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  • Bruder

Haben Jehovas Zeugen ihr „Leistungsevangelium“ aufgegeben?



Eine „Eilmeldung“ auf JW.Org, viele werden sie schon gelesen haben, verdeutlicht mal wieder, dass die Hütte, wie man so schön sagt, bei Jehovas Zeugen offensichtlich brennt. Die „Corona-Pandemie“ hat dazu geführt das viele Zeugen aufgewacht sind, oder sich an den Schlendrian bezüglich ihres Einsatzes im Predigtdienst so sehr gewöhnt haben, dass sie nicht mehr auf Spur sind.

Auf Grund dieser Eilmeldung schlussfolgern nun einige, auch Außenstehende, die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas habe ihr „Leistungsevangelium“ aufgegeben.


Schon 2022, auf der jährlichen Mitgliederversammlung sah man sich genötigt die Anforderungen für angehende Dienstamtgehilfen und Älteste, was den Zeiteinsatz betrifft, zu reduzieren. Wie es aussieht, gab es kaum noch Bewerber, die den alten Bedingungen entsprachen.

Zu der sogenannten Mitgliederversammlung wird die Crème de la Crème der Zeugen Jehovas jährlich eingeladen, also jeder, der Aktienanteile an der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft besitzt. Hier werden dann die neuesten Veröffentlichungen und organisatorischen Veränderungen bekannt gegeben. Also, nur wer Aktienanteile an der „Watchtower Bible and Tract Society“ hat wir dazu eigeladen und erfährt aus erster Hand alle Veränderungen und Neuigkeiten.


Doch nun befassen wir uns etwas näher mit dieser „Eilmeldung“. Auf JW.Org war zu lesen, Zitat: „EILMELDUNG - Neuregelung für das Berichten unseres

Predigtdienstes“


Am 7. Oktober 2023 wurde auf der Jahresversammlung der Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania folgende begeisternde Bekanntmachung gemacht: „Ab dem ersten November 2023 werden Verkündiger nicht mehr gebeten, die Zeit zu berichten, die sie im Predigtdienst verbracht haben“.

Hier werden sich viele eifrige Verkündiger verwundert die Augen reiben und aufgeregt schlucken, denn das kann man schon als schon als eine historische Veränderung bezeichnen.

Zunächst fallen uns die üblichen verniedlichenden Formulierungen auf, wenn gesagt wird „die Verkündiger werden nicht mehr gebeten“. Tatsächlich wurde in der Vergangenheit jeder Verkündiger mehr oder weniger gedrängt einen regelmäßigen Bericht über seinen Zeiteinsatz und seine Erfolge abzugeben. Und weshalb diese „Eilmeldung“ für die Verkündiger eine begeisternde Bekanntmachung sein soll bleibt mir angesichts der Wichtigkeit, die man dem Berichtszettel in der Vergangenheit schenkte, ein Rätsel. Aber wir wissen ja, alles was vom Sklaven kommt ist begeisternd.

Aber wie dem auch sei, ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten diese neue Regelung mit Freuden aufnehmen. Sie sind überzeugt, dass Jehovas Organisation nun das Leistungsevangelium, was für viele Aussteiger auch ein Grund war, die Organisation zu verlassen, nun endlich abrücken. Endlich keinen detaillierten Bericht mehr abgeben, der belegt, das du ein eifriger Christ bist.


Auch das Berichten der Literatur oder der gezeigten Videos und Rückbesuche wird nicht mehr vermerkt. Stattdessen wird der Predigtdienstbericht lediglich ein Feld enthalten, in dem jeder Verkündiger angeben kann, ob er sich im vergangenen Monat in irgendeiner Form am Predigtdienstes beteiligt hat.

Missionare, Kreisaufseher und ihre Ehefrauen, Sonderpioniere, allgemeine Pioniere und Hilfspioniere werden neben der Anzahl der durchgeführten Bibelstudien jedoch weiterhin die Stunden angeben, die sie im Dienst verbracht haben. In den kommenden Wochen werden die Versammlungen weitere Informationen zu dieser Neuregelung erhalten. Man darf gespannt sein wie das praktisch gehändelt werden soll.


Doch zunächst herrschen große Freude. Kein Druck mehr, kein Gruppenaufseher mehr, der dir nachläuft, um einen Bericht von dir einzufordern. Keine Angst mehr, als untätiger und unreifer Christ eingestuft zu werden, der für kaum ein Vorrecht zu gebrauchen ist.

Aber freue dich nicht zu früh. Der Sklave weiß, was er tut, und er wird von seinem Leistungsevangelium mit Sicherheit nicht abrücken, auch wenn es oberflächlich gesehen so aussehen mag.


Schon während der sogenannte Corona-Pandemie wurden Regelungen eingeführt, die zeigen, dass es weiterhin um Leistung geht, denn Konkurrenz ist immer gut für das Geschäft. Doch im Moment sieht es aus, als habe der Sklave, - oder besser gesagt Jehova - liebevoll dafür gesorgt, dass der Druck abgebaut wird.

Gleichzeitig hat Jehova aber auch liebevoll dafür gesorgt, dass jeder den sogenannten „Hilfspionierdienst“ aufnehmen kann, indem er das Stundenziel auf 15 Stunden reduzierte.

Ja, werden nun viele erleichtert feststellen, man muss nur auf Jehova warten, dann wird alles gut, oder auf eine Pandemie - werden sich einige denken. Wie gesagt, der Sklave hat schon immer verstanden, Änderungen, zu denen er gezwungen wurde, als den Willen Jehovas zu verkaufen. In Wirklichkeit steckt Kalkül dahinter.


Auch mit dieser neuen Regelung wird es weiterhin ein Konkurrenzdenken unter der Bruderschaft geben, und es wird weiterhin der Einzelne nach seinen Leistungen beurteilt werden. Stell dir vor, ein sogenanntes Dienst-Komitee muss entscheiden, wer als Dienstamt-Gehilfe oder als Ältester die Voraussetzungen erfüllt. Der eine gibt seinen Bericht nach der neuen Regelung ab, indem er nur anführt das er in irgendeiner Form tätig war, während der andere mehrmals im Jahr den Hilfs-Pionierdienst durchgeführt hat. Die Frage, wer wohl die größeren Chancen hat ernannt zu werden erübrigt sich.


Und so ließen sich weitere Beispiele anführen. Wer wird wohl als eifrigere und reifere Schwester angesehen werden? Diejenige die nur die Mindestanforderungen erfüllt, oder diejenige, die in jeder Dienstwoche und zu jeder anderen Gelegenheit, die der Sklave einräumt als Hilfs-Pionier tätig ist. Die Antwort liegt auf der Hand, alles bleibt beim Alten, das Leistungsevangelium bleibt wie es ist.Lesen wir weiter, Zitat:


„Stattdessen wird der Predigtdienstbericht lediglich ein Feld enthalten, in dem jeder Verkündiger angeben kann, ob er sich im vergangenen Monat an irgendeiner Form des Predigtdienstes beteiligt hat.

Erstaunlich, im Predigtdienstbericht wird lediglich danach gefragt ob der Betreffende sich in irgendeiner Form am Predigtdienstes beteiligt hat. In irgendeiner Form kann natürlich weit gefasst werden. Ich erinnere mich noch an einen alten Pionier, - es ging um die Frage ab wann die Dienstzeit zählt die man berichten kann -, mir den weisen Rat gab „wenn du einmal an einer Tür vor dem Wohnungsinhaber den Namen Jehova erwähnt hast, läuft die Zeit. Es handelt sich also hier um eine Form des Predigtdienstes die schon lange ausgeübt wurde. Hauptsache die Zeit läuft. Das hat wohl der Sklave inzwischen auch bemerkt, dass die meiste Zeit auf dieser Art und Weise zustande kam.


Auf das Gelegenheits-Zeugnis wurde ja schon immer Wert gelegt, doch nun werden die Verkündiger mit Nachdruck ermuntert, darauf hinzuarbeiten. Wenn du als Verkündiger mit der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit deinen Wachtturm oder die Bibel liest, so dass dies jeder sehen kann, dann könnte dies schon eine Form des Predigtdienstes sein. So einfach geht das heute. Jeder Bibelschüler kann so ganz leicht als ungetaufter Verkündiger gezählt werden und darf sich Jehova nun hingeben, einfach genial diese neue Regelung.


Damit ist es möglich die sinkende Verkündigerzahl auf den erforderlichen Stand zu halten, um als Religionsorganisation anerkannt zu bleiben. Und die Bruderschaft wird der Eindruck vermittelt, die Mehrung schreitet voran. Die Brüder werden begeistert sein, wenn man ihnen mitteilt, dass zwei Drittel der Versammlungsverkündiger sich als Hilfspionier angemeldet haben. Das spornt an und das „Leistungsevangelium“ erhält den nötigen neuen Schwung. Wer will da schon als Außenseiter dastehen?


Weiter lesen wir in dieser Eilmitteilung, Zitat:

„Missionare, Kreisaufseher und ihre Ehefrauen, Sonderpioniere, allgemeine Pioniere und Hilfspioniere werden neben der Anzahl der durchgeführten Bibelstudien weiterhin die Stunden angeben, die sie im Dienst verbracht haben. In den kommenden Wochen werden die Versammlungen weitere Informationen zu dieser Neuregelung erhalten.

Also, für die Sondervollzeitdiener, Pionier und Hilfspioniere ändert sich nichts. Warum auch? Diese liebevolle Änderung wäre kontraproduktiv. Die Vollzeitdiener haben weiterhin als Vorbild zu dienen, um dem schwachen Verkündiger zu zeigen, das es nicht genügt nur in irgendeiner Form tätig zu sein, wenn man zu mehr Leistung in der Lage ist.


Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass sich viele Verkündiger, aber auch Außenstehende über diese Neuerung freuen. Endlich ist der Duck genommen unter dem viel zu leiden hatten. Endlich, so werden viele denken, hat der Sklave erkannt, dass diese Form des Leistungsevangeliums nichts mit dem zu tun hat, was Jesus lehrte.


Doch wer genauer hinschaut wird sehen, dass es sich hier um eine Blendgranate handelt. Der Berichtszettel wird für die „Leistungsträger“ - die es in jeder Versammlung gibt und gab - weiterhin eine Wichtige Rolle spielen, konnte man doch mit dem Berichtszettel so wunderbar dokumentieren was man geleistet hat.

Einige dieser Leistungsträger werden jedoch eher traurig sein, wenn sie ihr Stundenziel von zehn Stunden, so wie ihre Abgabeerfolge nicht mehr stolz vorweisen müssen. Für diese bleibt dann eigentlich nur noch die Möglichkeit den Pionierdienst zu ergreifen, oder wenigsten der Hilfspionierdienst, um sich von der Masse abzuheben.

Und so dient der Berichtszettel weiterhin als Maßstab und Grundlage, um zu prüfen, wie reif und geistig stark du deinen Glauben ausübst.


Es sieht also nur so aus, als habe die „leidende Körperschaft“ hier mächtig Druck von der Gemeinschaft genommen. Und solltest du die Hoffnung hegen, dass mit der Zeit auch noch die letzten Hürden fallen, so hoffst du vergebens, auch wenn dies dem, was Jesus und die Apostel lehrten, eher entsprechen würde.


Unser Gott braucht keine Berichtszettel, auf denen du deinen Dienst dokumentierst, und schon überhaupt nicht einen Dienst, den du nur wegen eines guten Berichts ausgeführt hast. Paulus schreibt über seine Motivation seines Dienstes für Christus in zweiten Korinther fünf Vers vierzehn, folgendes:


„Denn die Liebe des Christus umfängt uns, wenn wir erklären: Einer ist für alle gestorben, also sind sie alle gestorben. Er ist für sie gestorben, damit sie nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.
Deshalb beurteilen wir jetzt niemand mehr nach menschlichen Maßstäben. Auch wenn wir Christus früher so angesehen haben, so tun wir das jetzt nicht mehr.
Wenn also jemand mit Christus verbunden ist, ist er eine neue Schöpfung: Was er früher war, ist vergangen: Sieh doch, etwas Neues ist entstanden!
Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich selbst ausgesöhnt und uns aufgetragen hat, anderen mit dieser Versöhnung zu dienen: Gott war in Christus, als er durch ihn die Menschen mit sich versöhnte. Er rechnete ihnen ihre Verfehlungen nicht an und übergab uns die Botschaft der Versöhnung.
So sind wir nun Botschafter für Christus, und es ist Gott, der durch uns mahnt. Wir bitten im Auftrag von Christus: "Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet!" Er hat den, der ohne Sünde war, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zu der Gerechtigkeit kommen, mit der wir vor Gott bestehen“. So sind wir nun Botschafter für Christus, und es ist Gott, der durch uns mahnt. Wir bitten im Auftrag von Christus: "Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet!"

Ja, Gott hat seinen Sohn für uns zur Sünde gemacht, damit wir zur Gerechtigkeit kommen, und vor ihn bestehen können. Deshalb brauchen Christi Nachfolger sich nicht bis zu ihrem Lebesende für Gott verausgaben, um gerettet zu werden oder um ihre Liebe gegenüber Gott zu beweisen. Paulus, so wie alle anderen von Gott für diesen Dienst Auserwählten haben sich zwar im Dienst für Gott verausgabt, aber nicht, um ein Vorbild für die, die die Versöhnung mit Gott durch Christus dankbar angenommen haben, zu sein.

Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet, so seine Botschaft, und nicht, zeigt eure Dankbarkeit durch Leistung im Dienst für Gott.

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