Was meinte Jesus gemäß Lukas 23:43 mit "Heute wirst du im Paradies sein"?
- Bruder
- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 4 Tagen

Videolink:
Wir möchten uns in diesem Video mit Lukas 23:43 befassen, mit einer Aussage Jesu aus einer Szene, die jedem Christen bekannt ist. Wir lesen: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ In der von der Wachtturmgesellschaft herausgegebenen „Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift“ (kurz NWÜ) dagegen lesen wir: „Ich versichere dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.“ Dieser Widerspruch soll heute unser Thema sein.
Die Evangelien berichten darüber, dass zwei Verbrecher mit Jesus hingerichtet wurden. Einer von ihnen erkennt, wer Jesus ist und bittet, Jesus möge sich an ihn erinnern, wenn er in sein Königreich kommt. Doch ein Zeuge Jehovas liest in seiner „Neuen-Welt-Übersetzung“ diesen Vers anders. Gemäß der NWÜ antwortete ihm Jesus, Zitat:
„Ich versichere dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23 Vers 43).
Das ergibt natürlich einen ganz anderen Sinn als die Aussage „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“. Da diese Version nicht in das Glaubenskonzept der Zeugen Jehovas passt, versucht die WTG diesen Worten eine andere Bedeutung zu geben, denn der Übeltäter konnte dem Verständnis der Zeugen Jehovas gemäß niemals am Tag der Hinrichtung mit Jesus im Paradies sein.
Jehovas Zeugen erwarten das Paradies erst in der Zukunft nach „Armageddon“ als Belohnung ihrer Glaubenswerke. Die Frage ist also: Was wollte Jesus dem reuigen Übertäter wirklich als Trost mitgeben?
Hier kommt der WTG eine Tatsache zugute, die es möglich macht, das Adverb „heute“ anders zu setzen. Adverbien zeigen an, wann etwas geschieht oder gesagt wird. Im Griechisch des ersten Jahrhunderts gab es keine Satzzeichen so wie wir sie heute verwenden, so dass die Herausforderung beim Verständnis dessen, was Jesus meinte, darin besteht, herauszufinden, wo der Doppelpunkt hingehört.
Sprach Jesus davon, dass er und der Verbrecher noch am selben Tag im Paradies sein würden? Fast alle deutschen Bibelübersetzungen interpretieren diesen Vers in dem Sinn, dass sich das „heute“ auf den Zeitpunkt bezieht, an dem sie gemeinsam im Paradies sein würden. Zum Beispiel übersetzt „Die Gute Nachricht“ mit „Jesus antwortete: Ich versichere dir, du wirst - NOCH HEUTE - mit mir im Paradies sein.“
Es gibt allerdings auch hier einige Probleme mit dieser Wiedergabe. Jesus war an diesem Tag mit Sicherheit nicht in seinem Paradies; er war im Grab. Und auch das Paradies, wie Jehovas Zeugen es erwarten - das irdische Paradies - existierte nicht.
Warum sollten nun all diese gelehrten Bibelübersetzer, einschließlich jener der WTG, Lukas 23:43 so wiedergeben, dass er im Widerspruch zu dem steht, was Jesus tatsächlich erlebte?
Es gibt nur eine Antwort: Eisegese. So nennt man es, wenn jemand der Heiligen Schrift seine eigene Interpretation aufzwingt. Eisegese beschreibt die Praxis, eigene Interpretationen in die Heilige Schrift zu projizieren, damit der Text in das eigene Glaubenskonzept passt, anstatt ihn emäß dem korrekten Kontext zu verstehen. Diese Vorgehensweise führt zu Missverständnissen und zu verfälschten Lehren, da sie die Intention des Autors ignoriert und persönliche Ansichten über die richtige Theologie stellt.
Die Frage ist nur: Wer von den Übersetzern projiziert hier seine persönliche Ansichten in die Übersetzung, um seine Theologie zu rechtfertigen? Hat die „Neue-Welt-Übersetzung“ Recht, wenn sie den Doppelpunkt nach dem Adverb „heute“ so setzt, wie sie es tut - „Ich versichere dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein“?
Viele Zeugen Jehovas sind davon überzeugt, klingt dies ja in ihren Ohren logisch. Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen; dennoch passt hier irgendetwas nicht ganz zusammen.
Das griechische Wort, das im Allgemeinen und in der früheren NWÜ mit „wahrlich“ übersetzt wird, lautet „Amen“ - das gleiche Wort, das wir im Deutschen nach Gebeten verwenden.
Siebenundsiebzig mal finden wir Jesu Wendung „Wahrlich, ich sage euch/ich sage dir“ in der Bibel, z. B. in Johannes 5:24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“
Wie oft taucht an diesen 77 Stellen das Wort „heute“ auf? Nur einmal.
Warum sollte in Lukas 23:43 die Notwendigkeit bestehen, den Doppelpunkt NACH dem „heute“ zu setzen, im Gegensatz zu dem, was üblich ist? Es gibt nur einen Grund: Um die Aussage Jesu passend zur persönlichen Glaubensüberzeugung "hinzubiegen". Vielleicht hat Jesus das Adverb „heute“ gar nicht so gebraucht, wie es die „Neue-Welt-Übersetzung“ vermittelt. Sollte das der Fall sein, dann hatten all die anderen Bibelübersetzer recht, wenn sie den Doppelpunkt an die ihrer Meinung nach richtige Stelle setzten, nämlich VOR das Adverb „heute“.
Könnte es sein, dass die Übersetzer die Zeichensetzung zwar richtig, aber aus dem falschen Grund gewählt haben? Könnte es sein, dass Jesus etwas anderes meinte, als die meisten von uns angenommen haben? Wir sollten bei dem bleiben, was wir wirklich wissen, anstatt das, was die Schrift sagt, zu verändern.
Was wissen und glauben wir? Wir wissen, dass es im Tod kein Bewusstsein gibt. Viele Bibelstellen belegen dies, aber wir brauchen nicht weiterzugehen als bis zur Auferstehung des Lazarus. „Danach sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen, aber ich werde hingehen und ihn aufwecken.“ - Johannes 11:11
Fragen wir uns: Als Jesus Lazarus auferweckte, beschwerte sich dieser wie im Sinne von „Herr, warum hast du mich aus dem Paradies zurückgeholt?“ Nein! Also keine unsterbliche Seele, kein Bewusstsein nach dem Tod, nur das Nichts.
Und noch ein Gesichtspunkt: Wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen, müssen wir uns auch mit dem seelischen Zustand Jesu befassen. In der Nacht vor seiner Hinrichtung sagte er zu Jakobus und Johannes: „Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir.“ - Matthäus 26:38
Jesu war zu Tode betrübt? Überlegen wir: Was hatte Jesus alles durchgemacht? Wir können es uns wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Er wurde verhaftet. Alle seine Freunde und Jünger liefen weg und ließen ihn allein und verlassen zurück. Er wurde vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus gezerrt, wo man ihn mit einer Peitsche, die mit scharfen Knochensplittern gespickt war, fast zu Tode peitschte. Und dann der Schmerz, mit Nägeln an Händen und Füßen durchbohrt und in der Öffentlichkeit aufgehängt zu werden, dem Spott und den Beschimpfungen der Menge ausgesetzt.
Zusätzlich zu all den körperlichen Schmerzen und Misshandlungen trug Jesus die Last der Welt auf seinen Schultern. Er trug die Sünde der gesamten Menschheit auf sich. Er war verantwortlich für die potenzielle Rettung jedes Menschen, der jemals gelebt hatte, nebst unzähliger Milliarden, die noch geboren werden sollten. Er durfte nicht versagen, denn ein Versagen wäre ein unvorstellbarer Verlust.
Und nun, mitten in all dem passiert es, dass einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, ihn bat „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“.
Dieser Kriminelle erkannte, dass Jesus der Messias, der König des Reiches Gottes war, und richtete einen letzten Appell an ihn in der Hoffnung, er könne noch gerettet werden.
Jesus, der die Liebe Gottes vollkommen widerspiegelt, stellte die Not dieses Mannes über seine eigene. Er sammelte die letzten Kräfte, die ihm noch blieben, und gab dem Mann aus der Tiefe seines eigenen Schmerzes, Leidens und seiner Verzweiflung heraus die nötige Zusicherung.
Hatte Jesus die Kraft oder die Zeit, ausführlich zu erklären, was er meinte? Nein, natürlich nicht. Aber mit nur wenigen Worten gab er diesem Mann genau das, wonach sich sein Herz sehnte: Hoffnung und Trost.
Glaubte dieser Verbrecher an ein Leben nach dem Tod? Einige Juden taten es. Ihr Glaube war war zum Teil von heidnischen Kulturen beeinflusst, aber dies war nicht der Moment für theologische Debatten. Was der Mann brauchte, war die Gewissheit, dass sein Leiden an diesem Tag ein Ende haben würde und dass er im Paradies aufwachen würde. Und das wird er auch!
Für ihn wird es genau dieser Tag sein, denn aus seiner Sicht wird keine Zeit vergangen sein. Das ist ein großer Trost für uns alle. Du und ich haben unser Vertrauen in Jesus als unseren König gesetzt.
Wenn du in diesem Augenblick sterben würdest, wieviel Zeit würde aus deiner Sicht zwischen dem Schließen deiner Augen im Tod und dem Öffnen bei der Auferstehung vergehen? Gibt es überhaupt eine Zeiteinheit, die klein genug ist, um das zu messen? Würde es sich nicht wie ein Augenblick anfühlen? Wenn ich heute sterbe, werde ich heute noch leben, selbst wenn schon tausende von Jahren vergangen sein sollten.
Aus der Sicht des Verbrechers neben Jesus wird sein Leben ohne Unterbrechung weitergehen. Er ist einfach eingeschlafen und wird dann wieder aufgewacht sein.
Kann ich nun mit absoluter Sicherheit sagen, dass Jesus das so gemeint hat? Nein, aber so kann man seine Worten verstehen, was zu dem passt, was wir glauben. Doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Im Paradies zu sein bedeutet, mit Jesus in seinem Königreich zu sein. Wird dieser Verbrecher zu den Priestern gehören, die mit Jesus regieren, oder wird er zu den Ungerechten gehören, die gemäß der Offenbarung zu den Quellen des lebendigen Wassers geführt werden? Ich weiß es nicht, und wir sollten auch nicht darüber spekulieren.
Genau so ist es, lieber Autor des BI-Artikels. Für den einen Verbrecher neben Christus am Kreuz konnte überhaupt kein Zweifel bestehen, dass Jesus in dem Moment, also gerade -- eben "heute" und nicht etwa morgen -- mit ihm sprach. Eine derartige Herausstellung von Seiten Jesu wäre daher völlig überflüssig (pleonastisch) gewesen. Der Doppelpunkt nach "heute:" in der Neuen-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas ist daher nicht korrekt positioniert. Nein, der Doppelpunkt gehört davor ("... : Heute).
In derselben Weise gebraucht das Neue Testament und Jesus selber das Wörtchen "heute" auch bei mehreren anderen Gelegenheiten.
Lies Markus 14:30; Lukas 2:11; 4:21; 5:26; 12:28; 13:32, 33; 19:5; 22:34; 22:61; Apg. 13:33; 27:33; 2. Kor. 3:15; Heb. 1:5; 3:7, 13, 15; 4:7; 5:5; Jak. 4:13.
Jacky
Ganz am Ende wird es erwähnt, aber nicht darauf eingegangen:
Lassen wir den Doppelpunkt weg, er ist dafür egal. Jesus sagt doch: Wahrlich ich sage dir, heute, du wirst MIT MIR IM PARADIES sein. Mit anderen Worten, da wo Jesus ist, ist auch der Verbrecher. Wo ist Jesus? Im Paradies! Laut Steffi gibt es 2 davon. Himmel und Erde. Laut Steffi sitzt Jesus im Himmel irgendwo am Thron Gottes. Also im Himmel. Selbst mir wäre es neu daß Jesus im irdischen Paradies sei. Ok, dann ist ja auch der Verbrecher im Himmel, oder? Aber jetzt gibt es doch bei ZJ diese 147000 die in den Himmel kommen und alle Anderen ins irdische Paradies, oder? Während die 147000 ganz spezielle…
Heute wirst Du mit mir im Paradies sein - kann mehrfach verstanden werden.
Die Israeliten erwarteten den Messias, hunderte Jahre lang. Wie lang insgesamt? 1500 Jahre? Ungefähr.
Das heißt, alle Prophetie Jesajas sagt Jesaja für die Zukunft voraus. Auch die Auferstehung.
Mit Lebzeiten Jesus von Nazareth war es "greifbar" und trotzdem noch fern.
Erst mit Jesus Opfertod und seiner Auferstehung erfüllt sich die Vorhersage, dass er nunmehr vom Könisstuhl ab jetzt auferwecken wird.
Darum beschreibt Paulus es in vielen Briefen wie es ist... seit Himmelfahrt ist der Glaube ein anderer.
Wie sehen es andere Mitschreiber mit Sachverstand?