn ich selbst einen gesunden Menschenverstand habe, um in dieser Frage Entscheidungen zu treffen.

 

Doch jeder ehemalige Zeuge weiß aus Erfahrung, - persönliche Entscheidungen bezüglich Kleidung wurden wenig geduldet.

 

Wie glücklich müssen sich Schwestern jetzt fühlen endlich von dem Hosenverbot befreit zu sein. Nun werden sie nicht mehr als verkappte Emanzen schief angesehen, wen sie mit einer schicken Hose oder in einem Hosenanzug in der Versammlung auftauchten.

 

Jetzt endlich wird man sie auch als reife theokratische Schwester akzeptieren, die ihren Ehemann gehorsam im Predigtdienst begleitet, natürlich nur mit einem Rock. Und erst die Ehemänner dieser „Emanzen“. Wie haben sie unter der Eigenwilligkeit ihrer Frauen gelitten.

Endlich sind sie das Image eines Ehemanns, der seine Frau nicht im Griff hat los und dürfen als vorbildlicher Ältester auftreten. Ja, das gab sie wirklich, Ehefrauen von Ältesten, die von ihrem Recht, eine schicke Hose oder schicken Hosenanzug zu tragen, Gebrauch machten, egal was die Ältesten oder die Kreisaufseher dazu sagten, wenn auch wenige.

 

Und dann, das absolute Kontaktverbot zu ausgeschlossen wurde ein bisschen aufgeweicht.  

 

Ausgeschlossene, die auf Grund einer moralischen Verfehlung aus der Gemeinschaft „entfernt wurden“  dürfen nun wieder angesprochen und eingeladen werden, wohl gemerkt einladen zu den Zusammenkünften, nicht privat nach Hause. Das wäre für den Glauben des Einzelnen zu gefährlich.

 

Damit auch der einfältigste Zeuge versteht was gemeint ist präsentiert die WTG bezüglich dieser bahnbrechenden Neuerung ein Beispielvideo.

 

„Wir brauchen ihn aber auch nicht völlig ignorieren“ so Sanderson. Beachte Botschaft, die durch die Bilder, die eine diesem Video vermittelt wird. Eine Ausgeschlossene traurige und niedergeschlagene Sünderin wird von einem Zeugenehepaar vorschriftsmäßig begrüßt. „Kurz begrüßen und willkommen heißen“ so Sanderson.

 

 

Ihn anzusprechen, und zu den Zusammenkünften im Königreichssaal einzuladen ist okay, aber bitte, nicht zu lange mit ihnen Gespräche führen. Der Hintergrund dieser "barmherzigen Maßnahme"? Es geht nur darum, die Anwesenden Zahlen zu puschen. Es ist ja kein Geheimnis mehr, das die Mitgliederzahlen rückläufig sind, doch die Zahlen müssen stimmen. Davon hängt viel ab. Um das zu kaschieren werden Versammlungen zusammengelegt und Säle verkauft.

Diese Änderungen verkauft die leitende Körperschaft als Zeichen der Barmherzigkeit und Liebe Jehovas. Wir lieben euch alle sehr, so Sanderson am Schluss seiner Bekanntmachung. 

Im Umkehrschluss bedeute diese doch nur, dass Jehova und sein Sklave in der Vergangenheit weniger liebevoll und barmherzig waren, oder wie soll man das verstehen?

 

Doch wie dem auch sei, nun zeigt uns Jehova seine barmherzige Seite. Vor Jahren war es in den Augen Jehovas unmöglich einen Ausgeschlossenen auch nur zu Grüßen, und nun darf man ihn sogar ansprechen und zu einer Zusammenkunft einzuladen. Das wird die Ausgeschlossenen aber freuen. Jahrelang wurden sie aufs äußerste gemieden und wie Luft, nein sogar als Abschaum behandelt, und nun werden sie eingeladen in den Saal kommen. Dort versichert man ihnen, wie sehr man sich freut sie zu sehen. Aber bitte keinen privaten Gedanken zu viel austauschen.

 

Als ich noch als Ältester diente, wurde ich von einigen meiner Mitältesten kritisiert, wenn ich einen Ausgeschlossenen im Saal ehrlich begrüßte und mich mit ihm unterhielt. Für sie war ich mit meiner Barmherzigkeit zu weit gegangen, ich war zu liberal.  Oder war ich, was Barmherzigkeit und Menschlichkeit betrifft schon weiter wie Jehova? Bestimmt nicht. Es war mir einfach zu wieder, einen Ausgeschlossenen wie Luft zu übergehen.

 

Und nun, nun werden nicht nur Älteste dazu angehalten zu prüfen, ob Interesse für ein Bibelstudium besteht, nein, jeder darf ihn ermuntern auf die JW.Org - Website zu schauen. So erfreulich diese Änderungen im ersten Moment auch klingen mögen, genaugenommen hat sich nichts wesentliches geändert. Nach wie vor geht man nur auf solche Personen zu, die zu erkennen geben, dass sie „wieder unter der Obhut der Organisation" zurück möchten. Nur solchen Personen gesteht man einen Gruß zu.

 

Bisher war es einem Jehovas Zeugen verboten, einen Ausgeschlossen überhaupt zu Grüßen, obwohl das absolute Grußverbot biblisch nicht zu begründen ist. Wiederholt wurde hier auf Bruderinfo darauf verwiesen, dass diese beiden Texte, - 2. Johannes 10:10,11 - und 1. Korinther 5:11, auf die sich die WTG beruft, zwei unterschiedliche Begebenheiten behandeln.

 

In 1. Korinther spricht Paulus von moralischem Fehlverhalten, aber Johannes sprach von Personen die falsche Lehren vertraten und Christus lästerten. Doch für die Organisation der Jehovas Zeugen stehen falsche Lehren und moralisches Fehlverhalten auf einer Stufe, man differenziert hier nicht.

In 2. Johannes lesen wir, Zitat:

Wenn jemand, der nicht in der Lehre Christi bleibt, …  zu euch kommt und bringt die Lehre Christi nicht bringt, den nehmet nicht ins Haus und grüßet ihn auch nicht.

 

Im Kontext wollte Johannes hier sagen, wer über das hinausgeht, was Christus uns gelehrt hat, der wendet sich von Gott ab. Nur wer sich an die Lehre von Christus hält, bleibt mit dem Vater und mit dem Sohn verbunden. Sollte also jemand zu euch kommen, der euch etwas anderes lehrt, den nehmt nicht bei euch auf und grüßt ihn nicht einmal. Denn wer diesen Verführern, die uns von Christus trennen wollen, auch nur Gutes wünscht, unterstützt sie und macht sich mitschuldig an all dem Bösen, was sie anrichten

 

Johannes ging es also um die Lehre Christi, nicht um die Lehre der WTG. Genau genommen ist es die WTG, die die Lehre Christi verfälscht. Für Sanderson ist die Lehre der WTG gleichbedeutend mit der Lehre Christi. Aber Johannes sprach bestimmt nicht von der WTG – Lehre.

 

Deshalb sollte zunächst grundsätzlich an dieser Stelle geprüft werden, ob die Lehre der WTG der Lehre Christi wirklich entspricht. Doch das haben wir an anderer Stelle schon getan, und viele haben festgestellt das die Lehre der WTG nichts mit der Lehre Christi zu tun hat.

Die Lehre Christi zeigt sich am deutlichsten in der Bergpredigt. Es geht in der Lehre Christi um wahre Gerechtigkeit und wahre Barmherzigkeit. Eine Barmherzigkeit, die jedem durch das Sühnopfer Jesu offen steht.

 

Johannes spricht nicht von Abtrünnigen im Sinne der WTG. Er spricht von Menschen die noch niemals zur Christengemeinde gehörten, sondern schon immer Gegner Christi waren. Somit kann er auch keine sogenannten Abtrünnigen im Sinn gehabt haben.  

 

Dagegen sind die Tatbestände die ein Grußverbot rechtfertigen von Paulus in 1. Korinther 5:11 aufzählt klar umrissen.

„Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ein Unzüchtiger oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber ist; mit so einem sollt ihr auch nicht essen.

 

Nun habe die leitende Körperschaft entschieden, dass jeder auf Grund seines geschulten Gewissens selber entscheiden darf wen er grüßt und wen nicht, so Sanderson.  

Am Schluss seiner Bekanntmachung fragt Sanderson: "Wie hat euch die Jahresversammlung 2023 berührt"?

 

Ja, wie haben dich, wie haben mich die Änderungen berührt? Entschuldigt wenn ich euch offen sage, was ich denke, und wahrscheinlich wird es vielen so gehen wie mir.


Der Sklave erwartet, wie kann es auch anders sein, dass sich die Bruderschaft ganz herzlich bedankt. Wofür? Nun, dafür, dass du als Zeuge keinen detaillierten Berichtszettel mehr abgeben musst. Und auch dafür, dass der Sklave dir nun die Erlaubnis erteilt einen Vollbart zu tragen, und der Krawatten- und Jackett - Zwang unter bestimmten Voraussetzungen aufgehoben ist. Und auch als Frau hast du Grund dankbar sein, denn der Sklave erlaubt dir nun Hosen in den Zusammenkünften zu tragen. Ja, der Sklave geht nun doch mit der Zeit, ist ja schon mal ein Anfang.


Auf welche Veränderungen dürfen wir uns den in Zukunft noch freuen? Was kommt als Nächstes? Die Geburtstagsfeier dürfte in Zukunft auch erlaubt werden, oder doch eher nicht? 

Oder Aufhebung des unbiblisch Bluttransfusionsverbot, wegen dem immer noch viele Zeugen sterben müssen. Die Möglichkeit selbst über eine medizinische Behandlung entscheiden zu dürfen, ohne Sanktionen seitens der Ältesten befürchten zu müssen. Mir fallen noch viele Erleichterungen ein. 

Aber egal was sich die acht oder zehn Männer der leitenden Körperschaft noch überlegen, um kritische Denkende wieder einzufangen. Solange der Absolutheitsanspruch des Sklaven weiter bestehen bleibt, ist es mir egal, wie viele Älteste mich ansprechen und einladen, ich würde mich nicht noch einmal blenden lassen von diesen angeblich Barmherzigen Änderungen.

 

Jahrelang behandelte man mich, wie alle Ausgeschlossenen wie Abschaum, und nun sollen diejenigen, die das Kontaktverbot eisern einhielten, mich liebevoll einladen oder begrüßen?

 

Eine Frage bleibt noch unbeantwortet. Was ist, wenn mehrere Ausgeschlossene die Einladung annehmen und die Versammlung besuchen? Dürfen diese sich dann untereinander angeregt unterhalten und private Kontakt pflegen? Oder muss ich dann als Ausgeschlossener andere Ausgeschlossene meiden und das Kontaktverbot einhalten?


 

Mein Fazit  

Aufgrund der „barmherzigen Änderungen“ der leitenden Körperschaft, - Ausgeschlossene nun im Königreichs-Saal begrüßen zu dürfen, - haben zahlreiche Betroffene die Hoffnung, nun mit ihren ausgeschlossenen Freunden und Angehörigen einen normalen Umgang pflegen zu dürfen.

 

Viele der Ehemaligen haben zum Teil Jahrzehnte kein Lebens Zeichen von ihren Angehörigen gehört. Um so erfreulicher für sie, das die Leitenden Körperschaft hier ihr rigoroses Kontakt- und Grußverbot lockert.

 

Aber die Freude ist verfrüht. Wer die Mitteilungen genau analysiert stellt fest, es geht nur um ein flüchtiges „Hallo“ im Königreichs-Saal, um mehr nicht.

Danach ist alles wieder wie gehabt, ihre Wege trennen sich nach dem Gedächtnismahl. Keine Umarmung oder ein Wiedersehen mit Familie und Freunden, es sei denn, der Betreffende willigt in ein Bibelstudium anhand der WTG-Publikationen ein.

 

 Ansonsten bleibt ein Anruf mit der simplen Frage, wie geht es Dir, weiter unerwünscht

 

Und auf einen Punkt sei ebenfalls noch hingewiesen. Die leitende Körperschaft teilt auch die Gruppe der Ausgeschlossenen in eine Zweiklassengesellschaft. Die „barmherzige Aufweichung“ gilt nur für Ausgeschlossene, aber nicht für die „Abtrünnigen“, die die Organisation auf eigenem Entschluss hin verlassen haben.

 

Also jene, die die Lehren hinterfragten oder die Führerschaft auf Grund der Menschenrechtsverletzungen und Vertuschung von Kindesmissbrauch ablehnten, und auf diesem Gebiet aufgeklärten. 

Diesen Winkelzug der Organisation kann man nur verurteilen. Er lässt viele enttäuschte Seelen zurück.


 



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