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  • Bruder

Jehova (und seine Organisation) handeln immer richtig!




Kommentar zum Tagestext vom 23. Juni 2023


Der Tagestext hat für Zeugen Jehovas eine wichtige Bedeutung, so dass viele ihn als erstes noch vor dem Frühstück lesen, oder gar studieren.

Für sein persönliches Studium findet der eifrige Zeuge zusätzlich unter jedem Text eine recycelte Erläuterung aus einem Wachtturmartikel der Vergangenheit. Eine praktische Einrichtung, um wichtige Inhalte in die Köpfe der Gläubigen einzupflanzen.


Für Freitag, den 23. Juni 2023 wurde den Zeugen wieder einmal ein besonderes Schmankerl serviert, mit dem wir uns heute etwas näher befassen möchten. Wer die Lehren der Jehovas Zeugen kennt, weiß, dass die die Aussage von diesem Tagestext für die leitende Körperschaft von äußerster Wichtigkeit ist.


Okay, wir lesen diesen Tagestext und werden dann die Aussagen etwas näher beleuchten. Es ging um die Frage, - kann ein Jehovas Zeugen behaupten er vertraue Gott, wenn er dessen Repräsentanten hier auf der Erde nicht vertraut? Zu Beginn wird richtiger Weise festgestellt, „Jehova Gott handelt immer richtig“.


Mit dieser Feststellung stößt man natürlich bei jedem gottgläubigen Menschen auf Zustimmung, und Zustimmung ist wichtig, damit der Leser auch das folgende akzeptiert. Mit Apg. 16:4 versucht der Autor eine biblische Grundlage für die folgende Behauptungen zu legen, Zitat:

„Sie überbrachten die zu beachtenden Beschlüsse der Apostel“
Jehova handelt immer richtig. Bei seinen Repräsentanten hier auf der Erde dagegen sind wir vielleicht nicht ganz so sicher. Bei ihnen fragen wir uns womöglich, ob sie sich wirklich nach der Anleitung Jehovas richten oder ob sie nach ihren eigenen Vorstellungen entscheiden.
Tatsache ist aber: Wir können nicht sagen, wir würden Jehova vertrauen, wenn wir seinen Repräsentanten hier auf der Erde nicht vertrauen. Immerhin schenkt er ihnen sein Vertrauen. Heute leitet Jehova den irdischen Teil seiner Organisation durch den treuen und verständigen Sklaven" (Mat. 24:45).
Wie die leitende Körperschaft im 1. Jahrhundert hat dieser Sklave die Verantwortung für Gottes Volk weltweit und leitet Anweisungen an die Versammlungsältesten weiter. Die Ältesten sorgen dafür, dass diese Anweisungen in den Versammlungen umgesetzt werden. Wenn wir uns nach der Anleitung richten, die von Jehovas Organisation und den Ältesten kommt, beweisen wir, dass wir der Vorgehensweise Jehovas vertrauen.

Also, wie schon gesagt, dem 1. Satz wird kein gläubiger Christ widersprechen. Doch schon mit der anschließenden Frage „Bei seinen Repräsentanten auf Erden sind wir vielleicht nicht ganz so sicher“ handelt es sich um einen rhetorisch geschickten Schachzug.

Damit wird jeder Zweifel an die Lehren und Handlung der „leitenden Körperschaft“ unterbunden, und mit Zweifel an Gottes Handeln gleichgestellt. Wer schon lange Jahre seines Lebens mit der Organisation verbrachte weiß, es gibt viele Gründe um an einigen Lehren und Handlungen der Organisation zu Zweifeln. Und es gibt zahlreiche Zeugen, die ihre Zweifel, aber nicht den Mut haben, sich zu äußern. Wer möchte schon als ein Zweifler an Gottes Entscheidungen erscheinen?


Ich gebe zu, dass es mir viele Jahre auch so erging. Ich zweifelte bezüglich bestimmter Lehren und Handlungen, aber versuchte auf Grund meiner Stellung in der Versammlung diese zu unterdrücken oder irgendwie weg zu argumentieren. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo das nicht mehr möglich ist. Für mich kam dieser Zeitpunkt, als die Lehre der sogenannten „überlappenden Generation“ installiert wurde, da der Widerspruch der Lehre, - - diese Generation der Gesalbten wird nicht vergehen, bis Jesus wieder kommt – nicht mehr zu halten war, da die angebliche Generation als Zeitmarke so langsam verstarb.


Dieses neue Licht war für mich so haarsträubend und lächerlich, dass es mir unmöglich war diese Lehre als „von Jehova kommend“ - der sich ja nicht irren kann -, zu akzeptieren. Meine Versuche mit meinen Mitältesten darüber zu sprechen, um ihre Meinung zu dieser Auslegung zu erfahren liefen ins Leere. Ich schaute nur in leere Gesichter, und Schulterzucken war ihre einzige Reaktion. Ich erkannte, dass sie nicht bereit waren meine Zweifel zu verstehen oder mit mir darüber zu sprechen, obwohl einige mir insgeheim zu verstehen gaben das auch sie an dieser neuen Erklärung zu beißen hatten.

Natürlich meldeten mich einige dem Kreisaufseher, der aber nur an einer Frage interessiert war, „vertraust du noch dem Sklaven“?


Und damit wären wir wieder beim Thema des Tagestextes, denn Zweifel, ob der Sklave wirklich nach der Anleitung Jehovas handelt, ist quasi Gotteslästerung. Und weiter im Text, lesen wir deshalb:


Tatsache ist aber: Wir können nicht sagen, wir würden Jehova vertrauen, wenn wir seinen Repräsentanten hier auf der Erde nicht vertrauen. Immerhin schenkt er ihnen sein Vertrauen“.

Dieser Satz ist nicht nur rhetorisch geschickt, sondern enthält gleich mehrere falsche und unbelegbare Behauptungen, z. B. „Tatsache ist aber, dass Jehova dem Sklaven vertraut“.

So, so, dass ist also eine Tatsache. Gemäß der Bibel sorgte Gott immer für Beweise, auf die sich seine „Gesalbten“ berufen konnten. Selbst Jesus, Gesalbter und Sohn Gottes, konnte sich auf viele Beweise berufen, die anlässlich seiner Taufe und später durch seine Wunder sichtbar wurden.

Das gleiche galt auch für alle weiteren „Gesalbten Gottes“ die mit einer besonderen Aufgabe betraut wurden. In diesem Zusammenhang muss man sich schon fragen, wo sind die Beweise für diese Behauptung?

Die leitende Körperschaft kann sich nur auf Grund ihrer eigenen Bibelauslegung, als Gesalbte bezeichnen. Sie bildet eine exklusive Gruppe in einer exklusiven Gruppe. Tatsächlich kann sich jeder dieser exklusiven Gruppe zugehörig fühlen, um dann als Mitglied der leitenden Körperschaft gewählt werden.


Im W, Januar 2000 Abs 29 S 11-13 gab es eine Leserfrage, die sich mit diesem Problem befasste, Zitat Abs. 12, 13.


„Warum braucht es uns nicht zu beunruhigen, wenn beim Gedächtnismahl immer mehr vom Brot und Wein nehmen? In den vergangenen Jahren haben immer mehr beim Gedächtnismahl von den Symbolen genommen. Dieser Trend steht im Gegensatz zu den sinkenden Zahlen, die jahrzehntelang zu beobachten waren. Sollte uns das beunruhigen? Nein“.

Man spricht von einem „Trend“ da immer mehr von den Symbolen nehmen und sich so als „Gesalbte“ outen. Das nehmen von den Symbolen wurde bislang als Beweis gesehen, dass der Betreffende ein Gesalbter ist, und damit auch die Möglichkeit hat, ein Glied des treuen und verständigen Sklaven zu werden. Doch nun hat der Sklave ein Problem. Schauen wir mal, wie der „Sklave“ versucht dieses Problem weg zu erklären, Zitat:


„Abs. 13: „Jehova kennt die, die Ihm gehören* (2. Tim. 2:19) und mit Christus im Himmel regieren. Die Zahl derer, die von den Symbolen nehmen, enthält somit auch diejenigen, die sich fälschlicherweise zu den Gesalbten zählen. Einige nehmen beispielsweise eine Zeit lang von den Symbolen, hören dann aber wieder auf. Andere haben vielleicht psychische oder emotionale Probleme, weshalb sie denken, sie würden mit Christus im Himmel regieren, Deshalb entspricht die Zahl derer, die von den Symbolen nehmen, nicht der wahren Zahl der Gesalbten, die noch auf der Erde sind.

Interessant was hier im Absatz 13 gesagt wird, „Einige nehmen von den Symbolen, weil sie psychische oder emotionale Probleme haben, weshalb sie denken sie würden mit Christus im Himmel regieren“. Wie wahr, könnten die Glieder des treuen und verständigen Sklaven nicht auch ähnliche Probleme haben?

Woher weiß ich, dass das nicht auch auf die Gesalbten zutrifft, die die leitende Körperschaft bilden? Woher weiß ich, dass nicht nur Anthony Morris, sondern auch ein Garritt Lösch oder die neuen Herren nicht auch psychische oder emotionale Probleme haben, und ihre Überzeugung mit Christus im Himmel zu regieren einem übersteigerten Selbstwertgefühl entspringt. Und dennoch soll ich ihnen wie Gott vertrauen? Interessanter Weise wird im Abs. 13 darauf verwiesen, Zitat:


„Wer beim Gedächtnismahl die Anwesenden zählt, kann nicht beurteilen, wer wirklich die Aussicht auf Leben im Himmel hat“.

Okay, kein Mensch kann das ohne Beweise beurteilen. Und so müssen wir einfach glauben das der Sklave von Gott erwählt wurde und Gott ihm vertraut. Jesus brauchte und hatte Beweise doch seine heutigen angeblichen Stellvertreter und Repräsentanten brauchen keine?


Wenn ich mir einige der Stellvertreter, ohne jetzt jemanden persönlich angreifen zu wollen anschaue, so habe ich schon den Eindruck, dass da ziemlich gestört und narzisstische Züge zu sehen sind, und ich denke hier nicht nur an Anthony Morris. Doch lesen wir weiter im Text; Zitat:

„Wie die leitende Körperschaft im 1. Jahrhundert hat dieser Sklave die Verantwortung für Gottes Volk weltweit und leitet Anweisungen an die Versammlungsältesten weiter. Die Ältesten sorgen dafür, dass diese Anweisungen in den Versammlungen umgesetzt werden. Wenn wir uns nach der Anleitung richten, die von Jehovas Organisation und den Ältesten kommt, beweisen wir, dass wir der Vorgehensweise Jehovas vertrauen.

„Wie die leitende Körperschaft im 1. Jahrhundert“ Wieder der Hinweis auf das 1. Jahrhundert als Beweis, der uns Sicherheit geben soll. Es soll also nach fast 2000 Jahren heute einen „treuen und verständigen Sklaven geben, der die Verantwortung für Gottes Volk weltweit, also global hat, und mit Anweisungen, die sie dann an die Versammlungsältesten weitergeben, ihrer Verantwortung nachkommen. Brief und schriftliche Anweisungen direkt von Jehova? Wie soll ich mir das vorstellen?


Wir wissen das viele Briefe und geheime Bücher vom Sklaven kommen, die der Masse der Zeugen verborgen bleiben. Jehova ist demnach wahrscheinlich ein Gott, der Geheimnisse dem allgemeinen Zeugen vorenthält. Ist Gott nicht in der Lage gewisse Dingen so zu erklären, dass Jeder sie verstehen oder richtig einordnen kann?

Nun gut, so manch ein belesener Zeuge wird hier einwenden, „Jehova hat seinen Diener immer nur das mitgeteilt, was er für nötig erachtete“.


Richtig, auch vor Jesus! So hält er auch vor Jesus Dinge geheim, z. B. was den Zeitpunkt seiner Wiederkunft anbelangt. Aber wenn er sie offenbart, dann vor Allen, die ihm dienen, und nicht nur einer elitären Gruppe. Zitat weiter:

"Die Ältesten sorgen dafür, dass diese Anweisungen in den Versammlungen umgesetzt werden. Wenn wir uns nach der Anleitung richten, die von Jehovas Organisation und den Ältesten kommt, beweisen wir, dass wir der Vorgehensweise Jehovas vertrauen".

Wo in den Evangelien findet sich der Hinweis auf eine leitende Körperschaft des 1. Jahrhunderts die die Verantwortung für Gottes Volk weltweit hatte und Anweisungen Gottes an alle Versammlungsältesten weitergab? Ach ja, Apg. 16:4, wo zu lesen ist:

Als sie nun durch die Städte zogen, überbrachten sie ihnen die von den Aposteln und den Ältesten in Jerusalem gefassten Beschlüsse und trugen ihnen auf, sich daran zu halten“.

Ob dieser Vers als Beleg einer leitenden Körperschaft herangezogen werden kann, möchten wir an dieser Stelle nicht weiter erörtern. Ausführliche Erklärungen zu dieser Frage HIER

Nur so viel, Apg. 16:4 erwähnt hier ein einmaliges Ereignis, ein besonderes Problem. Dieser Vers eignet sich nicht um eine leitende Körperschaft des 1. Jahrhunderts zu begründen. Die „Anweisungen“ wurden auch nicht ALLEN Gemeinden überbracht, den im Text lesen wir weiter:

"Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land, und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht. Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden.

Diese Verse zeigen, dass Jesus seine „Anweisungen“ ohne einen „treuen Sklaven“ weiterleitet. Insofern dient der Satz: „Wenn wir uns nach der Anleitung richten, die von Jehovas Organisation und den Ältesten kommen, beweisen wir, dass wir der Vorgehensweise Jehovas vertrauen“ dem Machtstreben einer Organisation, die sich selbst erhöht.

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