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Wenn ich einmal reich wär

Bruder

Kommentar zu dem Buch der WTG „Komm folge mir nach“ Kapitel 8.


Matthäus 19,24 Der reiche Jüngling

"Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?"

Das Streben nach Reichtum und materieller Unabhängigkeit ist menschlich. Um das Streben nach Reichtum geht es auch in dem Musical „Anatevka“, in dem der arme Milchmann Tewje glaubt, Reichtum könnte eine Möglichkeit sein, alle Probleme zu lösen. Viele Probleme gäbe es vermeintlich erst gar nicht. Und so hält er als frommer Mann Zwiesprache mit Gott:

"Herr, du hast gegeben in die Welt viele arme Menschen. Ich weiß, es ist keine Schande, arm zu sein, aber eine besondere Ehre ist es, weiß Gott, auch nicht! Na, was wäre denn so Schreckliches dabei, wenn ich auch ein klitzekleines Vermögen hätte, hä?“

Der arme Milchmann malt sich aus, was sich wohl viele Menschen wünschen würden, wenn sie einmal reich wären - man brauchte nicht zur Arbeit, man baute ein Haus, das der ganze Stolz wäre u.s.w. Reichtum gilt nicht nur als Statussymbole, denn ein Reicher gilt als klug und lebenstüchtig, er ist einfach ein angesehener Mann, der alles erreicht hat.


Tewje wendet sich an Gott, doch entspricht sein Wunsch nach Reichtum dem Plan Gottes? Ist Reichtum ein Zeichen dafür, von Gott gesegnet zu sein, und ist Armut eine Strafe Gottes? Sicherlich nicht. Denn was wäre das für ein Gottesbild?


Der arme Milchmann Tewje will reich werden, weil Reichtum viel möglich macht. Doch Reichtum scheint auch hinderlich zu sein. Davon berichtet jedenfalls die Bibel in einer Episode aus dem Leben Jesu. (Markus 10:17-30).


Wir alle kennen diese Begebenheit. Ein junger Mann warf sich vor Jesus auf die Knie und fragte:


"Guter Lehrer, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?"


Jesus entgegnete:


"Du kennst doch Gottes Gebote: Du sollst nicht töten! Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht stehlen u.s.w.!"


Und der junge Mann antwortete:


"An all das habe ich mich von Jugend an gehalten." 


Doch Jesus sah ihn voller Liebe an:


"Etwas fehlt dir noch zur „Vollkommenheit“, geh, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, und dann komm und folge mir."


Der junge Mann ging betroffen und traurig fort, denn er besaß ein großes Vermögen.


Bis hier hin erst einmal die Episode. Dieser Text wird von allen Religionen gern gebraucht, um von den Gläubigen Verzicht auf Reichtum, dafür aber Spenden und Einsatz zu verlangen.


Doch hatte Jesus das im Sinn, als er den Jüngling aufforderte „folge mir nach“? Wie können wir Jesus nachfolgen? Ehemalige Zeugen Jehovas kennen – so glauben sie - die Antwort, denn um diese Frage zu beantworten, hat die WTG ein ganzes Buch verfasst. Für Jehovas Zeugen reduziert sich die Antwort auf die Frage im Wesentlichen auf drei Punkte. Zitat aus dem Buch „Komm folge mir nach“ Kapitel 8:

"Erstens, Wir können den Predigtdienst zum Mittelpunkt unseres Lebens machen. Auch wenn wir familiäre oder andere Verpflichtungen haben, können wir zeigen, dass der Dienst für uns Vorrang hat, indem wir uns wie Jesus regelmäßig und mit Eifer am Predigtdienst beteiligen (Matthäus 6:33; 1. Timotheus 5:8).
Zweitens, Wir können uns beim Predigen voll einsetzen, indem wir großzügig Zeit, Kraft und finanzielle Mittel dafür aufwenden (Lukas 13:24).
Und drittens, wir können wie Jesus immer im Sinn behalten, dass das Predigtwerk sehr dringend ist (2. Timotheus 4:2). Nutzen wir jede Gelegenheit zu predigen!"

Ist dir aufgefallen, dass alle 3 angeführten Punkte sich ausschließlich auf den sogenannten „Predigtdienst“ beziehen? Zusammengefasst heißt es „Setze Zeit und Kraft und deine finanziellen Mittel ein, dann kannst du ewig leben“.


War es das, was Jesus im Sinn hatte, als er dem Jüngling klar machte „Etwas fehlt dir noch zur Vollkommenheit“? Führt Einsatz im Predigtdienst und im Sinne der Organisation Jehovas wirklich zur Vollkommenheit? Ich denke, das wollte Jesus damit nicht zum Ausdruck bringen. Vielmehr wollte er sagen, dass es keinem Menschen gelingen kann, aus eigener Kraft vollkommen zu werden und ewiges Leben zu erlangen, auch dann nicht, wenn er alle seine Kraft und Mittel für den Predigtdienst einsetzt.


Mit dem, was Jesus von ihm verlangte, war der junge Mann total überfordert, und er ging betroffen und traurig weg, denn er besaß ein großes Vermögen. Was Jesus meinte war, dass dieser Mann, wenn er wirklich vollkommen wäre, sich selbst und sein Leben für die Menschen opfern könnte und sollte, so wie es Jesus als einziger vollkommener Mensch im Auftrag Gottes tat. Aber der Mann war noch nicht einmal bereit, seinen Reichtum aufzugeben.


Die Jünger Jesu verfolgten das Gespräch entsetzt, besonders als Jesus betonte, wie schwer es ist, als Reicher in Gottes Reich zu gelangen. Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr, als dass ein Reicher in Gottes Reich kommt. Sie erkannten bestürzt, wie schwer dies doch für Menschen ist und fragten bestürzt, und auch zu Recht: „Wer kann dann überhaupt gerettet werden“?


Die Antwort Jesu bringt das Ganze auf den Punkt:


"Für Menschen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Für ihn ist alles möglich!"


Mit anderen Worten: Es liegt nicht in unserer Macht, sich das ewige Leben zu verdienen.  

 

Worum also ging es Jesus mit dieser Erzählung? Der junge Mann wollte wissen, was zu tun sei, um ewiges Leben zu erwerben. Als Jesus ihn auf die 10 Gebote verwies, antwortete er dann ganz im Sinne der jüdischen Tradition, er habe sich von Kindheit an strikt an alle Gebote gehalten.


Ohne jetzt diesen jungen „Möchtegern“ darauf hinzuweisen, dass er wohl eher nicht alle Gebot hat halten können, schien Jesus davon beeindruckt zu sein, denn er wäre der erste und einzige, dem dies möglich gewesen wäre. Eigentlich wäre seine Frage „Was muss ich tun um ewiges Leben zu erlangen“ überflüssig, da er nach eigener Aussage angeblich schon vollkommen war. Nach den Worten des Apostel Paulus aus Römer 3:12-25 brauchte er weder Jesu noch irgendetwas, um ewiges Leben zu erlangen. Paulus sagte - Zitat zusammengefasst:

"Alle sind abgewichen, allesamt sind untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Denn kein Mensch wird jemals vor Gott bestehen, indem er die Gebote erfüllt. Alle sind schuldig und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte.
Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat. Jesus hat sein Blut für uns alle vergossen und mit diesem Opfer die Vergebung für alle erwirkt, die daran glauben. Daran zeigt sich, dass es gerecht von Gott war, als er die Sünden der Menschen bisher ertrug."

Zurück zur Begebenheit. Wie es für den unbedarften Beobachter offensichtlich aussieht, gehen bei Jesus Reichtum und ewiges Leben nicht zusammen. Setzt dann jeder, der daran arbeitet, reich zu werden, nach den Aussagen Jesu auf das falsche Pferd? Für jeden Reichen wäre das ein echtes Dilemma. Und ich frage mich: Schließen sich Reichtum und das Reich Gottes wirklich gegenseitig aus, so wie es das Wort Jesu nahelegt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt?


Selbst die WTG sieht das nicht so, im Gegenteil. Reichtum ist etwas Gutes, solange er als „ungerechter Reichtum“ für Gottes Werk eingesetzt wird, siehe den Artikel "Treue im Gebrauch „ungerechten: Reichtums“" im Wachtturm vom Dezember 1977 w77 1. 12. S. 720-724:

Zitat aus Abs. 14: "Es ist zwar sehr wichtig, Personen, die wirklich in Not sind, materiell zu unterstützen, doch die vornehmste Verpflichtung für Gottes Diener besteht darin, inner- und außerhalb der Versammlung geistige Hilfe zu leisten. In der heutigen Zeit wird dies durch Druckschriften sehr erleichtert. Spenden und zinsfreie Darlehen, die der Watch Tower Society und ihren Zweigen zur Verfügung gestellt worden sind, haben es ermöglicht, Druckereien zu bauen und zu unterhalten, in denen Bibeln und biblische Literatur für einen Preis hergestellt werden können, der weit unter dem liegt, den eine kommerzielle Firma verlangen müsste."
... aus Abs. 19: "Wenn wir weiterhin unseren „ungerechten Reichtum“ in der rechten Weise gebrauchen, zeigen wir, dass wir im Geringsten treu sind. … Unsere vortrefflichen Werke werden wie Schätze sein, und uns schon heute Gottes Anerkennung und Segen zuteil kommen lassen, …  und in der neuen Ordnung, den ‘neuen Himmeln und einer neuen Erde’, ewiges Leben."

D. h.: Auch Reiche werden in Jehovas Organisation gebraucht - nichts Neues unter der Sonne. Es wäre fatal, hätte Jesus sagen wollte, Reiche würden es schwer haben, ins Reich Gottes zu gelangen.


Befassen wir uns daher noch etwas näher mit Jesu Bild vom Kamel, das eher durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt. Dieser bizarre Vergleich beschäftigt die Bibelwissenschaft schon lange. Woher kommt dieser Vergleich, denn es ist schier unmöglich, für ein so großes Tier durch ein buchstäbliches Nadelöhr zu gehen. Veranschaulicht Jesus hier eigentlich die Unmöglichkeit für einen Reichen, in das Reich Gottes einzugehen?


Ein Versuch der Bibelwissenschaft, dieses Bild zu entschärfen, besteht nun darin, die Angelegenheit so zu erklären, dass sich Jesus hier auf ein bestimmtes „Nadelöhr“ bezieht, auf ein kleines Stadttor in Jerusalem, das „Nadelöhr“ genannt wurde. Kamele einer Handelskarawane mussten ihre gesamte Ladung ablegen, um durch dieses Tor zu kommen. Das heißt, um eintreten zu können, mussten sie alle Handelsware ablegen, also ihren Reichtum.


So verständlich dieser Erklärungsversuch auch ist, er löst letztlich nicht den Gegensatz zwischen Reichtum und Reich Gottes, sprich ewigem Leben, auf.


Für Jesus geht es mit diesem Bild vom Kamel und dem Nadelöhr um etwas viel Grundsätzlicheres. Für den Menschen ist es letztlich unmöglich, aus eigenem Vermögen in das Reich Gottes zu gelangen – weder aufgrund von materiellem Vermögen noch durch anderes Können oder andere Leistungen. Das eigene Tun hat Grenzen. Dieses letzte Ziel, das ewige Leben, das Reich Gottes, das kann der Mensch sich weder erarbeiten noch erkaufen.


Letztlich kann der Mensch sich nur von Gott beschenken lassen. Die besagte Bibelstelle mit dem reichen Mann bestätigt das. Da fragen die Jünger Jesu „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Und Jesus antwortet: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott!“ Es geht also zunächst um Gott, der handelt. Es geht um sein Geschenk. Und genau darin muss der Mensch einwilligen: Sich von Gott beschenken zu lassen.


Das wäre dann die Herausforderung für einen reichen Mann. Sich von Gott beschenken zu lassen, das hört sich gut an. Aber wie realistisch ist das eigentlich, wenn es um Dinge geht wie das Reich Gottes oder das ewige Leben? Ich frage mich: Ist der Wunsch nach dem ewigen Leben heute überhaupt noch aktuell und relevant? Ich schaue noch einmal auf den armen Milchmann Tewje. Der möchte doch reich sein, um letztlich unabhängiger und wohl auch freier und anerkannter zu sein. Danach sehnt er sich. Was aber, wenn sein Wunsch nach Reichtum ihn so fesselt, dass er abhängig wird und damit unfrei?


Natürlich braucht jeder Mensch das Nötigste zum Leben. Aber, sich auf ein "Immer-mehr“ zu fixieren macht unfrei. Und genau das scheint mir der eigentliche Lehrpunkt der Geschichte zu sein, sowohl betreffs des armen Milchmanns Tewje als auch des Reichen in Jesu Geschichte.

 

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Wozu braucht die Organisation der Zeugen Jehovas so unglaublich viel Geld?


https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/zeugen-jehovas-spenden-finanzierung-100.html


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M.N.
29 gen

Ihr Lieben,


ich empfehle Euch dringend, Euch folgendes anzutun, und zwar mit Genuss:


AfD-Politiker Kotré scharf für Klimabehauptungen kritisiert | Markus Lanz vom 25.05.2023


Was sich hier abspielt, ist eine PERFEKTE Repräsentation dessen, was sich hier auf BI zwischen uns und dem "EwiglichLügen"-Troll abspielt:


Ein völlig verstrahlter, faktenresistenter rechter Troll (der mit dem dunklen Anzug und der blauen Krawatte) seines Zeichens "Energieabgeordneter der AfD", der KEINE AHNUNG hat, dennoch frech und dümmlich grinsend und ohne mit der Wimper zu zucken das hohlste, wirrste und falscheste Zeug von sich gibt, unbelehrbar wie ein Kruppstahl-Hornoxe jegliche Fakten leugnet ("nur ich habe recht - ihr alle liegt falsch"), dubiose "Experten" zitiert, die NACHWEISLICH Müll produzieren und noch nicht einmal weiß, wer die überhaupt…


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bianta
bianta
01 feb
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Digger! Egal was man da lernen kann... bald kann man diese Bohrungen ins Eis nicht mehr machen, weil es dann kein Eis mehr gibt! - Mach mal Eiswürfel wenn Du kein Strom hast! Ups, geht nicht! Weil kein Strom! -

Und hier ist das Eis weg, um neue Bohrungen zu machen, Eis was tausende und Mio Jahre vorher gab, auch wenn es früher keine Bohrmaschinen gab... aber hätte man eine Bohrmaschine gehabt, so hätte man bohren können... weil es das Eis immer gab! Also laber nicht, es gäbe keine Erderwärmung... Die kolosale Erwärmung gibt es! So wie es Euren Nebel gibt.

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Wissenswertes nebenbei:

Die Klage der reichen und mächtigen JW-Organisation in Bezug auf den kleinen Youtube-Kanal "Hilfe für Zeugen Jehovas" wurde abgewiesen:

Mehr offensichtlich ab 20 Uhr -- Urteilsanalyse eines Rechtsanwalts:


https://www.youtube.com/watch?v=7LwbnuweJrs

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Der Willi Wichtig schleimt sich dort ein.

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Reichtum hin, Reichtum her. Materielle Besitz an sich ist ja nicht unbedingt böse.

Manchen ist er ohne jegliche Anstrengung "zugeflogen". Und sie wissen damit umzugehen.


Worauf es aber ankommt: Was nimmt den ersten Platz in meinem Leben ein?

Ist es wirklich die konsequente Nachfolge Christi? Woran hängt mein Herz?


Jesus Christus vertraute nur seinen aufrichtigen Jüngern die „Geheimnisse des

Himmelreichs“ an (Mat. 13:11, 17). Nur ihnen wurde

Schritt für Schritt ein tieferes Verständnis gegeben inklusive

der himmlischen Hoffnung (Luk. 8:10). Es waren nur solche,

die wirklich an Jesu Namen glaubten und ihn annahmen,

denen er das Vorrecht einräumte, geistgezeugte „Kinder Gottes“

zu werden, um bei Gott und ihm für immer in der Herrlichkeit zu leben (Joh. 1:12;

17:24; Röm. 8:14-17,…


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Die Überprüfung wird Willi Wichtig nur von den ihm genehmen Pastoren und nur für die von ihm ausgesuchten Stellen vornehmen lassen.

Das beschäftigt ihn übers Wochenende während wir es uns im Kreis unserer Lieben gutgehen lassen.

So hat jeder sein Hobby.

FKK ist ja noch zu.....

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Das zwiespältige Verhältnis zu Reichtum konnten alle Bethelmitarbeiter zur sog. Mitgliederversammlung ohne Anstrengung beobachten. Die fand einmal im Jahr statt.

Was waren das für "Mitglieder"? Na, gut betuchte Zeugen-Männer mit ihrer Gattin. Die kamen durch die Bank vorgefahren in ihren teueren Schlitten und hatten sich in Schale geworfen. Zufall? Ganz bestimmt nicht!! Manche dieser Schlitten landeten in späterer Generation -- wenn diese also abgestoßen wurden -- bei den hoch verantwortlichen von Selters. In unserer zugeteilten Versammlungen fuhren mehrere dieser "Oberen" solche vermachten Luxuswägen. Oh, Gewissen, Gewissen -- und alle waren zufrieden.

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