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  • Bruder

Unser Taufversprechen einhalten - auch wenn es uns schadet?




Quelle JW.Org: https://tv.jw.org/#de/mediaitems/LatestVideos/pub-jwb_201804_13_VIDEO


Kenneth Cook jr., Mitglied der leitenden Körperschaft, sprach im Rahmen der morgendlichen Bibelbesprechung über das Thema: „Versprechen zu halten wird belohnt“

Dabei verwies er auf die Worte Davids aus Psalm 15:1-4:

"Herr, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen; ... wer, wenn er etwas zu seinem Schaden geschworen hat, es dennoch hält; ... wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken."

Kenneth Cook jr. zitiert hier jedoch nur den letzten Teil des Textes, und betont, ein Schwur sei auch dann einzuhalten, wenn er sich zum Schaden oder Nachteil des Schwörenden erweist. Warum scheint ihm dieser Text so wichtig zu sein? Und was will der Sklave uns damit verdeutlichen?


Um es gleich vorwegzunehmen: Das Ziel dieser Ansprache ist schnell durchschaut, wenn er zum Schluss auf das sogenannte „Hingabegelübde“ zu sprechen kommt, dass jeder zu erfüllen hat, auch wenn es sich im Nachhinein als belastend erweisen sollte.


Natürlich ist ein Christ bemühet seine Versprechen zu halten. Wer will dem widersprechen? Doch betrachten wir seine Argumentation etwas genauer, dann ergeben sich doch einige Ungereimtheiten und Fragen. Einleitend erwähnt er, wie die Vorsteher der Israeliten von den Gibeonitern getäuscht wurden, sie aber dennoch ihr Versprechen hielten.


Fassen wir die Geschichte der Gibeonitern kurz zusammen: Die Gibeoniter erschlichen sich einen Friedensbund mit Israel. Sie wussten, dass Gott mit den Israeliten war, ihnen das ganze Land Kanaan geben und seine Einwohner vertilgen würde. Deshalb schlossen sie einen Bund mit Israel. Nach drei Tagen kam die Lüge ans Licht, doch der Bund konnte nicht rückgängig gemacht werden.

Eine gewagte Veranschaulichung, denn: Kann man dieses Versprechen, das die Israeliten den Gibeonitern gaben, so ohne weiteres mit einem Versprechen vergleichen, das man Gott gegenüber leistet? Müssen wir erwarten von Gott getäuscht zu werden, so dass unser Versprechen uns zum Nachteil gereicht?


Zunächst ist festzuhalten, dass es sich, bei der Abmachung der Israeliten mit den Gibeonitern, nicht um ein Versprechen handelt, sondern um einen Bund oder Vertrag. Ich gebe dir Dies, du gibst mir dafür Jenes - eine Art Geschäft.

Ein Vertrag ist in der Regel bindend, auch wenn man nicht aufgepasst hat und sich täuschen ließ, es sei denn, es liegt eine arglistige Täuschung vor. Ist zu erwarten, dass Gott uns einen Schwur unter arglistiger Täuschung schwören lässt? Wohl kaum. Von daher ist der Vergleich mit dieser biblischen Geschichte mehr als gewagt.

Die Taufe ist kein Schwur vor Gott. Aber von der WTG wird die Taufe zu einem Schwur auf die Organisation umfunktioniert. Und nun will Kenneth Cook jr. den Täuflingen klarmachen, dass sie ihr Versprechen, welches sie anlässlich der Taufe angeblich der Organisation gegeben haben, einhalten müssen, um von Jehova gesegnet zu werden. Auch wenn wir feststellen, dass uns diese Organisation enttäuscht oder gar getäuscht hat? Das ist ja mal wieder eine geschickte Bibelauslegung.

Wer von den Täuflingen ist sich der Tatsache bewusst, dass seine Hingabe eigentlich ein Versprechen einer Organisation gegenüber ist und nichts mit Gott zu tun hat?


Jehova hat sie dafür gesegnet.

Sie, die Israeliten wurden getäuscht, haben aber dennoch ihr Versprechen eingehalten und für die Gibeoniter gekämpft, Jehova hat sie dafür gesegnet. Über diesen Satz müssen wir noch einmal nachdenken. Welche versteckte Botschaft verbirgt sich hier? Was will der "Sklave" uns sagen? Nun, ganz einfach:

"Auch wenn ihr von uns, der Organisation getäuscht wurdet, erwarten wir und auch Jehova, dass ihr weiter für die Organisation einsteht. Dann wird Jehova euch auch segnen.“

Die leitende Körperschaft erweist sich immer mehr als Wolken ohne Wasser. Sie verkündigen allerlei Segen und machen Hoffnung auf Regen, aber sie verkündigen nicht das Wort Gottes, daher kommt auch aus den Wolken kein Wasser des Lebens, sondern nur heiße Luft. Irgendwie wird immer offensichtlicher, dass die LK genau zu wissen scheint, dass zunehmend Brüder ihre Machenschaften, Betrügereien und Täuschungen erkennen und sich demzufolge abwenden. Und dennoch erwartet der Sklave, dass man ihm vertraut und das angebliche Hingabegelübde ihm gegenüber erfüllt. Kenneth Cook jr. scheut sich nicht, die Bibel, und hier im speziellen die Worte Davids, in diesem Sinne zu missbrauchen.


Diese unverhohlene Einforderung absoluten Vertrauens und Loyalität, gegenüber der Organisation, soll den Segen und das Wohlgefallen Gottes haben? Wie es aussieht, wird jetzt so argumentiert, damit die „Schafe“, selbst wenn sie die Täuschungen, Verheimlichungen und Vertuschungen (z.B. bei Kindesmissbrauch) erkennen, trotz allem der ORG absolut loyal und gehorsam bleiben. Sie können die Veröffentlichung ihres Lugs und Trugs nicht länger verhindern und aufhalten, deshalb wird jetzt vorgebaut. Aber alles kommt trotzdem nach und nach ans Licht. Endlich!

Weiter mit besagter Bibelstelle: Es zeugt sicherlich von menschlicher Größe, wenn man zu seinem Wort steht, auch wenn man dadurch Nachteile hat, so wie es der Psalmist sagt:

Psalm 15:1-4: "Herr, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen; ... wer, wenn er etwas zu seinem Schaden geschworen hat, es dennoch hält; ... wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken."

Aber es zeugt auch von dreister Frechheit, diese Worte Davids für eigene Interessen zu missbrauchen, frei nach dem Motto: "Ja Brüder, wir haben vieles falsch gemacht und euch all die Jahrzehnte in die Irre geführt, aber Jehova erwartet, dass ihr uns dennoch vertraut und weiter dient, indem ihr euer Hingabegelübde, welches ihr nicht nur Jehova sondern auch seiner Organisation einst bei eurer Taufe gegeben habt, erfüllt."


Es ist besorgniserregend, dass viele Zeugen Jehovas nicht erkennen, auf welche geschickte Art und Weise sie hier von ihrer leitenden Körperschaft manipuliert werden. Die Denkfähigkeit eines Zeugen Jehovas wurde so sehr auf Passivität programmiert, dass er alles für wahr hält, was aus Warwick kommt.

Nun, wir alle waren Opfer einer Gedanken-Kontrolle, der wir weiterhin erliegen würden, hätten wir nicht gelernt, bei der Informationsaufnahme in den Versammlungen, Publikationen und Videos auf die unterschwelligen Botschaften zu achten. Die leitende Körperschaft legt die Bibel für ihre Anhänger so aus, wie es ihr am besten nutzt und hier ist Kenneth Cook jr. leider keine Ausnahme.

Dem "Sklaven" scheint bewusst zu sein, dass jede beliebige Person beeinflusst und von jeder Sache überzeugt werden kann, wenn man mit entsprechender Intensität und Raffinesse vorgeht und im Zuge dessen keine andere Informationsquelle zulässt.


Kenneth Cook jr. vermittelt uns also den Gedanken, dass ein Versprechen zu halten ist, immer und um jeden Preis! Und er weiß, dass die meisten ja auch zu ihrem Wort stehen und niemanden hängen lassen wollen. Aber ist es wirklich das, was unser Schöpfer von uns erwartet?

Natürlich sollten wir alle Versprechen, die wir gegeben haben, auch so gut wie möglich halten. Nur weil man es sich anders überlegt hat, darf zugesagte Hilfe beim einem Umzug eines Freundes nicht vergessen werden. Und natürlich sollte man seinen Ehepartner, dem man ewige Treue versprochen hat, nicht betrügen.

Aber es gibt dennoch ein paar Situationen, in denen es besser ist, sein Wort nicht zu halten. Wenn es sich zeigt, dass dir ein Versprechen unter falschen Beweggründen abverlangt wurde oder wenn deine Gesundheit ernsthaft darunter leidet, dann ist der Preis einfach zu hoch und es ist dringend notwendig, die Notbremse zu ziehen.

Du magst in vielen Jahren neue Informationen erhalten und ein neues Bewusstsein erlangt haben. Neue Informationen erfordern neue Entscheidungen. Denken wir an einen Sohn, der seinem Vater als Kind versprochen hat, später mal das Schlachthaus weiterzuführen, dann aber überzeugter Vegetarier wird und Schlachten sich nicht mehr mit seinem Gewissen und seinen Gefühlen vereinbaren lässt.

Ja, die meisten Versprechen kann und soll man einhalten. Aber es ist unredlich, uns einen Gott zu vermitteln, der erwartet, dass wir Versprechen einhalten, deren Tragweite wir auf Grund unserer Jugend und Unreife nicht überblicken konnten oder deren Ausgangslage sich geändert hat. David hatte mit seinen Worten aus Ps. 15:1-4 sicherlich nicht im Sinn, dass man ein Versprechen, welches man einem Betrüger gegeben hat, einzuhalten hat.



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