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Warum JW.Org untätige Verkündiger wiederbeleben will?



Die monatliche Sendung auf JW-Broadcasting legte vor einiger Zeit den Schwerpunkt auf die Frage, wie man untätige Zeugen wieder aktivieren kann.

Wie es aussieht, beginnen sich immer mehr Brüder von den Versammlungen zurückzuziehen. Sie geben einfach keinen Bericht mehr ab und sind dann "untätige Verkündiger". Der Versammlungsbesuch erfolgt auch nur noch sporadisch und wird mit der Zeit aufgegeben. Die "Corona-Pause" scheint diesen Trend noch verstärkt zu haben. Das scheint die leitende Körperschaft mehr und mehr zu beunruhigen.


Um diesem Trend zu begegnen, werden jetzt nicht nur die Ältesten in die Pflicht genommen um Untätige „wiederzubeleben“, sondern jeder „vorbildliche Verkündiger“ wird dazu aufgefordert, sich um die „verlorenen Schafe“ zu bemühen.


Diese Video-Episode “Kehre zurück zu Jehova” versucht mit einer Reihe dramatischer Erfahrungen, die bewusst Emotionen schürt, die Untätigen wieder zu motivieren. Man übergeht alle intellektuellen Bedenken oder sachlichen Einwände.

Mit kurzen Videoclips ist man bemüht, besonders Angehörige von Untätigen zu motivieren, ihre untätigen Verwandten zu aktivieren.

Alle diese präsentierten Geschichten laufen nach demselben Muster ab. Hier die armen, unglücklichen und traurigen Untätigen, die dem Einfluss von kritischen Gedanken sogenannter Abtrünniger erlegen sind, und dort die eifrig glücklichen Brüder, die sich dafür einsetzten, diese Untätigen wieder zu „aktiven Zeugen Jehovas“ zu machen.

Diese Videoclips suggerieren, das sich viele Zeugen zurückziehen, weil sie sich zu sehr mit Abtrünnigen und kritischem Gedankengut befasst haben, oder zu sehr auf egoistische Ziele fixiert sind.

Die wahren Gründe für den beunruhigenden Schwund werden nicht einmal ansatzweise erwähnt. Diese Wiederbelebungsaktion untätiger Zeugen wird natürlich mit einem Bibeltext untermauert.

Mark Sanderson von der leitenden Körperschaft verweist auf Hesekiel 34:16


„Ich (Jehova) selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.

Wie so oft, wird auch dieser Schrifttext nicht im Zusammenhang zitiert. Zunächst ist festzuhalten, dass der Prophet Hesekiel hier von der geistigen Führung des jüdischen Volkes spricht, aber


Doch selbst wenn man diesen Vers im übertragenen Sinn auf „untätige Zeugen“ anwenden möchte, sollte man auch den gesamten Zusammenhang dieser Prophezeiung Hesekiels berücksichtigen. Warum? Weil der Zusammenhang zeigt, weshalb sich die „Schafe Jehovas“ zurückzogen und zerstreut wurden.

Nicht weil sie Abtrünnigen folgten, sondern, weil sie schlechte Hirten hatten.

Diese Prophezeiung ist eigentlich eine Weissagung gegen die Hirten Israels. Wenn wir also in diesem Bild bleiben möchten, dann sollten sich unsere heutigen Hirten des „neuzeitlichen Volkes Jehovas“ fragen, ob nicht sie das Problem sind, weshalb so viele Zeugen die Organisation, sprich das „neuzeitliche Volk Gottes“, verlassen.

Lesen wir Hesekiel 34:16 im Zusammenhang:


„Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, die sich selbst weiden!… ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. Das Schwache stärkt ihr nicht und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht.
Und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben. Sie irren umher auf allen Bergen und auf allen hohen Hügeln und sind über das ganze Land zerstreut …. so spricht Gott der HERR:…. Siehe, ich will meine Herde von ihren Händen fordern; …. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen. Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Ich will sie aus allen Völkern herausführen und sie weiden, ich will sie auf die beste Weide führen,… Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken, ich will sie weiden, wie es recht ist.

Hier sind die Hirten verantwortlich, dass die Schafe die Hürden verlassen. Auch die Hirten, angefangen bei den Ältesten der Ortsversammlung, bis hinauf in die Führungsebene der geistigen Führung von Jehovas Zeugen, tragen dafür die Verantwortung. Die geistige Führung ist nur am Fett und an der Wolle der Schafe interessiert, aber nicht am Wohl der ihnen anvertrauten Schafe. Dass es sich mit dieser Aussage nicht um eine böswillige Behauptung Abtrünniger handelt, zeigt sich aktuell an der Entlassungswelle lang gedienter Vollzeitdiener.


Ihr, die ihr euch als der Sklave Christi seht, verlangt Leistung, Anstrengung, ja, das Beste von jedem einzelnen Schaf im Namen Jehovas, um sie dann ins Nichts zu schicken, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Euer Aktionismus ist mit Worthülsen gepflastert, wie: „Das Königreich an die erste Stelle setzen”; “eigene Interessen zurückstellen”; “einen vollen Anteil haben ; “in noch vollerem Maße tätig sein”; “die Königreichsinteressen fördern”; “das Leben vereinfachen ” und bloß „keine Hochschulbildung“ usw.


So, wie die Hirten damals, seid auch ihr nicht daran interessiert, das Schwache zu stärken. Ihr seht nur den Verlust der verlorenen Schafe. Deshalb möchtet ihr, dass sie zurückkommen, damit ihr sie weiter im Interesse der Organisation scheren könnt.

Für euch ist ein Schaf nicht verloren, wenn es seinen Glauben an Christus verloren hat, nein, verloren gilt bei euch ein Schaf, wenn es im Sinne eurer Organisation, untätig ist, sprich keinen Bericht mehr abgibt.

Möchte ein Schaf wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden, wird von ihm erwartet, dass es sich anstrengt, euren Anforderungen zu entsprechen. Was wird erwartet, wenn es wieder in die Hürde der Organisation zurückkehren möchte? Leistung und Einsatz, möglichst als Pionier bis ins hohe Alter oder Einsatz für Bauprojekte, gerne auch durch Spenden.

Das sind die Segnungen, die die Schafe in der Herde Jehovas angeblich glücklich und zufrieden machen. Bruder Sanderson zitiert Jakobus 4:8 „Wer sich Jehova naht, dem naht sich Jehova“.

Das ist richtig, wer sich Jehova naht, dem naht sich Jehova. Doch wie können wir uns nach Ansicht dieser Hirten Jehova nahen? Die Antwort ist nicht schwer: Durch Einsatz und Tätigkeit, durch einen guten Bericht oder unsere wertvollen Dinge, was immer das auch sein mag.

Doch wovon sprach Jakobus? Hatte er Werke oder andere Opfer im Sinn? Nein, er sagt uns wie wir uns Gott nahen sollten:


Naht euch zu Gott, und reinigt eure Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Wankelmütigen. Jammert und klagt und weint; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit. Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.

Hier ist keine Rede von Werken oder Leistungen. Wir müssen nicht mit Werken aufwarten. Gott erwartet ein demütiges Herz, ein Umkehren und Umdenken, ein sich Bewusstwerden des traurigen Zustands, in dem wir uns befinden. Doch dieser Kontext wird natürlich nicht angesprochen. Man zitiert wie immer nur einen Halbsatz, der gerade für die eigenen Ziele zu gebrauchen ist.


Statt auf diesen Umstand zu verweisen, wird mal wieder eine ernste Warnung ausgesprochen. In Verbindung mit Lukas 21:34,35 wird der drohende Zeigefinger erhoben. Nicht zu viel auf materielle Dinge achten und sich das Leben nicht mit persönlichen Dingen beschweren, denn der Tag Gottes kommt wie eine Schlinge über uns, das Ende ist nahe.


Dies sind sicherlich wichtige und gute Ermahnungen von Jesus Christus. Und es hat sicherlich einen Wert, sich mit den Dingen dieser Welt nicht übermäßig zu belasten. Doch darum geht es dem Sklaven mit dieser Warnung nicht. Je weniger Zeit du für deine Interessen einsetzt, umso mehr Zeit hast du, um im Sinn der Org. tätig zu sein.

Die Keule der „Dringlichkeit“ wird geschwungen, das Ende ist so nah und es kommt so plötzlich, dass du keine Zeit mehr haben wirst, zurückzukommen.


Zitat: „Wir sehnen uns danach, mit dir wieder gemeinsam Jehova zu dienen“. Was versteht der Sklave unter „Jehova zu dienen“? „Jehova zu dienen“, bedeutet nichts anderes als Zeiteinsatz für den Predigtdienst oder die Bauprojekte.


In einem zu Herzen gehenden Videoclip wird uns das Beispiel der Schwester Jare Long präsentiert. Man beachte die wohlgesetzten Schlagworte in diesem Videoclip, – wie Hochschule, weltliche Freunde, Doppelleben und von der Organisation abgetrieben, – unterlegt mit eindrucksvollen Bildern, die Emotionen schüren sollen.

Die Rückkehr dieser untätigen Schwester war mit großen Veränderungen verbunden, – soll heißen – sie ist moralisch tief gesunken. Und wie wurden ihre Anstrengungen gesegnet? Hören wir rein, die Antwort wird uns nicht überraschen. Danach folgt eine Warnung an alle, die schon „eifrig und fest im Glauben stehen“. Wer steht - sprich, schon eifrig ist - „sehe zu, dass er nicht falle“ – sprich, untätig wird.

Schwester Penny Green erzählt ihre Geschichte! Im Rückblick berichtet sie von ihren Eltern, denen sie ihre Bilderbuchkarriere in der Organisation zu verdanken hatte. Auch hier wird wieder vor der Gefahr eines negativ, kritischen Geistes einer Freundin mit abtrünnigem Gedankengut gewarnt. Die Botschaft, – schon die geringste Spur von Kritik kann unseren Glauben schwächen -.


Und natürlich darf die Gefahr eines untätigen Ehepartners nicht unerwähnt bleiben. Die Ehe konnte ja nur unglücklich werden. Aber wie der Schluss dieses Videoclips in Seifenoper-manier zeigt, aus ihrem untätigen Ehemann doch noch einen eifrigen Bruder geworden, der sie nun im Dienst begleitet. Ende gut, alles gut! Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Wer sich von Jehovas Organisation zurückzieht, wird unglücklich. Wie kann man diesen unglücklichen Menschen am besten helfen? Natürlich, mit einer Einladung zu einem Kongress.

In einer dieser Szenen finden wir eine bemerkenswerte Aussage.


„Ich musste mich die ganze Zeit um meinen Sohn kümmern und hatte so EINE AUSREDE dem Programm nicht zuhören zu müssen“

Die Botschaft an Eltern mit kleinen Kindern, – konzentriert euch auf das Programm und benutzt eure Kinder nicht als Ausrede eurer Unaufmerksamkeit. Die “Rückkehr zu Jehova” gipfelt in einer dramatischen Inszenierung, die Emotionen schürt.

In diesen kurzen Videoclips sind natürlich alle glücklich darüber, dass ein „verlorenes Schaf“ den Weg zurück in die Organisation geschafft hat. Alle aus der Familie dienen wieder in Jehovas Organisation, als Ältester, als Pionier mit 94 Jahren, als Missionar im Bethel, als Bauhelfer usw. Alle Register der Dienstmöglichkeiten werden gezogen.

Die Tatsachen sprechen allerdings eine andere Sprache. Nur ein geringer Prozentsatz derer, die sich von der Organisation geistig und emotional gelöst haben, sind bereit, ihre gewonnene Freiheit und ihren persönlichen Glauben an das Opfer Christi aufzugeben, um in diese Organisation zurückzukehren und sich unter die Obhut dieser treulosen Hirten zu begeben.

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