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Anthony Morris - Wie Jehovas Zeugen die Gesalbten betrachten sollten

Bruder

Aktualisiert: 2. Jan. 2023



"Meine Lieben, wir sind jetzt Kinder Gottes, aber noch ist nicht offenbart worden, was wir sein werden. Wir wissen jedoch, dass wir ihm gleich sein werden, wenn er offenbar wird, denn wir werden ihn so sehen, wie er ist."   Nun, mir erschließt sich nicht, was Morris mit diesem Bibelzitat belegen möchte. Man darf auf seine Nutzanwendung gespannt sein, hören wir, worauf er hinauswill. Johannes drücke sich klar aus ... man spüre deutlich seine Zuversicht, so Morris. Ja, Johannes drückt sich, bezüglich seiner Kindschaft Gottes, klar aus, und ja: seine Zuversicht ist deutlich zu spüren. Doch seine Zuversicht und Überzeugung sind auch gut begründet. Beides resultierte nicht aus Selbstüberschätzung oder wie Morris es bei den vielen heutigen Gesalbten vermutet, aus einem unbestimmten Gefühl heraus. Nein, die Apostel konnten belegen, dass sie durch den Geist Gottes berufen wurden. Ganz anders sieht es bei den heutigen Gesalbten aus, und deshalb ist legitim sie zu fragen, worauf sich ihre Gewissheit begründet. Der Geist Gottes wurde zu Pfingsten 33 u. Z. auf alle damals anwesenden Christen ausgegossen, und alle begannen zu prophezeien und über die Wunder zu sprechen. Es gab für sie keinen Grund, sich gegenseitig nach ihrer Gewissheit zu befragen. In unserer Zeit verhält es sich anders, und wie wir noch sehen werden, mögen die heutigen Gesalbten die Frage nach dem Grund ihrer Gewissheit überhaupt nicht. Und nun behauptet Morris einfach: „Heute haben die Gesalbten dieselbe Zuversicht." Wie kommt er darauf? Für die damaligen Gesalbten waren die Gaben des Heiligen Geistes die Grundlage ihrer Zuversicht. Wenn er sagt, die heutigen Gesalbten haben ebenfalls dieselbe Zuversicht, dann müssten auch bei ihnen die Gaben des Heiligen Geistes offensichtlich sein. Sind sie das? Nein, und nach eigener Aussage haben die heutigen Gesalbten nicht die Fähigkeiten der Wundergaben des Heiligen Geistes. Also, worauf gründet sich dann ihre Gewissheit? Ist ihre Zuversicht vielleicht doch eher auf Selbstüberschätzung zurückzuführen oder auf ein unbestimmtes Gefühl? Diese Überlegung weisen die, welche sich zu den „echten Gesalbten“ zählen, weit von sich. Und so ist diese Tagestextbesprechung auch in erster Linie für die gedacht, die sich auch als „Gesalbte“ fühlen, von den Symbolen, anlässlich des Gedächtnismahls, nehmen und zeigen, dass sie sich für ein Leben im Himmel berufen fühlen. Und so spricht Morris diese Gruppe von Zeugen Jehovas direkt an, wenn er sagt: „Einige fragen sich, ob sie zu den Gesalbten gehören“ Hierzu muss man verstehen, dass im ZJ-Universum die Gesalbten etwas Besseres, etwas Besonderes sind, auch wenn das offiziell so nicht gesagt wird. Wenn daher jemand von den Symbolen nimmt, wird ihm unterstellt, dass er sich für etwas Besonderes hält. Es könnte sein, dass er sich ebenfalls durch den Heiligen Geist erleuchtet fühlt und zu einem anderen Verständnis der Lehren kommt. Damit kommt er aber den Gesalbten der leitenden Körperschaft gehörig in die Quere. Derartigen Gesalbten kann man nur misstrauen. Aber wieso eigentlich ist dieses Misstrauen nicht auch gegenüber der LK angebracht? Allein die Frage, ob du gesalbt bist, zeigt, dass du kein Gesalbter bist, so Morris, wer sich unsicher ist, ist nicht gesalbt. Aha, so einfach ist das. Zum Glück zitiert Morris aus dem Wachtturm, ich dachte schon, das steht so in der Bibel. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass diese "Zwei-Klassen"-Theologie ("Himmlische" oder "Irdische Hoffnung") als nicht biblisch zurückgewiesen werden muss. Aber darauf wollen wir hier nicht näher eingehen. Auf jeden Fall erwartet Morris von seinen Zuhörern, dass sie einem „Möchtegern-Gesalbten“ auf diesen Satz aus dem Wachtturm freundlich hinweisen. Aber wie schon erwähnt: Dieser Hinweis aus dem Wachtturm gilt nur für die „Möchtegern-Gesalbten“. Die Geistsalbung der „echten Gesalbten“ dagegen sollte von einem kleinen Verkündiger auf keinen Fall angezweifelt und hinterfragt werden. Aber, wie Morris andeutet, kommt es doch tatsächlich vor, dass Brüder einem Gesalbten die Frage nach seiner Gewissheit stellen. Morris fährt fort:

„Manchmal fragen Brüder einen Gesalbten ... woher weißt du, dass du ein Gesalbter bist. Stellt euch vor, jemand hätte dem Apostel Johannes damals solch einen Frage gestellt!" Ja, stellt euch das vor: Da gibt es doch tatsächlich Brüder, die die Geistsalbung der „echten Gesalbten“ hinterfragen. Unerhört. Nun, einen Apostel Johannes hätte damals wohl kaum einer nach dem Grund seiner Gewissheit gefragt, denn die Beweise waren, wie Morris feststellte, offensichtlich. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass der Apostel Johannes oder irgendein anderer Apostel eine derartige Frage als ehrabschneidend betrachtet hätte. Dieses elitäre Denken war den Aposteln fremd. Heute sieht es wahrscheinlich anders aus. Angesichts der Tatsache, dass die heutigen Gesalbten nach geltender Lehrmeinung eigentlich keine Gesalbte sein dürften, da sie sich erst nach 1935 dazu zählen konnten, ist es nicht verwunderlich, wenn denkende Brüder ihre Geistsalbung anzweifeln oder kritisch hinterfragen. Und wie sollte nun ein echter Gesalbter auf solche eine indiskrete Frage reagieren? Die Antwort von Morris, am besten schweigen oder auf einen Wachtturmartikel verweisen. Wer einem Gesalbten solch ein „indiskrete“ Frage stellt, dem mangelt es an angemessenem Respekt. Geht es noch überheblicher? Natürlich, da geht noch was, wörtlich sagt Morris:

Natürlich vergibt euch Gott, solltet ihr in der Vergangenheit einmal solch eine respektlose Frage gestellt haben solltet. Wir sind alle unvollkommen“. Ja, du hast richtig gehört. Morris bewertet diese „neugierige Frage“ als Sünde, deshalb: Von jetzt an, hütet euch davor, einen Gesalbten zu fragen, woher er seine Gewissheit nimmt. Durch den Geist Gottes habe Johannes die Gewissheit gehabt, ein Gesalbter zu sein und die Wundergaben, die Johannes und die Apostel durch den Geist Gottes bewirkten, waren für alle der offensichtliche Beweis. Die heutigen Gesalbten hätten die gleiche Zuversicht und Gewissheit wie die Apostel. Das dünkelhafte Denken dieser Klasse der Gesalbten, und hier besonders das von Anthony Morris, wird an einer Erfahrung deutlich, die er nun zum Besten gibt. Morris berichtet von einer “Schwester“, die es doch tatsächlich gewagt habe, Bruder F. Franz, der sich zu den Gesalbten und zum „treuen und verständigen Sklaven“ zählte, zu fragen: „Sag mal Bruder Franz, woher weißt du, dass du ein Gesalbter bist?“ Dass Bruder Frederick Franz zu den Gesalbten gehört, ist für Morris offensichtlich. Warum? Er schaute die Schwester nach eigener Aussage missbilligend an und fragte zurück, wirklich, du hast diesen „geistigen Riesen ernsthaft gefragt, warum er sich zu den Gesalbten gehört?“ Ach ja, dieser „geistige Riese“, was immer dies auch bedeuten soll, muss einfach ein Gesalbter sein. Gesalbte sind - in seinen Augen - wahrscheinlich immer „geistige Riesen“. Unter diesem Aspekt ist es nicht verwunderlich, wenn der eine oder andere fragt, woher die heutigen Gesalbten ihre Gewissheit haben? Wo sind sie heute, diese „geistigen Riesen“? Nun, sie vermutete wohl zu Recht, dass der Anspruch dieser „Gesalbten“ keine biblische Grundlage hat. Aufgrund ihrer widersprüchlichen Lehraussagen ist Misstrauen angebracht. Genau deshalb verbitten sie sich jede Infragestellung ihrer absoluten Autorität, nur darum geht es in dieser Tagestextbetrachtung. Auch der Verweis auf den Standardtext aus Römer 8:15-17 löst diesen Widerspruch nicht auf.

 "Denn ihr habt nicht einen Geist der Sklaverei empfangen, der wieder Furcht hervorruft, sondern ihr habt einen Geist empfangen, den Gott gibt, um uns als seine Söhne anzunehmen. Durch diesen Geist rufen wir aus: „Abba, Vater! Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Wenn wir also Kinder sind, sind wir auch Erben — Erben Gottes, doch Miterben mit Christus —, vorausgesetzt, dass wir mitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden."

Römer 8:15 enthält keinen Hinweis auf zwei Klassen von Christen. Hier wird jeder angesprochen der zu Christus gehört, der mit ihm leidet und ihn angenommen hat. Es gibt kein Strafgericht mehr für die, die zu Christus Jesus gehören - das ist die Botschaft, die sich aus dem Kontext von Römer 8:15 ergibt. Für Morris und die WTG ist die Geistsalbung eine äußerst geheimnisvolle Angelegenheit zwischen Gott und dem einzelnen Menschen. Keiner könne wissen und beurteilen, wer wirklich zu den Gesalbten gehört. Aufgrund dieser Lehre kann natürlich jeder von sich behaupten, zu dieser elitären Gesalbten-Klasse zu gehören. In Verbindung mit diesem Thema hat sich auch William Malenfant, ein Helfer des Lehrkomitees, in seine Tagestextbesprechung geäußert. Seine Aussage klingt allerdings noch drastischer, wenn er behauptet, "dass es Dinge gibt, die euch Verkündiger nichts angehen.“ Ihr müsst nicht die Namen der Gesalbten kennen. Die Namen der Gesalbten braucht ein Zeuge Jehovas nicht zu wissen, die gehen ihn nichts an. Aber nach offizieller Lehre der WTG wird von ihm erwartet, die gesalbten Brüder Jesu zu unterstützen und ihnen Gutes zu erweisen. Doch wer zu dieser Klasse gehört, das muss er nicht wissen? Er soll also einer anonymen Gruppe von Männern folgen, vertrauen und dienen? Warum aber lässt Jesus zu, dass wir diesbezüglich unwissend bleiben sollen? Wahrscheinlich denkt William Malenfant, dass es genüge, die Namen der „Gesalbten des treuen und verständigen Sklaven“ zu kennen. Anlässlich meiner letzten Ältestenschulung wurden wir gefragt, ob wir die Namen der "gesalbten Glieder des treuen und verständigen Sklaven" genauso gut auswendig aufsagen könnten, wie die Namen der 12 Apostel. Ich finde, das sagt alles über ihre Bescheidenheit aus. Die echten Gesalbten sitzen somit in Warwick, bei allen anderen Gesalbten müssen wir damit rechnen, dass es sich um Fake-Gesalbte handelt, deren Namen wir nicht kennen müssen. Um den Sinn solcher Aussagen richtig einordnen zu können, muss man die wahren Hintergründe kennen: die stetig steigende Zahl derer, die von den Symbolen nehmen und damit als Gesalbte eine himmlische Hoffnung haben. Diese Zahl liegt zurzeit bei über 20.000. Der gute Rat aus dieser Tagestextbesprechung lautet: Keiner weiss wer wirklich zu den Gesalbten gehört. Deshalb solle man nicht jedem glauben, der von sich behauptet, ein Gesalbter zu sein. Ich denke, dies sollten wir auch bei den Gesalbten aus Warwick berücksichtigen.


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