Opferbereitschaft und Selbstzweifel
- Bruder

- 17. Aug.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Sept.

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"Opferbereit sein" – so lautet ein ewiges WTG-Mantra pausenloser und unablässiger Leistungssteigerung. Der Begriff "Ganzherzigkeit" steht in der WTG entweder für die Steigerung des Einsatzes im "Predigtdienst" oder der Selbstverpflichtung zum Erbringen erhöhter Leistungsanforderungen in Verbindung mit dem sogenannten "Pionier-", Missionar-" oder "Betheldienst". Hinzugekommen ist während der letzten Jahre auch der sogenannte "Einsatz bei weltweiten Bauprojekten". Eine solche Selbstverpflichtung und "Opferbereitschaft" ist Voraussetzung für einen Aufstieg in höhere WTG-Organisationshierarchie-Ebenen beziehungsweise der Erlangung eines "Dienstamtes".
Wendungen wie "einen noch volleren Anteil haben" oder "seine Komfortzone verlassen" geben der immer wieder erhobenen Forderung der WTG Ausdruck, sich NOCH MEHR für die WTG einzusetzen, was angsterzeugende Selbstzweifel bewirkt und zu der Frage führt: "Ist mein Bestes gut genug?"
Jehovas Zeugen können nie genug tun, um einerseits "das Paradies zu verdienen" und andererseits möglichst viele Menschen zu "retten". Hier werden Menschen gezielt verunsichert. Die Ziele, die den Menschen in Glaubensgemeinschaften vorgegeben werden, sind nur schwer erreichbar, und nicht ohne sich gesundheitlich zu Schaden. Das ständige Forcieren solcher Ziele fällt unter den Sammelbegriff "Manipulationsstrategien". Hierzu siehe auch die ZDF-Dokumentation 'Gott, Geld, Gehorsam – Die verschlossene Welt der Zeugen Jehovas'.
Die Wachtturmorganisation ist bekannt dafür, dass sie ihre Forderung von "Opferbereitschaft" mit Verweisen auf biblische Berichte aus dem Alten Testament stützt, um ihre zentrale Aufforderung zu vermehrter Opferbereitschaft zu untermauern. Ein besonders oft angeführter Bericht ist die Geschichte von Jephta und seiner Tochter, die im Buch Richter Kapitel 11 nachzulesen ist.
Jephtah, ein Richter Israels, wird gebeten, im Kampf gegen die ammonitischen Feinde die Führung zu übernehmen. Vor einen Kampfeinsatz gelobt Jephta, dass wenn Gott ihm den Sieg gewährt, er das erste Lebewesen, das ihm aus seiner Wohnung entgegenkommt, Gott opfern werde. Unerwarteterweise ist es seine Tochter, die ihm als Erste entgegenläuft. Damit nimmt die Geschichte eine tragische Wendung, und die Fragen über den Charakter Gottes bezüglich Menschenopfer steht im Raum.
Im Kontext dieser Geschichte idealisiert die WTG regelmäßig Ehelosigkeit und Verzicht auf Kinder und Familie als "Zeichen tiefen Glaubens und Hingabe an Gott". In den Augen vieler Jehovas Zeugen wird dies als ein "besonderer Akt der Loyalität Gott gegenüber" betrachtet.
Diesen Bericht zitiert die Organisation häufig, um zu betonen, dass wahre Gläubige bereit sein sollten, weltliche Bindungen aufzugeben, um sich vollständig dem "Dienst Jehovas" zu widmen. Um den Gedanken auf den Punkt zu bringen: Die WTG benutzt diesen und ähnliche Bericht gern, um die von ihr geforderte "Opferbereitschaft" als "Glaubensbeweis" darzustellen.
Hier ein Zitat, bezogen auf den Bericht über Jephtas Tochter und ihre Opferbereitschaft, aus der Wachturm Studienausgabe vom 15. Mai 2007 – Zitat:
"Heute haben sich viele aus Gottes Volk für ein Leben als Vollzeitdiener im Pionier-, Missionar-, Reise- oder Betheldienst entschieden. Dadurch sehen sie ihre Familienangehörigen womöglich nicht so oft, wie sie das gerne möchten. Doch sie und ihre Angehörigen können sich über diesen heiligen Dienst für Jehova freuen."
Zunächst heißt es in diesem Artikel, Jephtha sei nicht davon ausgegangen, seine Tochter sozusagen als Menschenopfer opfern zu müssen, sondern dass es lediglich darum gehe, dass Eltern ihre Kinder völlig "für den Dienst Jehovas zur Verfügung stellen". Darüber hinaus wird die Geschichte oft als Beispiel für die Prüfungen und den Schmerz interpretiert, die mit dem Glauben einhergehen können. Die Tochter Jephtas dient als perfektes Symbol für Treue und Hingabe an Gott. Diese Interpretation wird verwendet, um die Gläubigen daran zu erinnern, dass wahre Loyalität auch Opfer erfordert.
Außerdem nutzt die WTG diesen Bericht, um die Verantwortung der Eltern betreffs der Erziehung ihrer Kinder zu betonen. Jephtas Tochter wurde entsprechend ihrem Glauben erzogen, was einen starken Einfluss auf ihre Bereitschaft hatte, ihr Schicksal zu akzeptieren, das ihr Vater ihr auferlegt hatte. Jedoch leben Christen nicht in alttestamentlicher Zeit und stehen nicht mehr unter den damals geltenden Gesetzen.
Was beinhaltet "christliche Opferbereitschaft"?
Dennoch – auch christliche Opferbereitschaft beinhaltet die Bereitschaft, persönliche Interessen und Bedürfnisse zugunsten Anderer zurückzustellen. Dies geschieht jedoch aus einer tiefen Überzeugung heraus und der Erkenntnis, dass Nächstenliebe und Selbstlosigkeit zentrale Werte des christlichen Glaubens sind. Im Christentum ist die Liebe zu anderen Menschen ein zentrales Gebot und kann mit einschließen, Zeit, und Ressourcen bereitwillig zur Verfügung zu stellen, um Menschen in Notzeiten zu helfen.
Jesus Christus ist für Christen das ultimative Beispiel für Selbstaufopferung und christliche Opferbereitschaft. Allerdings besteht die Gefahr, dass dieses Vorbild Jesu in puncto Opferbereitschaft missbraucht wird. Ein Beispiel dafür ist die Instrumentalisierung von Spendenaktionen oder Freiwilligenarbeit zu wirtschaftlichen Zwecken. Die WTG ist geschickt darin, sich als Wohltäterin präsentieren und die Ressourcen ihrer Anhänger für ihre eigenen Interessen zu nutzen, und so geraten die tatsächlichen Bedürfnisse von Hilfsbedürftigen in den Hintergrund.
Es gibt zahlreiche Belege und Anhaltspunkte dafür, dass die WTG Gelder, die sie für angeblich "wohltätige Zwecke" sammelte, nicht transparent verwendet. Zudem wird auf die Gläubigen eine ganz bestimmte Form des Drucks ausgeübt, indem Schuldgefühle erzeugt werden. Je höher die Anforderungen an das individuelle Engagement geschraubt werden, desto eher führt das dazu, dass Mitglieder auf der Grundlage ihrer Schuldgefühle ausgenutzt werden. Doch Schuldgefühle sollten einen Christusgläubigen nicht mehr belasten, wenn er das, was Jesus über Schuld sagt, wirklich glaubt:
"Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden." (Lukas 6:37)
Okay – hier hier geht es vordergründig darum, andere nicht zu verurteilen, da unser Urteil auf uns zurückfällt. Das bedeutet aber auch, das wir uns nicht schuldig fühlen müssen, wenn wir dieser Aufforderung folgen und unsere Sünden bekennen.
In Kolosser 1:13 und 14 sagt Paulus:
"Früher wart ihr durch eure Schuld von Gott getrennt. In seinen Augen wart ihr tot, aber er hat euch mit Christus lebendig gemacht und alle Schuld vergeben. Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, für ungültig erklärt."
Wenn wir als Christen überzeugt sind, dass Gott uns durch Christus von Schuld befreit hat, werden Praktiken von Religionsorganisationen, die uns durch Schuldzuweisungen zu vermehrter Opferbereitschaft drängen, keinen Erfolg haben. Das ist der Grund, warum zusätzlich noch der Begriff "Dankbarkeit" ins Spiel gebracht wird.
Auch der Begriff "Dankbarkeit" ist geeignet, Menschen psychologisch zu manipulieren und Angst- und Schuldgefühle zu erzeugen. Dankbarkeit wird sozusagen als zweites Schwert eingesetzt, um die Gläubigen zu vermehrter Aktivität zu drängen. Das ständige Betonen von Dankbarkeit ist in der Tat eine der machtvollsten Manipulationstechniken der WTG, um gezielt Gefühle der Dankbarkeit Gott gegenüber hervorzurufen. "Glaubst du an das Loskaufsopfer? Wenn ja, dann beweise deine Dankbarkeit durch fleißigen Einsatz im Predigtdienst, durch regelmäßigen Besuch der Zusammenkünfte und durch freiwillige Spenden".
Gib in der Suchfunktion der Onlinebibliothek der WTG den Begriff "Dankbarkeit" ein, und du wirst zu diesem Begriff hunderte von Artikeln finden, zum Beispiel diesen Studienartikel im Wachtturm vom April 2028 ab S. 26 Abs. 5 – Zitat zusammengefasst:
"Wenn du dir geistige Ziele steckst, zeigst du Jehova, wie dankbar du ihm bist. Schließlich hat er viel für uns getan. Überleg doch einmal, was du als junger Mensch Jehova alles zu verdanken hast: dein Leben, deinen Glauben, die Bibel, die Versammlung und die wunderbare Zukunftshoffnung. Sobald du auf geistige Ziele hinarbeitest, zahlst du auf dein himmlisches Konto ein. Jehova bemerkt alles, was du für ihn tust".
Die "Organisation Jehovas" fordert ihren Mitgliedern sehr viel ab: Unbedingten Gehorsam und das unbegrenzte Bereitstellen ihrer Arbeitskraft sowie ihr Geld. Besonders junge Menschen, die diese Forderungen ernst nehmen, fühlen sich bis zum letzten Tropfen ausgequetscht.
Die WTG-seitige Anwendung des Bibelberichts über Jephtah zeigt, so wie in der Regel alle ihre Anwendungen der alttestamentarischen Berichte, wie Religionsorganisationen ihre Glaubensinhalte instrumentalisieren und diese Berichte neu verpacken, um sie den Gläubigen als praktische Lebenslektionen zu verkaufen.
Bei den von der WTG bemühten Begriffen wie "Opferbereitschaft" oder "Dankbarkeit" geht es nicht wirklich um Dankbarkeit Gott gegenüber. Es geht um Aktivismus zugunsten der WTG. Es geht darum, auf eigene Interessen und Wünsche zu verzichten bzw. diese hintenanzustellen, um der Organisation und ihren Interessen oberste Priorität im Leben einzuräumen. Es handelt sich um Schlagworte und "Lieblingsbegriffe" der WTG, die sie ohne Unterlass und mit großem Nachdruck gebraucht, um Einsatz und Gehorsamkeit ihr gegenüber einzufordern.
Welchen Nutzen sollten Gott oder Jesus Christus durch deinen Zeiteinsatz für "Bauprojekte", "Predigtdienst" oder durch deine Spenden an die WTG haben? All das dient ausschließlich den menschlichen Konzerninteressen der WTG. Alle WTG-ideologischen Begriffe wie "alles zur Verherrlichung Gottes tun", "das Königreich an die erste Stelle setzen", "sein Bestes geben" oder "mit Jehova zusammenarbeiten" sollen nur verschleiern, dass es um die Interessen der Organisationgeht.
Es stimmt zwar, dass im Neuen Testament, besonders in den Schriften des Apostels Paulus, die Idee des "Mitarbeiters Gottes" thematisiert wird (2. Korinther 6). Besonders Paulus sah sich selbst als "Mitarbeiter Gottes" und forderte andere dazu auf, im Glauben aktiv zu sein. Dennoch bedeutet dies nicht, dass jeder gläubige Christ automatisch ein Mitarbeiter Gottes ist oder sein muss, so wie Paulus einer war. Glaube kann sich in den unterschiedlichsten Formen ausdrücken, und die wenigsten haben eine Berufung erhalten, so wie Paulus sie hatte, oder können im gleichen Maße wie Paulus aktiv werden. Die Vielfalt in der Gemeinschaft der Gläubigen lässt Raum für die verschiedensten Rollen und Verantwortlichkeiten, so dass jeder seinen eigenen, ihm angemessenen Weg im Glauben finden kann. Doch religiöse Organisationen wie die WTG sind geschickt darin, solche oder ähnliche biblischen Aussagen für ihr Interessen einzusetzen. Kirchliche Organisationen sollten jedoch nicht als Plattform zur Förderung ihrer eigenen Interessen benutzt werden.

Jephtas Gelübde - Parallele zur WTG
Überflüssiges Gelübde
-Jephta hatte bereits Gottes Geist gem. Richter 11:29, meinte trotzdem, er müsste noch mehr leisten um sicherzugehen
-Die WTG vermittelt Gläubigen ebenfalls: "Dein Einsatz reicht nie, du musst noch mehr tun: mehr Dienst, mehr Bautätigkeit, mehr Studium usw.
Beides gründet auf Misstrauen gegenüber Gottes Gnade und dem Gefühl, Leistung "drauflegen" zu müssen.
2. Folge: Last für Andere
-Jephtas übereifriges Gelübde stürzte nicht ihn selbst, sondern die Tochter ins
Unglück.
ähnlich: Die Organisation auferlegt den Gläubigen Bürden die sie erschöpfen oder
ihre persönlichen Freiheit und Zukunft beschneiden.
Die Last tragen die Menschen, nicht die WTG.
Keine gõttliche Forderung
- Gott verlangte von Jephta kein Gelübde, das war allein seine Idee.
- ebenso werden…
Übersicht mit KI
"Opferbereitschaft in der Bibel wird oft im Zusammenhang mit Hingabe an Gott und der Bereitschaft, für das Reich Gottes zu handeln, dargestellt. Es geht darum, dem Herrn alles zu geben, was er verlangt, sei es Zeit, Besitz oder Energie, um sein Werk zu fördern. Wichtige Aspekte sind dabei die Liebe zu Gott und die Bereitschaft, den eigenen Willen dem göttlichen Willen unterzuordnen.
Hier sind einige Bibelverse, die dieses Thema beleuchten:
Matthäus 6:33:
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen." Dieser Vers betont die Priorität, die das Reich Gottes in unserem Leben haben sollte, und impliziert die Bereitschaft, Opfer zu bringen, um dieses Ziel zu erreichen.
Lukas 9:57-62:
Wie ich schon am Freitag schrieb, da war das Thema hinten angehängt, jetzt fehlt meine Antwort;
ich denke an die Stiftshütte und ihren Bau. Gott möchte Opfer, ja, Gaben aus Liebe. Aber Gott erwartet nicht Dinge die wir nicht haben.
Zur Stiftshütte wurde gesammelt. Und als sie reichlich hatten riefen sie
"Wir haben jetzt genug Sachen. Es reicht für Gottes Wohnung. Jetzt braucht ihr nichts mehr zu bringen.“
Das hörte ich von der Org noch nie!
https://youtube.com/shorts/V8LCdCTZpTg