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Ein Abtrünniger hält einen biblischen Vortrag im Saal der Zeugen Jehovas.

  • Autorenbild: Bruder
    Bruder
  • 12. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

 

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BROOKLYN, 23. April 2017. An einem Sonntagmorgen begibt sich ein Vortragsredner der Zeugen Jehovas, eingeladen vom Vortragskoordinator, an das Rednerpult des Königreichssaals um seinen Vortrag zu halten. Er hält einen lupenreinen biblischen Vortrag. Die Zuhörer hören aufmerksam zu und einige zeigen sogar ihre Zustimmung zu dem Gesagten durch Kopfnicken.

Nichts Ungewöhnliches, magst du denken. Doch nach einer Viertelstunde wird sein Mikrofon ausgeschaltet und ein Ältester bittet ihn von der Bühne herunter. Was ist passiert?

Don Kennedy Albert
Don Kennedy Albert

Der Redner war seit 9 Jahren ausgeschlossen.

 

Man könnte nun denken, der Ausgeschlossene habe abtrünnige Gedanken geäußert und die anwesenden Zeugen Jehovas mit seinem Vortrag verletzt, doch dem war nicht so. Wir haben die ersten 15 Minuten seines Vortrags übersetzt, und jeder kann nun selbst entscheiden, ob hier abtrünniges Gedankengut verbreitet wurde. Die meisten der Zuhörer haben nicht registriert, dass ein sogenannter Abtrünniger, die auch schon einmal auf JW.Org – Kongressen, als Küchenhelfer Satans beschimpft wurden, hier einen Vortrag hält. Obwohl doch einiges so anders klang wie es Jehovas Zeugen gewohnt sind.

 

Was war so anders? Nun, er sprach auffallend viel über Jesus Christus und weniger über Jehova. Doch wenn ein Vortragsredner zu jener Zeit, mehr über den von Jehova eingesetzten König JESUS CHRISTUS sprach, wurde er zum Schweigen gebracht. Das sagt eine Menge aus über die Personen, die ihn und das, was er sagt, als einen Fremdkörper empfinden! Wie kam es zu dieser kuriosen Situation? Wir haben mit ihm gesprochen.

 

Das Interview:

Dein Name ist Don, Don Kennedy Albert. Du hast etwas außerordentlich Gutes - aber auch verrücktes getan. Warst du damals ein Ältester der Zeugen Jehovas?  Nein, war ich nicht.

 

Nun, ähm, wie kam es dazu, dass du einen öffentlichen Vortrag in der Versammlung der Jehovas Zeugen halten durftest, wo du doch in der Öffentlichkeit als Abtrünniger angesehen wurdest?  


Das ist eine gute Frage. Ich gebe es zu. Ich bekam einen Anruf vom Vortragskoordinator einer Gemeinde in Brooklyn, einem sehr netten älteren Bruder. Er sagte: „Hallo Bruder Albert“, und er bat mich, den Vortrag zu halten. Das war schon einmal passiert, denn als ich öffentliche Vorträge hielt, war ich kein Ältester. Ich kannte also eine Reihe von Gemeinden, aber sie führten mich auf keiner offiziellen Liste, weil ich kein Ältester war.

 

Er rief mich an, okay, und ich wollte ihm gerade, wie üblich, sagen, dass ich nicht mehr dabei bin, doch er nannte mir das Datum und es war der 23. April. Ich wurde am 24. April 1988 getauft und am 24. April 2008 habe ich die Gemeinschaft verlassen.

Als er mich also bat, am 23. April 2017einen Vortrag zu halten, wurde mir klar, dass ich in absehbarer Zeit kaum eine Gelegenheit haben werde als Ausgeschlossener einen Vortrag in einem Königreichssaal zu halten. Es war eine einmalige Gelegenheit. Also sagte ich zu: „Ich hatte einfach das Gefühl, ich mache es, und er gab mir die Einzelheiten, und ich schrieb sie auf.

Ich konnte nicht glauben, was ich da tat, aber dann beschloss ich es zu tun. Ich wusste nicht, warum. Ich hatte keine Ahnung, was mich dazu motivierte.

 

Vortrag mit deutscher Übersetzung:

 

 

Nachbesprechung

 

Ja Bruder Albert, - das muss ja ein aufregendes Erlebnis für dich gewesen sein. Ich bin noch ganz aufgewühlt.


Ja sicherlich. Zehn Jahre war ich raus und ich erinnere mich an alles. Und weißt du, als ich meine Punkte vorbrachte, bin ich nicht völlig von dem, was ich sagen wollte - abgekommen. Ich bin nur ein wenig davon abgewichen, habe aber meiner Meinung nach einige wichtige Punkte angesprochen. Und ich schaute ins Publikum und all die Leute, auch die, die wie Älteste aussahen, nickten zustimmend und dachten darüber nach und versuchten, das zu verarbeiten, was ich sagte.

 

Vielleicht stritten sie sich, ich bin mir nicht sicher. Und die Schwestern, besonders die älteren Schwestern, die schon länger dabei sind, die ernsten Schwestern, nickten als hätten sie jahrelang darauf gewartet, dass jemand das sagt.

Mir wurde langsam klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie mir das Mikrofon abdrehen würden. Und ich sah, dass einige Zuhörer aufstanden und Fragen stellten. Wahrscheinlich fragten sie sich untereinander: „Weißt du was?“ „Was macht dieser Typ da?“,

 

Also, weißt du, ich wollte sie nicht wirklich schockieren. Ich wollte ihnen keine Angst machen. Ich war sehr hin- und hergerissen, was ich sagen wollte. Es war psychologisch sehr verstörend, in einem Raum zu sein, in dem alle dasselbe sagten, glaubten und dachten.

Man konnte das kontrollierte Denken förmlich spüren.

 

Aber die Ältesten waren da und registrierten alles, und sobald man Dinge sagte, die nicht mit dem übereinstimmten, was man erwartet hatte, griffen sie ein.

Man hat das Gefühl, eine Grenze zu überschreiten – zumindest ich. Und als ich abtreten musste, war ich einfach nur erleichtert.   

 

Ich dachte so bei mir - Wow, die kontrollieren die Leute in diesem Gebäude komplett. Es ist wirklich erschreckend. Ganze Leben werden gekapert. Ich habe zwar einen öffentlichen Vortrag gekapert, aber von der Organisation wird das ganze Leben dieser Menschen gekapert. Und sie fühlen sich im Recht.

 

Wenn sich jemand über meine Aktion beschwert, ist meine Antwort ganz einfach: - Theokratische Kriegsführung. Und wer nicht weiß was ich meine, schau nach auf JW.Org.

17 Kommentare


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Jacky


So wie ich das verstanden habe, wurde dieser ausgeschlossene Redner versehentlich eingeladen.

Dazu ein Gedanke von mir: werden die Einladungen nicht von Ältesten oder höher ausgesprochen? Sogar unter Gebet (keine Ahnung, nur eine Idee von mir)? Wie kann es dann sein daß dann so ein Fehler passiert? Ich meine, sind nicht Abtrünnige irgendein Teig der den Brotteig verseucht oder so? Oder meine persönliche Metapher, einen Ameisenbär auf einen Ameisenhügel loslassen.

Warum hat denn Jehova das nicht verhindert? Sind Älteste und Höhere nicht geistgeleitet/Geistermenschen/Jehovas Vertreter? Ist nicht das ein Beweis daß ZJ NICHT in Kontakt mit Jehova/Gott/Jesus/Heiliggeist stehen?


LG Jacky

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Jacky

 

 

Hi Bianta,

 

ah, danke für die Infos. Wie das so abläuft mit den Einladungen.

Aber bei den Kirchentagen ist das ähnlich. Damals wohnten noch Meli´s Eltern bei uns in der Nachbarschaft als diese Kirchentage waren. Und Meli´s Eltern haben ein junges Pärchen für diese Zeit aufgenommen. Meli hat dann in dieser Zeit bei mir übernachtet. Also soooo ein Alleinstellungsmerkmal ist das von den Zj nicht unbedingt. Aber von den Ausmaßen her stechen sie bestimmt hervor. Sind aber nicht die Einzigen.

 

Steffi und Lisa haben mir schon mal erzählt daß bestimmte Stellungen und Praktiken verboten sind. Wie bescheuert kann man sein sich, als erwachsene, verheiratete Menschen so intime Sachen vorschreiben zu lassen. Oh ja, bei so…

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M.N.
16. Sept.

Das war einer der genialsten Coups, der jemals gegen "Gottes Org" gelungen ist. Man stelle sich vor: "Der Geist Jeeehooofaaas wacht über uns, er beschützt und leitet die Org, hält sie sauber und rein, die '7 Hirten und 8 Anführer' halten alles Pöööhse aus ihr fern ..." - UND DANN SOWAS! Wo war denn da "der Schutz des Herrn für seine Schafe"? Er ließ einen "pööööööööööööhsen Abtrünnigen" frontal auf die liebe und ahnungslose ZJ-Blökehammelherde los, und denen gefiel es auch noch - 🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣 - ich schmeiß mich weg!


Das war die Ultra-Megapanne, ein Supergau. Erinnert mich an den Mormonen, der mit versteckter Kamera in einen dieser "hochheiligen" Mormonentempel drang, die Nicht-Mormonen striktestens untersagt sind und in die niemand reinkommt, der…


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M.N.
20. Sept.
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Danke, lieber Schilo. Deine Ausführungen zeigen genau das, was wir postulieren: Nur EINZELNE - genauer: EIN Einzelner, nämlich RFranz; andere WTG-Oberbosse sind mir nicht bekannt, die das getan hätten - sind ausgeschert, wahrscheinlich WEIL sie tatsächlich vom Heiligen Geist geführt waren, und haben die durch und durch NICHT von Gottes Geist geleitete WTG-Bossriege verlassen. RFranz konnte ganz einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher - zu groß waren die kognitiven Dissonanzen, zu schmerzhaft der innere Konflikt - der Gewissenskonflikt eben, weshalb ja sein Buch sehr passend "Crisis of Conscience", "Gewissenskonflikt" betitelt war. Und so ist es in der gesamten Org, von top to bottom: Es sind immer nur Einzelne, die erwachen und mit den Füßen abstimmen - oder, wenn sie…


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Der eingeladene Vortragsredner sprach erstaunlich frei und improvisierte gut. So gelang es ihm, lange die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu behalten. Gerade auch die auffällige Betonung von Jesus Christus -- dass er ihn bemerkenswert oft erwähnte -- war sicher für viele neuartig und daher interessant.


Ja, es stimmt: Wer wirklich Christ sein möchte, muss sich ganz klar zu Jesus Christus bekennen -- immer wieder ein Christusbekenner sein. Bei Jehovas Zeugen aber steht -- anders als im Neuen Testament -- weiterhin Jehova im Fokus. Sie haben das Neue Testament nicht verstanden und leben im Grunde noch nach dem Alten Testament und seinen Vorgaben und denen der Leitend. Körperschaft.


In unserer Aufwachphase haben auch wir ab einem gewissen Zeitpunkt beschlossen, Jesus Christus dadurch…


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4wache
13. Sept.

Liebe Leute von Bruderinfo,

Danke, dass ihr Teile unseres Videos https://youtu.be/6S2GLHp2i6Q?si=CwutUepRdUzp0gFL von 2017 hier veröffentlicht. Wir sind einverstanden unter der Voraussetzung, dass ihr sowohl im Artikel erwähnt, dass euer Beitrag auf unserem Video aufbaut, als auch in der Videobeschreibung einen Link auf unser Video anbietet.

Und das nächste Mal bitte VORHER unser Einverständnis einholen.


Freundliche Grüße,

euer Team von Die vierte Wache

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Schilo
12. Sept.

Die Situation lässt sich so deuten: Für die Zuhörer war es wie ein kurzer Blitz der Wirklichkeit – das Licht der Wahrheit leuchtete auf, als der Redner die Rolle Jesu klarstellte und zum Nachforschen aufforderte.

Mit Galater 1:8 wurde schon deutlich, was er meinte:

Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!


Dann griffen die Verantwortlichen ein, denn, wie es in Johannes 3:20 heißt: „Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.“

Statt die Wahrheit wirken zu lassen, erfüllten sie, was Jesaja 30:10–11 beschreibt: „Redet uns Angenehmes, entfernt euch vom Weg!“ Daru…


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