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  • Bruder

Es ist mal wieder so weit- bist du bereit für das Gedächtnismahl?




Kommentar zum Studienartikel des Wachtturms vom 15. 01. 24 „Bist du auf den wichtigsten Tag des Jahres vorbereitet? JW.Org HIER

 

Jehovas Zeugen feiern am 24. März 2024 den wichtigsten Feiertag des Jahres. Und so gibt es wie alljährlich einen besonderen Studienartikel. Dieses Jahr geht es um die Frage: „Bist du auf den wichtigsten Tag des Jahres vorbereitet?

 

Dieser Artikel regt Jehovas Zeugen dazu an über drei Fragen nachzudenken: „Wie können wir uns auf das Gedächtnismahl einstimmen?

Wie können wir andere motivieren es zu besuchen?

Und wie können wir auf Untätige zugehen?

Die Antworten auf diese Fragen sollen ihnen also helfen sich auf den wichtigsten Tag des Jahres vorzubereiten.

Ich frage mich, warum diese drei Fragen für die Vorbereitung auf die Feier des Gedächtnismahls so wichtig sind. So oder so ähnliche Fragen stehen jedes Jahr auf dem Programm.

 

Im Absatz 2 wird Jehovas Zeugen zunächst erklärt, warum es wichtig ist, über das Lösegeld nachzudenken, und warum sie es feiern? Und die Antwort wird wie gewohnt auch gleich geliefert, Zitat:  Deine Antwort

„Das Gedächtnismahl erinnert uns an den Wert des Lösegelds und daran, wie wir für Jesu Opfer Dankbarkeit zeigen können. Es ist eine Gelegenheit, bei der wir uns „gegenseitig Mut machen“. Jedes Jahr sind auch viele untätige Brüder und Schwestern anwesend. Manche von ihnen sind schon zu Jehova zurückgekehrt, weil sie so herzlich aufgenommen wurden. Und viele, die zum ersten Mal da sind, fühlen sich durch das, was sie sehen und hören, motiviert einen Bibelkurs zu beginnen. Kein Wunder, dass das Abendmahl etwas ganz Besonderes für uns ist“.

 

Wie wahr, die Gedächtnismahlfeier sollte etwas besonders sein für jeden Christen. Und so versuchen diese Artikel zum Gedächtnismahl zunächst die Gefühle anzusprechen, um dann auf das eigentliche Anliegen zu kommen, einen besonderen Einsatz einzufordern.

Doch zunächst geht es um Gefühle. Jedes Jahr die gleichen Fragen: „Welche Gefühle sollte es in uns wecken? Wozu sollte es uns motivieren? Welche Möglichkeiten hast du, um dich auf das Gedächtnismahl einzustimmen.

 

Diese Fragen dürften einem langjährigen Zeugen Jehovas nicht unbekannt sein, denn die Schreiber solcher Artikel verfolgen immer ein ganz bestimmtes Ziel. Man braucht dann gar nicht weiterzulesen, weil man schon weiß, um was es in der Hauptsache gehen soll. Das Opfer Jesu sollte ein Gefühl der Dankbarkeit bei uns auslösen und uns zu bestimmten Taten anregen.

 

Doch wer bisher diese Dankbarkeit noch nicht empfunden hat, kommt reichlich spät dazu, wenn er durch solche Wachtturm-Artikel dazu gebracht werden soll. Denn schon unsere Taufe hatte Dankbarkeit zum zentralen Motiv. Wenn es aber nicht so war, was dann?

 

Aus diesem Grund scheinen folgende Fragen für mich angebrachter zu sein: erreicht meine Dankbarkeit immer erst zum Gedächtnismahl einen Höhepunkt?  Sollte sie nicht das Grundgefühl für jeden sein, der die Liebe des Christus ein wenig verstanden hat?

Sollte Dankbarkeit nicht jeden Tag meine Haltung?

 

Aber es scheint, dass man Jehovas Zeugen dieses Grundgefühl nicht zutraut. Sie müssen immer wieder angespornt werden, als wäre man ein Reitpferd, das nur läuft, wenn es angespornt wird. 

Es ist nichts gegen eine Ermahnung zu sagen, die sich auf die wesentlichen Dinge unseres Glaubens bezieht, aber es wird peinlich, wenn man kleinlich wird, wie in einem Artikel 2016 und dazu auffordert, Zitat Absatz 10:

 

 „Nutzen wir die Zeit des Gedächtnismahls doch dazu, unseren Kleiderschrank und unsere Film- und Musiksammlung durchzusehen. Wir könnten auch überprüfen, was sich auf unserem Computer, Smartphone oder Tablet angesammelt hat. Wenn du deinen Kleiderschrank durchforstest, könntest du dich fragen: „Würde man erkennen, dass ich Christus nachfolge, wenn ich das trage? Oder wäre es mir peinlich, Jesus so zu begegnen?“

 

Schauen Jehova und Jesus Christus in meinen Kleiderschrank? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, denn ich weiß, wohin sie tatsächlich sehen: In den inneren Menschen! Ps. 139

 

Und in diesem Chema bewegt sich auch der diesjährige Artikel, Gefühle ansprechen um Leistungen abzurufen. Zitat Absatz 9:

 

Es hat Jesus wirklich viel gekostet, das Lösegeld für uns zu erbringen. Wenn wir darüber nachdenken, was er alles auf sich genommen hat, empfinden wir sicher tiefe Liebe zu ihm. (Lies 1. Petrus 1:8.)

 

Es ist der profane Versuch eine Kosten/Nutzenrechnug aufzustellen, zu der Jesus uns niemals ermutigen würde. Eine solche Überlegung widerspricht dem Gedanken der Dankbarkeit. Aber es wird noch peinlicher, Zitat Absatz 10:

 

Und was hat Jehova auf sich genommen, damit Jesus das Lösegeld erbringen konnte? Die beiden verbindet die engste Vater-Sohn-Beziehung, die es gibt (Spr. 8:30). Kannst du dir vorstellen, was in Jehova vorging, als er sah, wie Jesus auf der Erde leiden musste? Es muss ihn sehr geschmerzt haben zu beobachten, wie sein Sohn zurückgewiesen, misshandelt und bis aufs Äußerste geprüft wurde.

 

Es wird suggeriert das die Vater-Sohn Beziehung zwischen Jesus und seinem Vater enger war als jede andere Vater-Sohn Beziehung die wir uns als Menschen vorstellen könnten. Jeder der Vater von einem Sohn oder einer Tochter ist kann sich das vorstellen. Diese Gefühle zu benutzen, um Menschen zu bewegen Dankbarkeit zu zeigen ist verwerflich. Aber in diese Gefühlswunde bohrt der Autor dieses Artikels noch tiefer. Zitat Absatz 11:

 

Eltern, die ein Kind durch den Tod verloren haben, wissen, wie schrecklich sich so ein Verlust anfühlt. Natürlich glauben wir fest an die Auferstehung. Doch wenn ein lieber Mensch gestorben ist, lässt unsere Hoffnung den Schmerz nicht einfach verschwinden. Diese Tatsache hilft uns nachzuvollziehen, was Jehova gefühlt haben muss, als sein geliebter Sohn im Jahr 33 hingerichtet wurde.

 

 

Es beschleicht mich bei solchen Vergleichen das Gefühl, das man mit den Gefühlen der Menschen ein falsches Siel spielt, um Menschen zu Handlungen zu bewegen die den Zielen der Organisation dienen. Kleidervorschriften, materielle Dinge aufgeben, Zeit, Kraft und materielle Mittel für Jehova opfern, und so weiter.

 

Es scheint mir das man auch in diesem Jahr wieder nur auf das Äußere des Bechers und der Schüssel achtet und reinigen will, wie es Jesus den Pharisäern vorgeworfen hatte und nicht unbedingt das Innere. Immer wieder die gleichlautende Aufforderung „Wenn wir Jehova wirklich lieben, trennen wir uns von allem, was uns daran hindert  unsere Dankbarkeit zu zeigen — ganz gleich, wie viel uns das kosten mag.

 

Das ist gut! Und da denke ich doch gleich daran, was man noch so alles über Bord werfen sollte: Falsche Bibelinterpretationen, unseriöse Geschäftspraktiken, Mitgliedschaften in politischen Organisationen, staatliche Anerkennung, Doppelzüngigkeit und Heuchelei. Das alles tut JW.ORG vor unseren Augen! Das ist doch der eigentliche Ballast, der uns wirklich behindert! Aber stattdessen wird der Blick auf die „Mücken“ fokussiert, wobei das Kamel geschluckt wird. Kleinigkeiten verstellen den Blick auf das Wesentliche! Was sagte Jesus dazu?

 

„Wie schrecklich wird es für euch Schriftgelehrte und Pharisäer sein! Ihr Heuchler! Denn ihr gebt Gott sogar den zehnten Teil von Gewürzen, wie Minze, Dill und Kümmel. Gleichzeitig beachtet ihr nicht, was im Gesetz viel wichtiger ist: die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und den Glauben. Dies solltet ihr tun, ohne das andere zu lassen. IHR WOLLT ANDERE FÜHREN UND SEID SELBST BLIND. Eine kleine Mücke fischt ihr aus dem Becher, aber Kamele trinkt ihr mit.“

 

Im Artikel kommt man dann im Absatz 17 auf den Hauptpunkt zu sprechen. In der Vergangenheit wurde deutlich gemacht: „Wer Jesus liebt, setzt sich auch gern voll und ganz beim Predigen und Jünger machen ein. In der Zeit um das Gedächtnismahl bestand die Möglichkeit für 30 oder 50 Stunden als Hilfspionier im Dienst zu stehen. Heute werden nur noch 15 Stunden gefordert. Dieses Jahr wird das Hauptaugenmerk auf die Untätigen Zeugen gelenkt, deren Zahl beängstigend zugenommen hat. Zitat Absatz 17:

 

 „Wie können Älteste Untätigen beistehen? Kümmert euch liebevoll um sie. Versucht so viele wie möglich zu erreichen und zum Gedächtnismahl einzuladen. Sagt ihnen, wie sehr sie euch am Herzen liegen, und bietet ihnen eure Hilfe an. Und wenn sie kommen, dann begrüßt sie herzlich. Lasst nach der Feier den Kontakt zu diesen lieben Brüdern und Schwestern nicht abreißen und gebt ihnen jede nötige Hilfestellung, um zu Jehova zurückzufinden“

 

 Es fällt auf, dass die Organisation ein großes Problem mit Untätigen hat. Das Problem muss ja so groß sein, dass man das Gedächtnismahl als willkommenen Anlas sieht, Untätige wieder einzufangen.

 

Doch nicht nur die Ältesten werden angesprochen, sondern all die Jehova lieben, Zitat Absatz 18:

„Wir alle können dazu beitragen, dass sich Untätige wohlfühlen. Wie? Durch Liebe, Freundlichkeit und Respekt. Diesen kostbaren Schafen ist es möglicherweise schwergefallen, anwesend zu sein. Vielleicht hatten sie Angst vor der Reaktion anderer. Vermeiden wir also unbedingt unangenehme Fragen und verletzende Bemerkungen. Schließlich sind sie unsere Brüder und Schwestern. Freuen wir uns, sie wieder bei uns zu haben!

 

 

Es fällt mir immer wieder auf, dass viele Sätze so beginnen: “Wenn du Jehova liebst, dann wirst du …”, “Wenn du Jesus liebst, dann …” Hier wird die Liebe zu Gott und seinem Sohn dazu benutzt, gewisse Tätigkeiten und Verhaltensweisen zu fordern. Die Liebe zu Gott und Christus wird von Tätigkeiten abhängig gemacht, die sich Menschen ausgedacht haben!

 

Wer den Pionierdienst nicht aufnimmt, obwohl er es doch könnte, liebt Gott nicht! Wer sich nicht um die Untätigen kümmert hat keine Wertschätzung für das Opfer Jesu.

Das ist doch die Schlussfolgerung, die man aus solchen Sätzen ziehen muss - oder ziehen sollte.

 

Ich persönlich war in den letzten vierzig Jahren kein allgemeiner Pionier. Ich hätte es wahrscheinlich mit einiger Anstrengung tun können, aber ich sah keinen Grund darin, durch diese Aktivität meine Liebe zu Gott zu BEWEISEN. Meine Liebe zu Gott und Christus treibt mich dazu an, mit meinem ganzen Leben zu zeigen, wem ich gehöre! Und das ist so viel, dass ich ganz und gar damit beschäftigt bin. Mein Leben soll doch ein einziger heiliger Dienst für Gott sein:  “Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung. Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein, das ihm gefällt. Das wäre für euch die vernünftige Art, Gott zu dienen.” (Rö. 12:1)

 

Was beweist da noch der Pionierdienst? Er beweist gar nichts, was mit Liebe zu Gott zu tun haben MUSS. Ein biblisches Erfordernis ist jedenfalls der vielgerühmte Pionierdienst nicht!

 

Wer so lebt, und die Bibel hat dafür viele Beispiele, der braucht keinen “Frühjahrsputz” kurz vor dem angeblichen Gedenktag an Jesu Liebestat. Aber dafür war der Artikel wohl nicht gedacht. Er ist hauptsächlich geschrieben worden, um zum Dienst “anzuspornen”. Schade!

 

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