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Den meisten Zeugen Jehovas ist kaum bewusst, dass ihr Leben nicht von Christus und dessen Botschaft bestimmt wird, sondern von einer Organisation, die sich als christlich bezeichnet. Sie glauben nur, was von der Organisation genehmigt wird.
Okay, in der Praxis filtern und entscheiden einige für sich persönlich, ob sie die Lehre der Organisation übernehmen, aber sie werden sich hüten, ihre Zweifel offen zu äußern. Versteckt und andeutungsweise vielleicht, aber wenn es darauf ankommt, also wenn sie direkt gefragt werden „Vertraust du dem Sklaven“ (und damit der Organisation), werden sie mit „Ja“ antworten. Und das ist auch nicht anders zu erwarten, steht doch ihre Stellung, ihre Reputation innerhalb der Organisation auf dem Spiel.
Ihnen ist nicht bewusst, dass sie bei ihrer „Taufe und Hingabe an Jehova“ einen Vertrag mit der Wachtturmgesellschaft eingegangen sind und damit anerkennen, dass ihre Rettung von dieser Organisation abhängt, obwohl ihnen im Wachtturm immer wieder gesagt wurde und wird – Zitat WT 15. Mai.2014, S.13:
„Damit wir das, was in der Bibel vorausgesagt ist, erleben können, müssen wir immer mit Gottes Organisation vorangehen.“„Das gegenwärtige böse System der Dinge wird in Harmagedon vernichtet. Satans Welt gibt es dann nicht mehr, aber der irdische Teil der Organisation Jehovas besteht weiter.“
Schlussfolgerung: Nur wer mit der Organisation verbunden bleibt, wird errettet. Es ist die Organisation, die Jehovas Zeugen durch den treuen und verständigen Sklaven Gottes Wahrheiten vermittelt.
Durchgehend argumentiert die WTG in ihren Schriften, die Aufgabe des Geistes Gottes sei es, Dinge Gottes zu offenbaren, die der Mensch nicht selbst hätte ergründen können. Die Schreiber der Bibel hätten z.B. unter der Leitung des Geistes Gottes nur das in ihren Berichten aufgezeichnet, was genau der Wahrheit entsprach und nützlich war.
Davon leitet man ab, dass auch in den heutigen Publikationen des „Sklaven“ Gottes Geist einfließt, die daher als von Jehova kommend zu betrachten sind. Zitat: w98 15. 7. S. 12 Abs. 15
„Heute verfügen wir über das vollständige inspirierte Wort Gottes, die Heilige Schrift. Aber wir haben auch den „treuen und verständigen Sklaven“, den Jesus beauftragt hat, für geistige „Speise zur rechten Zeit“ zu sorgen. Auf diese Weise spricht Gott immer noch zu uns.Deshalb fragen wir uns: „Hören wir auf den Sklaven? Wie reagieren wir beispielsweise auf Rat in Bezug auf die Kleidung und die sonstige äußere Erscheinung oder die Wahl der Unterhaltung und der Musik? ‘Hören’ wir, das heißt, achten wir auf Rat, und befolgen wir ihn?
Schlussfolgerung: „Alles, was die leitende Körperschaft, identisch mit dem 'treuen und verständigen Sklaven' schreibt, ist die Wahrheit, auch in Bezug auf deine Kleidung und äußere Erscheinung oder die Wahl der Unterhaltung. Die Organisation beherrscht alle Entscheidungen deines persönlichen Lebens.“
Das ist der Vertrag, den ein Zeuge Jehovas mit seiner Taufe besiegelt hat,
besonders vermittels der zweiten Tauffrage. Die Taufe ist quasi ein Vertrag mit einer menschlichen Organisation, wenn man der 2. Tauffrage zustimmt. Sie lautet:
„Ist dir bewusst, dass deine Taufe dich als Zeugen Jehovas kennzeichnet und du damit zu Jehovas Organisation gehörst?“
Du kannst sie auf der offiziellen JW.Org Seite - Wachturm Januar/Februar 2021 – lesen. Betrachten wir mal die Tauffragen, die am Ende der Taufansprache jedem Täufling gestellt werden und die laut und deutlich vor Zeugen mit „JA“ beantworten muss:
„Hast du deine Sünden bereut, dich Jehova hingegeben und Jesus Christus als Gottes Mittel zur Rettung angenommen?
Ist dir bewusst, dass deine Taufe dich als Zeugen Jehovas kennzeichnet und du damit zu Jehovas Organisation gehörst?“
„Deine zustimmenden Antworten“, so lesen wir im Wachtturm, „sind eine „öffentliche Erklärung“, die zum Ausdruck bringt, dass du an Jesus Christus als das Lösegeld glaubst und dich Jehova rückhaltlos hingegeben hast (Römer 10:9 und 10).“
„Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: »Jesus ist der Herr!«, und wenn du von ganzem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, dann wirst du gerettet werden. Wer also von Herzen glaubt, wird von Gott angenommen; und wer seinen Glauben auch bekennt, der findet Rettung.“
Es handelt sich bei diesem Vers um eine allgemeine Feststellung des Apostels Paulus, die nichts mit einem Vertrag zu tun hat. Doch das Religionsrecht der Wachtturmgesellschaft macht eine Vertragsformel daraus. Auf der offiziellen Web-Seite der Jehovas Zeugen Deutschland findest du das sogenannte „Religionsrecht“.
Klicke das Unterthema „Rechtliches“, dann „Rechts-Sammlungen“. Dort wirst du zunächst auf das Grundgesetz verwiesen:
„Die Freiheit des Glaubens des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses ist unverletzlich.“
Die Wachtturmorganisation beruft sich, wenn es um ihre Interessen geht, immer auf das Recht der Glaubensfreiheit. Für sie bedeutet Glaubensfreiheit beispielsweise: Wenn ein Muslim ein Zeuge Jehovas werden möchte, dann muss diese Freiheit uneingeschränkt bestehen, ohne dass er Repressalien von irgendeiner Seite, insbesondere von seiner Familie oder Freunden, befürchten muss. Dabei übersieht die Wachtturmorganisation jedoch geflissentlich, dass Religionsfreiheit auch zu gelten hat, wenn ein Zeuge Jehovas die Organisation verlässt. Doch weiß jeder, der die Organisation verlässt, dass er mit Repressalien rechnen muss, obwohl die Organisation für sich selbst die garantierte Religionsfreiheit einfordert. Aber das soll hier heute nicht das Thema sein. Vielmehr geht es um das „Religionsrecht“ der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen in Deutschland, K.d.ö.R., deren Statuten wir in ihrer Neufassung vom 22. Januar 2020 im sogenannten Amtsblatt Nr. 2, Jahrgang 2020, Abs. 4 lesen können, welches jeder Zeuge Jehovas durch seine Taufe angenommen hat. Zitat:
„(4) Gemeinsame Grundlage für das Wirken aller Gliederungen und Einrichtungen der Religionsgemeinschaft ist das religionsgemeinschaftliche Recht (im Folgenden „Religionsrecht* genannt; Psalm 19:7; Psalm 1:2; Galater 6:2).
Dieses beinhaltet das von der Leitenden Körperschaft vermittelte Verständnis der biblischen Lehre sowie des Aufbaus (Gliederung) und der Wirkungsweise der Religionsgemeinschaft (Matthäus 24:45 47).
Hierin eingeschlossen sind die in Briefen und Publikationen veröffentlichten oder mündlich durch die Leitende Körperschaft, deren Beauftragte oder das Zweigkomitee in dessen Zuständigkeitsbereich übermittelten Anleitungen.
(5) Die in den Absätzen 1 bis 4 genannten Gegebenheiten werden von allen Zeugen Jehovas mit dem Empfang ihrer Wassertaufe anerkannt (Jesaja 2:2, 3).“
Gemäß Absatz 4 ist also die Grundlage für das Religionsrecht das von der Leitenden Körperschaft vermittelte Verständnis mit Verweis auf Matthäus 24:45-47.
Man versucht zwar Paragraph 4 einen biblischen Anstricht zu geben, indem man Bibelverse anführt, die jedoch mit dem Thema nicht das Geringste zu tun haben. Die Bibel bildet also kaum die Grundlage des „religionsgemeinschaftlichen Rechts“.
Wenn wir den zweite Satz betrachten, wird klar, dass dies auch nicht wirklich beabsichtigt ist. Und im Absatz 5 wird noch extra betont:
„Die in den Absätzen 1 bis 4 genannten Gegebenheiten werden von allen Zeugen Jehovas mit dem Empfang ihrer Wassertaufe anerkannt (Jesaja 2:2, 3).“
Wenn also die leitende Körperschaft z. B. lehrt, Organtransplantation sei „Kannibalismus“, dann hast du das so lange zu glauben, bis sie etwas anderes lehrt. Und wenn sie lehrt, Jesus habe von einer „überlappenden Generation“ gesprochen, dann ist das „die Wahrheit“, bis „neues Licht“ erstrahlt. Nicht der Bibel, sondern dem Verständnis der Bibel, so wie es von der Leitung vermittelt wird, hast du als getaufter Zeuge Jehovas zu glauben.
An dieser Stelle ist es angebracht, darauf hinzuweisen, dass nicht nur Jehovas Zeugen der Leitung einer Religionsorganisation und deren Verständnis der Bibel folgen müssen – nein: Jede Religionsorganisation erwartet dies.
Das mag auch der Grund dafür gewesen sein, warum C. T. Russell, vor „Religions-Organisationen“ schon im Wachtturm vom 15. September 1895 warnte – Zitat:
„Hütet euch vor Organisationen, sie sind vollkommen unnötig. Die Richtlinien der Bibel sind die einzigen die ihr benötigt. Versucht nicht andere in ihren Gewissensentscheidungen auf etwas festzulegen und lasst das auch nicht bei euch zu. Glaubt und gehorcht so weit, wie ihr Gottes Wort im Augenblick versteht, und wachst so weiterhin Tag für Tag in der Gnade in der Erkenntnis und der Liebe.“
Eine Warnung, die besonders für Jehovas Zeugen heute noch ihre Gültigkeit hat. Und auch Russells Begründungen gegen die Gründung einer Religionsorganisation sind aktueller denn je. In seinem 3. Band der Schriftstudien „Dein Königreich komme“ schrieb er schon:
„Gewiß, jedermann, der sich irgendeiner dieser menschlichen Organisationen anschließt und ihr Glaubensbekenntnis als das seine annimmt, weiß, dass er sich damit verpflichtet, weder mehr noch weniger zu glauben, als jenes Glaubensbekenntnis über die Sache ausspricht.
Wer trotz solcher freiwillig eingegangener Knechtschaft, nicht für sich selbst zu denken und aus anderen Quellen Licht zu empfangen, das über das Licht hinausgeht, das die Sekte genoss, als er sich ihr anschloss, muss entweder der Sekte und ihrem Versprechen derselben gegenüber, nichts ihrem Glaubensbekenntnis Widersprechendes zu glauben, untreu sein - oder das Bekenntnis, dem sie entwachsen sind, ehrlich beiseite werfen - ihm entsagen und aus dieser Sekte austreten.
Das zu tun erfordert Gnade - kostet einige Anstrengung - und zerreißt oft angenehme Verhältnisse und setzt den ehrlichen Wahrheitssucher den einfältigen Beschuldigungen aus, dass er ein Verräter an seiner Sekte sei, ein Wetterwendiger, ein Unbeständiger. Und so wird erwartet, dass man sich der Sekte gänzlich ergibt und nicht mehr sich selbst gehört. Die Sekte unterscheidet nun für ihn, was Wahrheit und was Irrtum sei.“
Charles Taze Russell 3. Band der Schriftstudien „Dein Königreich komme“.
Auf der Grundlage dieser Aussage würde Charles Taze Russell heute von der aktuell leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas mit Sicherheit ausgeschlossen. Er wird in der Geschichte der Zeugen Jehovas zwar immer noch als der Gründer der Ernsten Bibelforscherbewegung gewertet. Doch seine Rolle als Glied der leitenden Körperschaft, dem „treuen und verständigen Sklaven“, so wie seine Zugehörigkeit zu der „Generation die nicht vergeht“, ist am Verschwinden.
In der monatlichen Broadcastsendung vom September 2015 überraschte die leitende Körperschaft die Zeugen Jehovas mit einer neuen Erklärung zur „Generation“, die nach den Worten Jesu nicht vergehen würde. Und hier fiel mir schon auf, dass C. T. Russell, Gründer der Bibelforscherbewegung und Vorläufer der Zeugen Jehovas, namentlich nicht mehr erwähnt wird. Stattdessen erwähnt David Splane besonders den Vizepräsidenten der damaligen Organisation, Fredrick Franz. Wahrscheinlich, weil er auf Grund seiner langen Lebenszeit von 99 Jahren besser in das Konzept der „überlappenden Generation“ passt.
Aber wie dem auch sei: Auffallend ist, dass Charles Taze Russell als Teil des „neuzeitlichen treuen und verständigen Sklaven“ kaum noch erwähnt wird. Vielleicht deshalb, weil seine damalige Warnung vor Organisation dem Religionskonzept seines Nachfolgers Rutherford widersprach? Tatsächlich offenbart die Geschichte der Zeugen Jehovas einen Machtkampf zwischen Russell und Rutherford, den letzterer – langfristig gesehen – endgültig gewonnen hat.
In der Wachtturm-Studienausgabe vom Oktober 2019 kann man unter dem Thema „Vor 100 Jahren - 1919 bis 2019“ lesen, wie sich Ende 1919, nach der Freilassung von Rutherford aus Gefängnishaft, das „neuzeitliche Volk Jehovas“ neu organisierte und mit neuer Kraft das Werk des Jüngermachens fortführte. Damit hätten sich auch einige wichtige Prophezeiungen über die letzten Tage erfüllt, unter anderem die in Maleachi 3:1-4 vorausgesagte Prüfung und Läuterung des Volkes Gottes. „Jehovas Volk“ sei aus der „Gefangenschaft Groß-Babylons“ befreit worden und Jesus habe daraufhin den „treuen und verständigen Sklaven“ eingesetzt.
In diesem Zusammenhang ist in diesem Artikel ein Satz bemerkenswert, der schlussfolgern lässt, dass der offensichtliche Machtkampf zwischen den Bibelforschern und dem Nachfolger Pastor Russells, dem neuen Präsidenten Rutherford, von letzterem gewonnen wurde – Zitat: „Die Bibelforscher waren nun bereit für das, was Jehova mit seinem Volk vorhatte.“
Ob die von der jetzigen „leitenden Körperschaft“ verfolgten Ziele jedoch dem Vorhaben Gottes entsprechen, ist zu bezweifeln. Tatsächlich wird immer deutlicher, dass das Leben der Zeugen Jehovas nicht von Christus und dessen Botschaft, sondern von einer Organisation, die sich als christlich bezeichnet, bestimmt wird. Dementsprechend erfolgte ihre „Hingabe an Jehova“ an eine Organisation - aber nicht, wie sie glauben, an Jehova.
Hallo,
Die JP Gruppe bat mich dies hier zu fragen:
Auf vielen Aussteiger Foren liest man immer wieder Berichte von Ältesten die empört waren wie unbarmherzig Mitälteste urteilten und handelten. Aber nie, oder extrem selten, dass ein Ex Ältester von seinen eigenen, hartherzigen, gnadenlosen Urteilen erzählt. Etwa bei einem Rechtskomitee, usw. Gibt es die wirklich sehr selten, oder spielt da eine gewisse Scham eine Rolle?
Grüße JP und Steffi
Die Organisation im Klartext.
https://www.youtube.com/watch?v=83-5P6SgJUY
Die Kommentare darunter sind lesenswert.
Nur ein Beispiel:
Hallo Linndoor,
Weißt du warum ich so sehr begeistert bin dass Frau mit Frau nicht biblisch verurteilt wird? Weil dies die einzige Stelle in der Bibel ist, in der wir Frauen besser wegkommen als Männer. Wir werden ständig als Menschen zweiter Klasse dargestellt. Schon allein dass es toleriert wurde dass ein Mann mehrere Frauen haben durfte. Weißt du eigentlich als Mann wie demütigend so was ist für uns Frauen? Das Haupt der Frau ist ihr Mann. Usw. Jetzt stell dir mal das anders herum vor: die Frau ist das Haupt von ihrem Mann. Oder eine Frau hat 500 Männer und 1000 Nebenmänner....... zugegeben, die Vorstellung hat seinen Reiz ;-)
Aber ernsthaft, du kannst schon erkennen dass ich inzwischen glaube dass…
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Die Taufe bei den Zeugen Jehovas ist der Eintritt in eine autoritäre Organisation.
Dies wurde schon 2009 in der "Zeitschrift für Religion und Weltanschauung" untersucht:
https://www.ezw-berlin.de/publikationen/artikel/1370-neue-sklaven-jehovas/
Mit der Taufe liefert sich das neue Mitglied „einer Macht aus, die ihn unter eine totale Vormundschaft stellt ... Die Grundmotive, mit denen gearbeitet wird, sind Angst und Hoffnung."
Die Tragweite der Entscheidung zur Taufe, und damit fortan „Sklave“ der Leitenden Körperschaft zu sein mit allen seinen Konsequenzen, ist vielen Täuflingen nicht klar. Das wird ja auch vorher nicht wirklich deutlich kommuniziert. Würde es anders sein: kaum noch jemand ließe sich dann taufen.