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  • Bruder

Gehorsam sein oder seinem Gewissen folgen



„ Bleib in deinem Glauben fest und bewahre dir ein reines Gewissen. Einige haben das leider von sich gestoßen und dadurch im Glauben Schiffbruch erlitten“. 1. Tim. 1:19

Die Jünger Jesu vertraten den Standpunkt: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen!“ Damit stellten sie den Gehorsam gegenüber Gott allem anderen Gehorsam voran. Das war für die Apostel, die sämtlich aus dem Judentum stammten, keine revolutionäre Idee denn das 1. Gebot sagte ja nichts anderes.


Es gibt in der Bibel gibt es jedoch Berichte, die bezüglich des Gehorsams zu denken geben. Als Salomo gestorben war, wurde das Königreich geteilt. Es gab ein Zweistämmereich unter Rehabeam und ein Zehnstämmereich unter Jerobeam. Jerobeam war ein von Gott inthronisierter König! Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Errichtung zweier Kälber, von denen er sagte, dass dies die Götter Israels seien. Er wollte damit verhindern, dass seine Untertanen zu den jährlichen Festen nach Jerusalem in das Zweistämmereich gingen, um im Tempel anzubeten.


Nun stelle man sich einen Juden aus dem Zehnstämmereich vor, der aus Gesetzestreue und Gehorsam gegenüber Jehova nach Jerusalem geht um anzubeten. Er musste Mut haben! Er musste Mut haben, die Anordnung des Königs zu ignorieren Er musste einer Obrigkeit ungehorsam werden die in gewisser Weise von Gott eingesetzten war. Aber alle die Jerobeam, also einen Menschen mehr gehorchten als Gott, zogen nach Dan und Bethel um Götzendienst auszuüben. Und der Bibelbericht sagt uns dass es nicht wenige waren.


Handeln gegen das eigene Wissen und Gewissen

Auch Joab ein Heerführer Davids kann uns als Beispiel dienen. Entgegen seiner Bedenken, führte er einen Auftrag gegen sein Gewissen aus. Seine Bedenken hatten sicher mit seiner Erkenntnis, sich nicht auf militärische Stärke zu verlassen zu tun. Und seine Einstellung in dieser Frage hatte auch mit seinem Gewissen zu tun.

Als David das Volk zählen wollte, suchte ihn Joab zwar von seinem Vorhaben abzubringen, doch das Nichtbeachten dieses Ratschlags stellte sich als verhängnisvoll heraus.


Fragen wir uns, warum führte Joab Davids Befehl trotzdem aus, gegen seine Erkenntnis und sein Gewissen? Könnte es sein, dass er ein Opportunist war, jemand der sein Segel immer in den richtigen Wind drehen wollte? Er war ein Opportunist. Und nicht nur das, er war auch ehrgeizig und rachsüchtig wie es uns der Bibelbericht enthüllt. Joab hätte sich weigern können. Er gehorchte einem Menschen mehr als Gott!


Jeder Christ hat seine eigene Verantwortung

Als David die Bundeslade überführen lässt verletzte er wieder das Gesetz Gottes. Die Lade wird nicht getragen, sondern auf einem Ochsenkarren transportiert. Dabei kommt der begleitende Levit Usa zu Schaden, weil er die kippende Lade berührt um sie am Fallen zu hindern. Das hätte er nicht tun dürfen. Abgesehen vom Ungehorsam Davids hätte sich Usa entweder weigern müssen den Transport zu begleiten oder er hätte die Lade fallen lassen müssen. Man erkennt an diesem Beispiel, dass jeder der beiden Akteure seine eigene Verantwortung hatte. Und Verantwortung hat als Voraussetzung das eigene Gewissen und die Priorität des Gehorsams gegenüber Gott.


Als David Bathseba, die Ehefrau Urias zur Frau haben will ist er bereit Verbrechen zu begehen. Schließlich nimmt er Bathseba zur Frau und das gemeinsame Kind stirbt.

Man muss sich fragen, ob Bathseba wirklich so machtlos war, dass sie sich dem König hingeben musste. Auch sie hätte „Nein!“ sagen können und müssen. Gab sie dem Drängen Davids nach weil er ihr König war?


Ganz anders war Josef in Ägypten, der es ablehnte, mit der Frau seines Königs, Potiphar zu schlafen, weil er unmöglich eine so große Schlechtigkeit gegen seinen Gott begehen konnte! Und genauso verhielten sich auch die hebräischen Jünglinge am Hofe Nebukadnezars, die es ablehnten, das 1. Gebot zu verletzen. Für sie galt: „Wir müssen Gott dem Herrscher mehr gehorchen als Menschen.“

Gewiss, es gibt keine vollkommenen Menschen, denn jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens Gebote Gottes verletzen. Ausgleichendes Korrektiv kann da nur die eigene Verantwortung und das Gewissen des Einzelnen sein. Das Gesetz Jehovas nimmt niemandem die eigene Verantwortung ab! Das bedeutet auch, dass man, um die eigene Verantwortung wahrnehmen zu können, immer dort nicht gehorchen darf, wo das eigene Gewissen und/oder das Gesetz Jehovas verletzt wird.


Das bedingt auch, dass man selbst nachdenkt und sein Gewissen prüft. Das sind die Bedingungen für den Gehorsam gegenüber Menschen. Jeder trägt bekanntlich seine eigene Last und jeder muss für sich selbst Rechenschaft ablegen. Deshalb darf kein Mensch, auch nicht der „treue und verständige Sklave“ von einem Nachfolger Christi "bedingungslosen Gehorsam" fordern.

Es kann gegenüber Menschen keinen bedingungslosen Gehorsam geben, es darf ihn nicht geben! Gehorsam gegenüber Menschen ist immer an Bedingungen geknüpft. Diese Bedingungen zu lösen, bedeutet den Gehorsam gegenüber Menschen über den Gehorsam gegenüber Gott zu stellen! An dieser Frage haben sich schon viele Konflikte entzündet. Immer wieder stößt man auf den Versuch, das eigene Denken und das eigene Gewissen der Menschen vom Tisch zu wischen. Und immer wieder erkennt man Versuche, das Gewissen zu manipulieren.


Die Geschichte des Christentums klärt uns darüber auf, wieweit der Schöpfer den Abfall vom Glauben zugelassen hat. Der Abfall vom „wahren Glauben“ ist prophezeit worden: Jesus sprach eindeutig davon und die Apostel prophezeiten ihn ebenfalls.

Der Abfall vom Glauben vollzog sich langsam, beinahe unmerklich. Er wurde erleichtert durch Elemente des Neuplatonismus, der ein Denken repräsentierte, dass den meisten Heidenchristen vertraut war, das Bestreben, die Metaphysik Platons mit dem mystischen Denken des Orients zu verbinden. Er wurde erleichtert durch das pharisäerhafte Interpretieren der Heiligen Schrift.


Die Pharisäer wollten anfangs mit aller Aufrichtigkeit die Gebote der Schrift halten und erfüllen. In der Sorge um Genauigkeit verstieg man sich jedoch und verlor sich in Kleinigkeiten, die in ihrem Stellenwert den großen Geboten gleichgestellt wurden. Man argumentierte, Gott sei ein Gott der Ordnung und wer die großen Gebote beachten will, muss auch die Kleinigkeiten beachten, denn die großen bestehen aus den kleinen.


Heiligkeit bedeutete in den Augen der Pharisäer das ganze Leben als einen einzigen Gottesdienst zu sehen, wobei man sich über die Art des Gottesdienstes ganz genaue Vorstellungen machte, die mit der Zeit über den Sinn und das Sinnvolle hinausgingen. Man wurde extrem und fanatisch. Man konnte der einfachen Tatsache, dass der Mensch ein Sünder ist, nur noch bedingt zustimmen. Das Gesetz Mose zu halten, war demnach nur noch eine Frage des eigenen Willens!


Den Weg zur Vollkommenheit hatte man selbst in der Hand, so meinte man. Aus dieser extremen Einstellung entwickelte sich eine stolze und Menschen verachtende Haltung. Man gab zwar den Zehnten von der Minze und dem Dill, ließ aber die gewichtigeren Dinge wie Recht, Treue und Barmherzigkeit außer Acht. Das alles vollzog sich wohlgemerkt in anscheinend logischen Bahnen, das schien alles begründet, solange man nicht genau hinsah, solange man sich einlullen ließ durch ständige Wiederholungen immer desselben.


Mit der Zeit verschwand auch das Interesse an den ursprünglichen Worten der Schrift. Die Schrift spielte nur noch eine Rolle am Rande, wo sie doch das „Grundgesetz“ des Glaubens sein sollte! Deshalb sah sich Paulus genötigt den Juden folgendes zu sagen:


Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan“. Röm 10:1-3

In der Zeit nach dem Tod der Apostel scheint es eine gewaltige Zunahme an Menschen gegeben zu haben, die sich zum Christentum bekannten. Das könnte erklären, warum sich Konstantin um 324 so ausgiebig mit den Christen befasste und das damalige Christentum zur Staatsreligion machte! Einer Minderheit von ein paar Hunderttausend hätte er keine Beachtung geschenkt. In der Zeit danach gab es schon wieder zahlreiche Absplitterungen, weil sich Widerstand regte.


Immer war es der Widerstand einzelner Personen und Gruppen welche die neuen Lehren der Staatsreligion nicht mittragen konnten, die gemäß Gewissen und biblischer Erkenntnis anders handeln wollten und mussten.


Jedenfalls leuchten in der Geschichte immer wieder Einzelpersonen auf, die sich vom Hauptstrom abtrennten und zum Ursprung zurück wollten. Sieht man sich z. B. die Glaubensüberzeugungen früher protestantischer Gruppen an, dann ist man überrascht, wie nahe sie den Bibelforschern in der Anfangszeit der Zeugen Jehovas waren. Diese Menschen versuchten mit einem guten Gewissen Gott mehr zu gehorchen als Menschen. Das war ihnen nur möglich, weil sie die eigene Verantwortung und das eigene Gewissen und die eigene Bibelkenntnis nicht aufgegeben hatten. Hätten sie stur und ergeben ihrer Führung gehorcht, hätten sie sich mitschuldig gemacht, hätten ihren Glauben verleugnet.


Es muss deshalb immer erlaubt sein, an gewissen Stellen zu zweifeln. Nicht, dass man an Gott zweifelt, sondern an sich selbst und anderen Menschen, die eine Führungsposition beanspruchen. Die Beröer machten es uns vor: Als Paulus sie über die Rolle des Messias belehrte, griffen sie selbst zur Schrift und forschten nach. Dafür wurden sie gelobt! Sie wollten sich die eigene Verantwortung nicht abnehmen lassen, sie glaubten nicht blind. Diese Einstellung muss bei einem Nachfolger Christi ein Leben lang vorhanden sein.

Solltest du als Zeuge Jehovas denken, ich haben ja einmal gewisse Lehren geprüft und weiß nun das ich die Wahrheit habe, ich brauche nichts mehr zu prüfen oder zu hinterfragen, dann bist du dabei dein Gewissen Menschen zu unterwerfen.


Nicht Gruppen werden gerettet, sondern Menschen!

Zu jeder Zeit in der Geschichte des Christentums gab es den Gedanken, dass man als Mensch durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe praktisch gerettet sei, wenn man gehorche. Das ist so falsch und teuflisch. Es werden nicht Gruppierungen gerettet, sondern Menschen, die ein reines Gewissen und den Glauben der Bibel bewahrt haben.

Auch die Führer christlicher Gemeinschaften, Presbyterium, Älteste oder der „treue und verständige Sklave“ sind nicht Fehlerfrei oder vor Abfall geschützt! Ja, die Führung kann ein böser Sklave werden, wenn er seine Brüder „schlägt“, so Jesus gemäß Lukas zwölf Vers vierundzwanzig

Auch die Führung muss sich immer wieder bewähren, auch sie muss immer wieder prüfen, ob sie im Glauben ist, und auch sie darf nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht.

»Geht nicht über das hinaus, was in der Heiligen Schrift steht.« Seid nicht überheblich und spielt nicht einen von uns gegen den anderen aus! (1. Kor. 4:6).

Das bedeutet auch, dass der Einzelne, der die Dienste der Führung in Anspruch nimmt, seine eigene Verantwortung hat. Er hat auch die Pflicht zum Ungehorsam, wenn sein Gewissen verletzt wird oder der biblischen Erkenntnis entgegen gehandelt wird.


Diesen biblischen Grundsätzen wird manchmal von führenden Menschen unter den Zeugen Jehovas etwas anderes entgegen gestellt. Ein Mitglied des deutschen Zweigkomitees beklagte in einem Vortrag, dass es in der Organisation Menschen gibt, die nichts ungeprüft annehmen würden. Sie „ließen immer alles durch ihr Sieb laufen und erst, wenn es ihnen passt, würden sie es annehmen.“


In einem Brief äußerte er, dass jemand, der dem Sklaven so misstraue, indem er die Verkündigerdienstkarte nicht unterschreibt, nicht getauft werden könne! Hier wird eine Formalie zum Sakrament erhoben! Ohne Unterschrift gibt es demnach keine Taufe! Man muss fragen, was die Unterschrift mit der Hingabe an Jehova und mit der an IHN gestellten Bitte um ein gutes Gewissen zu tun hat.


Ein Bezirksaufseher referierte damals einmal über „unabhängiges Denken“. Die Vorgaben der WT-Gesellschaft bezeichnete er als schützenden Käfig und die Formulierungen wie „du sollst“, „du darfst nicht“, „du musst“ und ähnliche bezeichnete er als Gitterstäbe, die vor den Angriffen des Teufels schützen würden. Das Ganze lief darauf hinaus, alles zu glauben und anzunehmen, was der „Sklave“ lehrt und einfordert. Man trifft immer wieder auf Zeugen Jehovas, die sinngemäß dies sagen: „Lieber mit dem Sklaven Unrecht haben, als eigene Wege zu gehen.“Zwischen Unrecht haben und Unrecht tun ist manchmal nur noch ein kleiner Schritt.

Ohne das eigene Gewissen ist christlicher Glaube nicht möglich!

Es lohnt sich, noch einen Blick auf den Umgang der Wachtturmgesellschaft mit dem Gewissen des Einzelnen zu werfen. Dass das Gewissen des Einzelnen nicht weiter respektiert wird, ist bekannt. „In der Organisation gibt es keine Gewissensfragen, sondern nur Gehorsam!“ Dieser Satz ist gut überliefert. Aber wie steht die Lehre Jesu dazu? Man kann sie so zusammen fassen: Der christliche Glaube ist ohne das eigene Gewissen nicht möglich. In ersten Timotheus eins Vers neunzehn lesen wir:


„...indem du Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst, das einige beiseite gedrängt haben, wodurch sie am Glauben Schiffbruch erlitten haben.“


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