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Die Entdeckungen von Barbara Anderson 3. Teil

Das Leben und die Entdeckungen von Barbara Anderson Teil 3 Übersetzung, nicht lektoriert. Eine ehemalige Mitarbeiterin aus dem Bethel in Brooklyn berichtet über ihre Erfahrungen und Hintergründe aus dem Zentrum der WTG.  Quelle: https://www.watchtowerdocuments.com/barbara-anderson.html Karl Klein und sein "neues Licht" 1989 war es mir klar, dass Karl Kleins beste Jahre hinter ihm lagen. Er war senil, kränklich und ganz infantil, ein Mann den die Leute mieden wegen seiner besonderen Art zu sprechen offensichtlich exzentrisch aufgrund des Alters. Gierend nach Aufmerksamkeit kam Karl Klein 1992 eines Tages und sagte mir und anderen Gliedern der Schreibabteilung aufgeregt etwas über den Vorschlag, den er der Leitenden Körperschaft machte und der neues Licht werden sollte obwohl solche Vorabenthüllungen verboten waren. Zum Frühstück vor 6000 anwesenden Bethelmitgliedern im gemeinsamen Frühstücksraum hörte man, dass Jehova eine Rechtfertigung durch Menschen nicht benötigte wobei sein Hauptziel die Rechtfertigung seiner Souveränität sei. Die Zeugen predigten seit 1935, dass Jehovas Hauptziel nicht die Rettung des Menschengeschlechtes sei, sondern die Rechtfertigung seines Namens. Karl Klein versicherte nun, nach siebenundfünfzig Jahren, dass wir wüssten, er wäre Gottes Seher in dieser Sache und aufgeregt erzählte er jedem, der ihm zuhörte, dass dieser Wechsel durch ihn offenbar wurde. Jack Barr, den wir als persönlichen Freund betrachteten, war ein freundlicher Mensch, aber lief in Barrys Schatten und tat das, was dieser ihm sagte. Unglücklicherweise war er schwach, nicht wie der sprichwörtliche „Wolf im Schafspelz“, sondern eher ein „Wölfchen“. Barrs schwache Gesinnung bewies er, als Lloyd Barry außerhalb der Stadt war und Barr die Druckabteilung davon abhielt, die Anweisungen Ted Jaracz, die Erwachet!-Ausgabe vom 8. April 1992 nicht zu drucken, zu befolgen, weil diese Material enthielt, die Jaracz nicht unterstützte – obwohl er nicht dazu berechtigt war, eine solche Anforderung zu stellen. Die Aufgabenzuteilung jedes Mitglieds der leitenden Körperschaft war klar definiert und die redaktionellen Entscheidungen der Schreibabteilung waren nicht die Angelegenheit von Jaracz, so wie die Entscheidungen der Dienstabteilung, die unter Jaracz Führung standen, nicht die Angelegenheit von Barry, Barr oder Klein waren. Irgendwann beschwerte ich mich bei Jack Barr über ein notorisch unausstehliches aber höhergestelltes Mitglied der Schreibabteilung, das gerade zum Assistenten der Leitenden Körperschaft ernannt wurde. Der Mann bedrohte mich, weil er dachte, Ich wäre neugierig aufgrund seiner Beteiligung bei dem Verschwinden eines sehr wertvollen Gegenstands, das von der Gesellschaft geliehen war. Ich dachte, die Situation würde zu einer Untersuchung führen, bei der sein unethisches Verhalten dafür sorgen sollte, dass dieser Mann von seiner Position entfernt werden würde. Nachdem mich Jack Barr angehört hatte, informierte er mich darüber, dass seine Ernennung unumstößlich sei, weil „er vom heiligen Geist ernannt wurde“, damit versäumte Jack Barr immer das Richtige zu tun. Eine Freundschaft in der Schreibabteilung, die mir immer in Erinnerung bleiben wird ist die mit Harry Peloyan, einem höhergestelltem Schreiber und Herausgeber der Zeitschrift Erwachet! Harry war Harvard Absolvent und gehörte zur Bethel Besetzung seit 1957. Unter Harry grauem Haar versteckte sich ein scharfer Verstand und seine Intelligenz schien im Alter nicht nachzulassen. Diese talentierte und charismatische Person wechselte zu der Religion der Zeugen Jehovas, als er ein junger Erwachsener war. Er sagte, dass dieser Schritt ihn einiges kostete, weil er einen gut bezahlten Job aufgab um ins Bethel zu gelangen und sein wohlhabender Vater ihn enterbte, als er nicht bereit war seinen Glauben als Zeuge aufzugeben. Bis zu diesem Tag ist Harry Peloyan immer noch davon überzeugt, dass nur die Zeugen die „Wahrheit“ besitzen. Wie dem auch sei, durch unsere Gespräche kam ich zu dem Schluss, dass seine Meinungen und Glaubensansichten nicht in Stein gemeißelt waren. Er war schnell bereit seinen Standpunkt zu wechseln, wenn er glaubte, dass eine theologische Lehre oder eine organisatorische Regel nicht schriftgemäß war. Es war immer eine Freude, sich mit Harry Peloyan über Themen zu unterhalten, bei denen wir beide mit Leidenschaft diskutieren konnten, ob sie religiös oder weltlich waren, obwohl wir nicht immer einander zustimmten, behandelten wir die Meinung des anderen immer mit Respekt. Immer wieder färbten sich seine Knöchel rot, wenn er seine Hände fest an seinen Tisch klammerte, während er bei einer belebenden Diskussion für einen Standpunkt argumentierte. Seine Wut auf jene, die dem Wechsel zu einer barmherzigeren Organisation im Weg standen, brodelte unter seiner scheinbar ruhigen Äußerlichen Erscheinung und konnte schnell explodieren, wenn er verärgert wurde. Wir sprachen über Kindererziehung und den Freuden und dem Ärger, die diese mit sich bringt, obwohl Harry und seine liebe Frau Rose, die 2005 gestorben ist, keine Kinder hatten. In den 1990ern gab es ein Erwachetartikel, in denen gezeigt wurde wie das Anwenden von biblischem Rat das Leben verbessern würde. Als unser Sohn uns einen gedankenreichen und freundlichen Brief der Wertschätzung für seine wunderbare Erziehung als Zeuge schrieb, druckte Harry Peloyan es auf der Rückseite des Erwachtet! vom 8. August als ein Beispiel der erfolgreichen Kindererziehung durch Eltern, die den Rat der Bibel befolgten. Es gab immer Bedarf an frischen und neuen Ideen um Menschen weiterhin dafür zu begeistern, die Wachtturm-Literatur zu lesen. Darum beobachtete ich, dass Harry Peloyan sich mit einem großen Kreis von Freunden in der Hauptstelle und auch mit Außenstehenden über aktuelle Probleme und interessanten Themen austauschte. Er war einer der vielen Mitglieder der Schreibabteilung, die sich leise darüber beschwerten, dass zu viele Leute, die die Zügel in der Hand hielten – die meisten der leitenden Körperschaft eingeschlossen-, in einem Gemütszustand der 1950er feststeckten. Meine Beobachtung war, dass die Jahrzehnte des abgeschirmten Lebens im Bethel die Führer der Wachtturmgesellschaft in ihrem Einfühlvermögen einschränkten, und sie nicht sehen konnten mit welchen komplizierten und bedrückenden gesellschaftlichen Problemen sich die Herde konfrontiert sah. Und diese naiven Männer glaubten, die Erleuchtung käme nur durch sie. Während der Zeit, in der ich für Karl Adams Antworten auf nachzuforschende Fragen anbot, las Harry Peloyan zufälligerweise etwas von meinem Material und bemerkte, dass ich ein wenig Talent für das Schreiben hatte. Unter seiner und Colin Quackenbushs Anleitung schrieb ich entweder einen Teil oder alle sieben Artikel für Erwachet! Die meisten dieser Artikel wurden von mir erforscht und geschrieben, nachdem mein Arbeitstag um war. Mit der Zeit realisierte ich, dass viele Erwachetartikel von Männer und Frauen außerhalb der Schreibabteilung erstellt wurden und durch die wirklichen Mitglieder der Abteilung nur überarbeitet wurden. Harry Peloyan, dessen Schreibtisch immer frei von Arbeit zu sein schien, nutzte immer wieder außenstehende Autoren für Artikel, die ihm zugewiesen wurden und die er dann unter seinem Namen veröffentlichte. Ich frage mich bis zu diesem Tag, ob er überhaupt eines der Bücher und der Broschüren geschrieben hat, von denen er sagte, er habe sie geschrieben. Selbst wenn Harry Peloyan dieses Material nicht geschrieben hat, hat er überhaupt irgendwann die zitierten Quellen geprüft, ob sie tatsächlich die gemachten Aussagen unterstützten? Alan Feuerbacher, ein Kritiker der Wachtturm-Theologie, dokumentierte viele Zitate aus Harrys angeblichen Veröffentlichungen, die aus dem Kontext herausgerissen worden waren. Ich würde gerne daran glauben, dass Harry Peloyan ein verantwortungsbewusster Schreiber war und er sich nicht dessen bewusst war, dass diese Zitate durch die, die ihre Artikel an ihn überreichten, aus dem Kontext herausgerissen wurden. Respekt für Frauen Harry Peloyan war gegen die Dominanz und Tyrannei von Frauen und Kinder durch unbeugsame gebieterische und patriarchalische „Männern im Glauben“, die die Bibellehren als eine Peitsche benutzten. Wir beide kannten Informationen über viele unglückliche Zeuginnen die sich über ihre Männer und dem Missbrauch ihrer Autorität als Haupt beschwerten. Ich erinnere mich daran, dass ich 1992 in Harrys Büro war, als ich ihm und einem weiteren leitendem Schreiber, Eric Beveridge, erzählte, was ich von Zeuginnen während meinem Urlaub hörte. Nach ihrer Auskunft, behandelten zu viele Männer in der Organisation Frauen respektlos und als ihre Untergebene. Eine erboste Frau erzählte mir über eine Zeugin, die behauptet hat, sie sei von einem Mann vergewaltigt worden – der ebenfalls Zeuge war – während sie sein Haus säuberte. Als er befragt wurde, gab er den Ältesten gegenüber zu, dass sie Sex hatten, aber er sagte es sei einvernehmlich gewesen und er beteuerte seine Reue. Sie leugnete, dass es einvernehmlich war und sagte, sie sei vergewaltigt worden. Sie wurde wegen Lügen ausgeschlossen, er wurde nicht ausgeschlossen, weil er seine Sünden zugab und bereute. Zeuginnen, die den Beschuldigten kannten, waren aufgebracht, weil er keinen guten Ruf hatte und sie glaubten, er sei nicht vertrauenswürdig. (Übrigens berichtete niemand diese Vergewaltigung an die Obrigkeiten) Harry Peloyan und Eric Beveridge waren nicht sehr glücklich über meine Geschichten. Die Diskussion brachte Harry dazu, Eric zu erlauben eine Erwachet-Serie zu schreiben, die das „Frauen Problem“ ansprechen würde und beauftragte mich, die Forschungen darüber anzustellen. Das Ergebnis war die Erwachet- Ausgabe vom 8. Juli 1922?, eine 15seitige Serie von Artikeln, die Hauptüberschrift auf der Titelseite lautete: „Frauen verdienen Respekt“. Nachdem dieser Erwachet veröffentlicht wurde, erhielten wir viele Briefe der Wertschätzung von Frauen. Besonders beunruhigend war uns die Tatsache, dass 75% der Briefe nicht unterschrieben waren, weil die Frauen sagten, sie seien verängstigt über eine mögliche Heimzahlung zu Hause und in der Versammlung, falls der Wachtturm ihre Briefe an die Ältesten in ihrer Heimatstadt schicken würden , um der Sache nachzugehen. Erwachet- Artikel bespricht Kindesmissbrauch Die Organisation hat eine Verschwiegenheitsrichtlinie, die forderte, dass jeder Zeuge, der in irgendeinem Rechtsfall involviert war, nur mit dem Rechtskomitee darüber sprechen darf und ansonsten schweigen sollte. Dementsprechend hörte ich etwa erst um 1984 das erste Mal von Kindesmissbrauch innerhalb der Organisation! Eine junge Frau, mit der ich in der technischen Planungsabteilung arbeitete, erzählte aufgeregt einer Gruppe von uns über einen bekannten Ältesten einer Versammlung im hinteren Teil New Yorks, der sie angehörte, bevor sie ins Bethel zog, der wegen Pädophilie festgenommen wurde. Ich fand später heraus, dass der Kinderschänder verurteilt wurde und für drei Jahre ins Gefängnis musste. Dieser bekannte und charismatische Älteste missbrauchte seine Tochter und viele andere junge Mädchen in seiner Versammlung über viele Jahre hinweg und drohte, sie sollten niemandem etwas erzählen – ein Kunststück, das bei Kindern leicht ausgeführt werden kann, wenn man eine Autoritätsfigur darstellt. Zu dieser Zeit dachte ich, dass dieses Verhalten eine Ausnahme gewesen sei, doch fand ich später heraus, wie falsch ich gelegen hatte. Der Beweis, dass es viel mehr Fälle als den obengenannten gab, bei denen Kinder von Zeugen Jehovas belästigt und missbraucht wurden und zum Schweigen gebracht wurden, war die Freigabe einer Reihe von Artikel im Erwachet vom 22. Januar 1985, bei denen die Überschrift lautete:“Kindesmissbrauch, der Albtraum jeder Mutter“. Durch meine vergangenen Erfahrungen mit der Schreibabteilung wusste ich, dass es zweifelhaft war, dass die Gesellschaft eine ganze Reihe von Artikeln diesem Thema widmen würde, es sei denn, die Offenbarungen über den Kindesmissbrauch würden innerhalb der Zeugen Organisation steigen und die Führer wussten, dass Eltern Anweisungen benötigen würden, wie sie ihre Kinder dafür bewahren konnten missbraucht zu werden und wie sie die Zeichen eines Missbrauchs oder Belästigung erkennen konnten. Trauriger Weise, wurde in den Artikeln kaum Informationen geboten, um Hilfskräften und Opfern zu helfen mit den Auswirkungen eines Missbrauchs umzugehen. Mehr noch: Es gab nie eine Anordnung einen Missbrauch sofort den Behörden zu melden. Tatsächlich waren es in dem angegebenem New Yorker Fall die Beamten der Schule, die die Behörden über den sexuellen Missbrauch von einem der Kinder in Kenntnis setzten. Kurz nachdem ich meine Arbeit an dem Zeugen Geschichten-Buch beendet hatte, erschien eine Reihe von Artikeln im Erwachet vom 8. Oktober 1991 – schon wieder über den Umgang mit Kindesmissbrauch. Der Titel der Deckseite lautete: “Die Wunden von Kindesmissbrauch heilen“. Dieser Erwachet enthielt Informationen, die speziell helfen sollten Missbrauchsopfern zu unterstützen, sich von den verheerenden Nachwirkungen des Missbrauchs zu erholen. Zusätzlich, wurden Informationen bereitgestellt, mit denen versucht wurde, den Familien und Freunden zu verstehen zu helfen, warum das Verhalten mancher Missbrauchsopfer so schädlich sei. Meine Reaktion auf diese Artikel war wahrscheinlich so wie bei den meisten Zeugen Jehovas: Ich glaubte dies sei die Information, die helfen würde die anhaltenden Folgen eines schrecklichen Verbrechens zu mildern. Die meisten von uns nahmen an, die Gründe für diese Artikel sei die wachsende Berichtserstattung in den Medien der 1980ern, die die kleinen dreckigen Geheimnisse über Kindermissbrauch in Kirchen und anderen Organisationen aufdeckten. Nachdem dieser Erwachet veröffentlicht wurde, erhielten die Zweigstellen tausende Briefe und Anrufe, die die Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber der leitenden Körperschaft ausdrückten, für diese hilfreiche Serie von Artikel, die es enthielt. Interessanterweise erhielt der Artikel vom 8.10.1991 mehr Leserbriefe als jeder andere Artikel in der Geschichte – sogar mehr als der emotionsgeladene Artikel vom 8. Juli 1990, der betitelt war: “Tierversuche ,Richtig oder Falsch“ Kindermissbrauchsprobleme der Wachtturmgesellschaft Ende 1991, erzählte mir Harry die Einzelheiten darüber, was dazu führte, dass dieser Erwachetartikel genehmigt und geschrieben wurde. Mit der Befürwortung von Lloys Barry, der den Schreiber Lee Waters jr beauftragte wurde der Artikel verfasset. Lee war als ein mitfühlender Mann bekannt, besonders sensible was den Bedarf und die Rechte von Minderheiten anging. Harry sagte, dass er und Lee eine Abhandlung mit dem Titel „Weiterziehen, Hilfe für Zeugen Fragen zur Handhabung von Missbrauch und Viktimisierung in ihrem Leben“ (https://www.silentlambs.org/education/movingforward.htm) gelesen hatten, die unter Zeugen im Jahr 1989 bis 1990 umherging. Ich kann nicht sagen, wie diese Abhandlung es bis in die Schreibabteilung geschafft hatte, aber es hinterließ einen bleibenden Eindruck. Er war von einer Zeugin geschrieben worden, Mary Woodard, die die Folgen eines Kindesmissbrauchs anhand ihres eigenen Beispiels und dem anderer Zeuginnen besprach. Mary wurde durch einen Ältesten aus Florida kontaktiert und eingeladen in die Schreibabteilung zu kommen um das Thema mit Harry und Lee zu besprechen und ihr Wissen war die Basis für die Missbrauchs-Artikel in der Erwachetausgabe vom 8.Oktober 1991. 2003 hatte ich eine lange Konversation mit Mary Woodard, von der Harry sagte, sie habe bereits 1992 Selbstmord begangen, was offensichtlich nicht stimmte den sie nahm die Einladung in die Schreibabteilung zu kommen gerne an. Sie zeigte mir ebenfalls privaten Briefverkehr, den ihr Lee sendete, als er die Artikel vorbereitete. In diesem Erwachet-Artikel wurde jedoch nicht die Anschuldigungen von Kindesmissbrauchsfällen erwähnt die von Männern begangen wurden, die Zeugen Jehovas waren, die aber von großer Bedeutung sind. Die Berichte waren zu zahlreich um sie zu ignorieren. Ich erfuhr später, dass es für die Mitglieder der Zeugen Jehovas in unseren Versammlungen eine Ausnahmeregelung gab, die Behörden über Anschuldigungen von Missbrauch und Belästigungen zu informieren. Wie auch immer, niemand den ich in der Schreibabteilung kannte drückte seine Unzufriedenheit über die Anweisung aus, Missbrauch den Behörden nicht zu melden, mich eingeschlossen, weil wir der Ansicht waren, dass „Gottes Organisation“ eine weit bessere Lösung für dieses Problem hatten als jede staatliche Behörde. Außerdem wussten wir, dass der Gang zu den Behörden dem Ruf der Zeugen Jehovas in den Dreck ziehen würde. Meistens wurden solche Anschuldigungen geheim durch Rechtskomitees innerhalb der Versammlungen bearbeitet. (Wenn die Ältesten einer Versammlung von einem mutmaßlichen Fehlverhalten eines ihrer Mitglieder hören, treffen sie sich und beauftragen drei oder mehr von ihnen ein Rechtskomitee zu bilden, das sich um die Angelegenheit kümmert). Wenn also die Anschuldigungen eines Opfers angezweifelt wurden, und Pädophile nicht bestraft wurden, waren unzufriedene Zeugen dazu angehalten ihre Meinung für sich zu behalten, sonst sie würden selbst bestraft werden. Daraufhin wurden manche verbittert, aber blieben still – überzeugt, dass ihr Missbrauch ein ungewöhnliches oder seltenes Vorkommnis in der „Organisation Gottes“ gewesen ist. „Warte auf Jehova“, bekamen unzufriedene Mitglieder zu hören, da er alle Tränen in dem künftigen irdischen Paradies von ihren Augen abwischen werde. Sobald ich meine Arbeit an dem Geschichtsbuch der „Organisation Gottes“ gegen Ende 1991 beendet hatte, wurde ich beauftragt Nachforschungen für die Kunstabteilung anzustellen, aber innerhalb ein paar Monate, kam Jack Barr in mein Büro um mich darüber zu informieren, dass Harry und andere leitende Schreiber des „Erwachet!“ meine Hilfe bei einer Recherche angefragt hatten. Wie es sich bereits 1992 abzeichnete erfuhr ich durch die Schreibabteilung immer mehr über die ernsten Probleme, die den sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb der Versammlungen der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt betrafen. Bald genehmigte Lloyd Barry einen weiteren Artikel zu diesem Thema, der am 8. April 1992 im Erwachet erscheinen sollte. Er war betitelt: „Ich weinte vor Freude“. Dieser Artikel beinhaltete Zitate der Briefe, die die Gesellschaft erhalten hatte, in denen Opfer und ihre Freunde und Familien der leitenden Körperschaft ihre tiefe Wertschätzung zum Ausdruck brachten für den Erwachet vom 8.Oktober 1991. Viele Zeugen dachten, die Informationen des Erwachet vom 8.Oktober war wie eine Brise frischer Wind, der durch die gesamte Organisation wehte, obwohl man in Wirklichkeit die Büchse der Pandora öffnete weil nun tausende Opfer von Kindermissbrauch nach Hilfe von Psychologen suchen und sich anderen Zeugen anvertrauten und eröffneten, wer in der Organisation sie belästigt hat. Was ist mit professioneller Therapie? Die Erwachet-Artikel waren dazu gedacht Opfern zu helfen mit den Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch umzugehen, indem hilfreiche Vorschläge angeboten wurden. Einer davon war, falls es nötig sei, nach einer qualifizierten psychologischen Fachkraft zu suchen oder ein hörendes Ohr bei einem Mitchristen der Versammlung zu suchen. Doch die Mehrheit der leitenden Körperschaft, besonders Ted Jaracz, war absolut dagegen dass die Herde nach mentalen Ratgebern oder Therapeuten sucht, sie waren überzeugt, dieser Rat von Therapeuten käme aus Satans Welt. Die Leitende Körperschaft, zusammen mit anderen hochrangigen Wachtturm-Offiziellen glaubte, dass die Anwendung biblischer Ratschläge wie sie im Wachtturm zu finden sind zu psychologischer Stabilität führen könnte, selbst wenn jemand unter dem Trauma von Kindesmissbrauch leiden musste. Generell lautete der Rat sogenannter „reifer Zeugen Jehovas“ immer gleich, was auch immer einen Zeugen schmerzte: lies die Bibel, geh‘ zu den Zusammenkünften und beteilige dich am Haus zu Hausdienst. Da die Opfer des Missbrauchs davon entmutigt wurden, Therapie von außerhalb zu suchen, riefen sie ihre Ältesten zur Hilfe, was oft zu einem Albtraum-Szenario für beide wurde – Opfer und Ältesten. Wenn Missbrauchsopfer dachten, dass das unsensible Verhalten gegen sie innerhalb der Organisation sich ändern würde, nachdem das Erwachte vom 8.Oktober 1991 veröffentlicht wurde, so gab es für sie ein unsanftes Erwachen, weil sich in Wirklichkeit wenig auf Seiten vieler Ältesten geändert hatte. Festgefahrene Einstellungen blieben im Grunde erhalten, den die Ansicht, dass nur die Anwendung der Schriften jemanden heilen kann und nicht der Rat weltlicher Bücher, aus denen Erwachet vom 8.Oktober 1991 so offen zitierte. (Das ist der Hauptgrund warum viele Führer der Zeugen immer noch im Widerstand gegen die Informationen sind, die in diesem Erwachet gefunden werden) Was ist mit „unterdrückten Erinnerungen“ und MPS (Multiple Persönlichkeitsstörung)? Ein anderes Thema, das in diesem Erwachet behandelt wurde, war ein seltsames Syndrom, gemeinhin bekannt als „verdrängte Erinnerungen“ Dieses Thema war einigen Gliedern der leitenden Körperschaft und auch andere einflussreichen Zeugen nicht wirklich bekannt. Nach dem was Lee sagte und was durch persönliche Briefe von Überlebende Missbrauchsopfern und ihren Therapeuten bekräftigt wurde, berichteten viele Opfer Erinnerungen zu haben über Ereignisse des Missbrauchs der schon Jahre zurückliegt, als sie noch Kinder waren. Die Verlässlichkeit dieser Erinnerungen wurde zum Mittelpunkt einer kontroversen Diskussion unter Experten für seelische Gesundheit und auch innerhalb der Wachtturm Organisation. Im Hauptquartier wurden die Versammlungen durch die Dienstabteilung überwacht. Es waren Männer aus dieser Abteilung, angeleitet durch das Mitglied der Leitenden Körperschaft, Ted Jaracz, die in negativer Weise über Älteste sprachen, die über die Besonderheit der „verdrängten Erinnerung“ nachfragten. Tatsächlich wurde mir erzählt, dass Jaracz ein Anhänger derer war die gegen die Erkenntnis der „unterdrückte Erinnerungen“ waren. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS), aktuell bekannt als dissoziative Identitätsstörung (DIS) wurde ebenfalls zum heiß umstrittenen Thema. Obwohl das MPS Syndrom niemals in den Veröffentlichungen des Wachtturms erwähnt oder in irgendeinem Brief der Gesellschaft an die Ältesten gefunden wurde, kamen Älteste im ganzen Land mit diesem Phänomen in Berührung durch leidende Opfer eines Missbrauchstrauma, die eine schwere Zeit in der Versammlung hatten, manche wurden sogar als von Dämonen besessen bezeichnet. Wie könnten diesen Leidenden geholfen werden, wenn manche in der Dienstabteilung MPS/ DIS und verdrängte Erinnerungen als Modeerscheinung oder gar als Wahn betrachteten und dies so auch sagten? Es gab so viel Verwirrung und Unglaube unter den Führern des Wachtturms über MPS, dass Harry mich darum bat, einen Artikel darüber zu schreiben. Traurig das zu sagen, durch den ständigen Krach rund um den Erwachet-Artikel vom 08. Oktober 1991, wollte Lloyd Barry das Thema MPS nicht aufgreifen, aus Angst davor mehr Kontroversen zu erzeugen, deshalb wurde die Veröffentlichung dieses Artikels schon in Frage gestellt. Ende 3. Teil 4. Teil demnächst

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